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Corel sichert sich die rettende Bargeld-Infusion

26.05.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckende Softwareunternehmen Corel hat eine Barinvestition von rund zehn Millionen Dollar erhalten. Mit dem Geld will die Firma den erforderlichen Umstrukturierungsprozess finanzieren.

Bereits im April hatte Corel an die US-Börsenaufsicht SEC berichtet, dass der Company binnen Quartalsfrist unter Umständen das Bargeld ausgeht. Die Rettung versprach sich das Unternehmen durch die geplante Übernahme von Inprise/Borland, wodurch rund 240 Millionen Dollar Bargeld in die Kassen gespült worden wären. Ziel der Partner war es, sich zu einem "Powerhouse" für den boomenden Linux-Markt zu vereinigen. Vor zwei Wochen platzte allerdings der Merger, da der Aktienkurs von Corel um bis zu 70 Prozent eingebrochen war, wodurch sich eine Übernahme für Inprise-Anteilseigner nicht mehr gelohnt hätte.

Hilfe naht jetzt durch die kanadische Investmentfirma Canaccord Capital. Das Unternehmen wird für rund zehn Millionen Dollar Anteile direkt von Corel kaufen, zusätzlich einigten sich die Unterhändler auf eine Option in gleicher Höhe. Canaccord zahlt pro Aktie 90 Prozent des Wertes, der an vier Handelstagen durchschnittlich für einen Corel-Anteilschein ermittelt wird. Allerdings müssen die Regulierungsbehörden der Beteiligung noch zustimmen.

Das Bargeld soll dazu verwendet werden, bereits angekündigte Umstrukturierungsprozesse in die Wege zu leiten. Nach Aussage des Finanzvorstandes John Blaine will Corel jährlich rund 40 Millionen Dollar einsparen. Wie dies erreicht werden soll, ließ er allerdings offen. Zudem geht das Unternehmen selbst davon aus, dass in den nächsten zwei Quartalen keine schwarzen Zahlen erwirtschaftet werden. Im letzten Quartal meldete Corel einen Verlust von 12,4 Millionen Dollar.

Zeitgleich mit der Finanzspritze haben zwei ranghohe Manager angekündigt, die Firma zu verlassen. Vice President Eric Smith und Executive Vice President Sandra Gibson kehren Corel im Juni den Rücken. Gründe für das Ausscheiden wurden nicht genannt, allerdings habe es laut Corel nicht an der finanziellen Situation des Unternehmens gelegen. Bereits im vergangenen Jahr musste die Company den Rücktritt dreier Manager, darunter auch CFO Michael O´Reilly, hinnehmen. Daraufhin fiel der Aktienkurs um mehr als 20 Prozent.