CPU im Eisschrank?

18.04.1975

Kommen denn die künftigen Computer-Generationen aus der Kälte? Trauerwein las und staunte. Vermutlich wird die Zentraleinheit bald im Eisschrank geliefert!

Denn den bekannten Supra-Leiteffekt (widerstandsloser Stromfluß bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt) für die Halbleitertechnik zu nutzen, ist seit Jahren Ziel geheimer Entwicklungsarbeiten in zahlreichen Forschungsstätten.

Wissenschaftler des IBM Forschungslaboratoriums in Rüschlikon-Zürich bauten bereits vor zwei Jahren das erste Muster eines supraleitenden elektronischen Bauelements. Es kann in weniger als zehn Pico-Sekunden umgeschaltet werden. Merke: Eine Pico-Sekunde ist der billionste Teil einer Sekunde. Vergleich: Das Verhältnis Pico-Sekunde entspricht dem von einer Sekunde zu 30 000 Jahren. Vom Labormuster bis zur kommerziellen Nutzung werden sicher noch viele, viele Jahre vergehen. Trauerwein wird also auf die theoretisch einhundertmal schnellere Computer-Generation noch warten müssen.

Es gibt da nämlich noch ein kleines Problem zu lösen. Innerhalb einer Taktzeit von 10 Picos legt der Strom nämlich nur einen Weg von gut 3 mm zurück. Entsprechend wird man die Packungsdichte erhöhen müssen. Mini-Mini-Minis ante portas?

Das Dumme ist nur das Klimatisierungsproblem. Der absolute Nullpunkt liegt bei minus 273,15 Grad Celsius.