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Corel geht das Geld aus

25.04.2000
Fusion mit Inprise in Gefahr

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Beim kanadischen Grafiksoftware-Spezialisten Corel könnte innerhalb der nächsten drei Monate das Bargeld knapp werden, sollte der vorgeschlagene Merger mit Inprise (ehemals Borland) nicht von den Aktionären gebilligt werden. Dies geht aus einer Pflichtveröffentlichung des Unternehmens bei der US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) hervor. Mit der Akquisition würde Corel Bargeld in Höhe von 250 Millionen Dollar erhalten. Nach Angaben von Inprise-Sprecherin Marilee Adams war ihre Firma zum Zeitpunkt der Fusionsgespräche über den finanziellen Status der Kanadier informiert. Die Abstimmung der Aktionäre über das Zusammengehen der Unternehmen soll im Juni stattfinden.

Die Corel-Warnung gibt den Fusionsgegnern neue Nahrung. Das ehemalige Inprise-Vorstandsmitglied Robert Coates, der die Softwareschmiede nach Bekanntwerden des vorgeschlagenen Mergers aus Protest verlassen hatte, hat in einem US-Gericht inzwischen Klage gegen die Fusion eingereicht. Er wirft Corel vor, seine finanzielle Situation falsch dargestellt zu haben. Wenig förderlich in der Merger-Frage erwies sich auch das letzte Unternehmensergebnis der kanadischen Softwerker, die in ihrem ersten Quartal einen Verlust von 12,4 Millionen Dollar ausgewiesen hatten (CW Infonet berichtete). Die Corel-Aktie fiel gestern um 16,54 Prozent und notierte zum Börsenschluss bei 6,625 Dollar.

Die Inprise-Aktionäre dürfte dies wenig freuen, sollen sie doch bei einer Fusion beider Firmen für jede ihrer Aktien 0,747 Corel-Anteile erhalten. Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Mergers lag die Corel-Aktie noch bei rund 20 Dollar.