Convergence: Microsoft will Geschäft mit Mietsoftware ankurbeln

27.03.2006
Microsoft plant eine Hosting-Variante von Dynamics CRM und holt die Hausmesse Convergence im November nach München.

Vertriebspartnern von Microsoft soll es mit den in der neuen Service Provider Edition enthaltenen Software-Werkzeugen einem Bericht des Fachmagazins "is report" zufolge leichter als bisher möglich sein, die Customer-Relationship-Management -Software "on demand", also zur monatlichen Miete anzubieten. "Die neuen Tools reduzieren die Kosten für unsere Hosting-Partner", erklärt der Microsoft-Manager Kees Hertogh auf der Convergence 06 in Dallas.

Problem indirekter Vertrieb

Hosting-Partner von Microsoft wie Genesys Telecommunications, Telecom Italia und Avanade wollen Dynamics CRM zur Miete anbieten. Obwohl Microsoft seit der Verfügbarkeit von MS CRM 180.000 Anwender bei 7000 Kunden (darunter auch große Unternehmen wie Boeing oder der Pharmahersteller Pfizer) gewinnen konnte, gelang es dem Konzern bislang nicht, im Markt für Mietsoftware Fuß zu fassen. Microsoft kann wegen seines ausschließlich indirekten Vertriebsmodells nicht selbst am Markt auftreten, sondern ist auf seine Partner angewiesen.

In den USA, aber vor allem in Deutschland können diese bis dato jedoch keine größeren Kundenzahlen für Mietsoftware vorweisen. "Microsoft-Partner gestalten die Endkundenpreise für das Mietangebot", erklärt Ralf Korb, Research Director bei der Hewson Group, und fügt hinzu: "Sie werden aggressiv vorgehen."

CRM-Hosting liegt im Trend

Wettbewerbern von Microsoft, allen voran Salesforce.com, aber auch Siebel Systems, gelang es bereits, zahlreiche Kunden für ihr Mietangebot zu gewinnen. Erst vor kurzem hat auf Grund dieses Erfolges auch SAP, der Marktführer im Geschäft mit Software zur Steuerung von betrieblichen Abläufen, ein Mietangebot für seine Kundenmanagement-Software avisiert. "Der Markteintritt von SAP zeigt, dass dieses Geschäftsmodell Wachstumspotenzial birgt", sagt der Hewson-Analyst Korb.

Brad Wilson, weltweit für die CRM-Software von Microsoft verantwortlich, sieht sich allerdings gegenüber seinen Wettbewerbern, da das Microsoft-Angebot auf dem selben Datenmodell, derselben Progammbasis und derselben Geschäftslogik basiere wie die up front bezahlten und "on premise" installierten Lizenzen. Ein Wechsel zwischen den beiden Angebotsvarianten sei daher problemlos möglich (das reklamiert allerdings auch die SAP für ihr Vorhaben).

Dies gelte auch für die Anbindung von Dynamics CRM an die eigenen kaufmännischen Produktlinien wie Dynamics AX, ehemals Axapta, und Dynamics NAV, ehemals Navision. "Die Pole-Position von Salesforce.com im Markt für Mietsoftware wird durch die Microsoft-Offensive geschwächt", glaubt Hewson-Analyst Korb.

Microsoft will aber auch Kunden seiner Konkurrenten im Markt für betriebswirtschaftliche Standard-Software für Dynamics CRM gewinnen. Dafür will die Gates-Company innerhalb der nächsten zwölf Monate so genannte Konnektoren anbieten, die Dynamics CRM mit den ERP-Produkten (Enterprise Resource Planning) von SAP und Oracle in Echtzeit verbindet. Diese Konnektoren dienen dazu, die Synchronisation von Daten und sowie die Prozessabläufe zwischen den Anwendungen einfacher und schneller zu gestalten.

Convergence im November in München

Microsoft gegenüber dem "is report" außerdem bestätigt, dass es die Kundenmesse Convergence des Geschäftsbereichs Business Solutions erstmals auch in Europa veranstalten wird. Die Convergence Europe wird demnach vom 6. bis 8. November in München stattfinden. Der Hersteller rechnet dabei mit gut 3000 Besuchern.

Obwohl die deutsche Landesgesellschaft des amerikanischen Software-Riesen zu den umsatzstärksten in Europa zählt, überrascht die Entscheidung von Microsoft, die Großveranstaltung nach München zu verlegen. Die bayerische Landeshauptstadt hat sich den Unmut von Microsoft zu gezogen, als die Stadtoberen sich dafür entschieden, Windows durch Linux zu ersetzen.

Die Entscheidung für eine europäische Kundenveranstaltung war jedoch überfällig. Erstens weil die Dynamics NAV und AX in Europa weit verbreitet sind (in Nordamerika stehen eher die ehemaligen Produktlinien von Great Plains im Mittelpunkt). Und zweitens, weil der Microsoft-Konkurrent SAP seine "Sapphire" ebenfalls sowohl in den USA als auch in Europa abhält. (tc)