CES-Nachlese

Consumer Electronics – heute so, morgen schon ganz anders

13.01.2014
Von David B. Hofmann

"Megatrends" und kurzfristige Hypes

Doch Bedienerfreundlichkeit und universelle Verfügbarkeit werden noch stark ansteigen. Denn zweifelsohne ist das Internet der Dinge, also die digitale Vernetzung von Objekten, ein Megatrend, der langfristig auf alle Lebensbereiche Einfluss nehmen wird. Laut Schätzungen von Cisco überstieg die Anzahl vernetzter Objekte bereits 2009 die Erdbevölkerung. Und 2015 wird es etwa dreimal so viele vernetzte Objekte geben wie Menschen. Dadurch entstehen ganz neue Anwendungsfelder und entsprechend neue Geschäftsmöglichkeiten im Hinblick auf Endgeräte oder Dienste.

Das vielleicht bekannteste Beispiel ist derzeit Smart Home, also die Vernetzung von Steuerungs- und Überwachungssystemen, Haushaltsgeräten und Produkten aus der Unterhaltungselektronik. Zwar ist Deutschland etwa zwei bis drei Jahre vom Massenmarkt entfernt, es steigen hierzulande aber immer mehr Anbieter in die Sparte ein und bieten Lösungen für den Endkunden. Dies sind beispielsweise die Deutsche Telekom AG oder RWE.

Warum ist das Kundeninteresse dennoch relativ zurückhaltend? Das liegt zum einen an der starken Fragmentierung der Angebote und den unterschiedlichen technischen Standards. Zum anderen ist der Mehrwert nur für eine kleine Kundengruppe relevant. Zu guter Letzt stehen die Anschaffungskosten selbst bei den günstigen Lösungen immer noch im krassen Gegensatz zu den Kostensenkungspotenzialen. Daher bleibt das Thema Smart Home für viele Kunden nach wie vor eine Spielerei.

Die weitaus größten Umsatzzuwächse gibt es derzeit vielmehr im Bereich Machine-to-Machine (M2M), dem automatisierten Informationsaustausch zwischen Endgeräten. Insbesondere im Automobilsektor und im Kontext "intelligenter Städte" gibt es zahllose Anwendungsfälle, in denen M2M echte Mehrwerte schaffen kann - von der Verkehrssteuerung und dem öffentlichen Nahverkehr bis hin zum Gesundheitswesen oder der Energie- und Wasserversorgung.

Aufgrund der Ausmaße des Megatrends M2M ist dies in vielen Teilen noch Zukunftsmusik; jedoch sind kurz- und mittelfristige Hypes auf dem Absatzmarkt auch keine Seltenheit. Dazu zählt im Bereich der Consumer Electronics die Individualisierung von Massenprodukten (Mass Customization). Viele Konsumenten möchten beispielsweise ihre Smartphones nach eigenem Gusto gestalten. Sie wollen gewissermaßen ein Einzelstück erwerben und ein Gefühl von Exklusivität genießen.

Wunsch nach Individualisierung vernachlässigt

Die Hersteller haben diesen Wunsch lange Zeit vernachlässigt, drängen aber mittlerweile mit Volldampf in diesen Markt. Hier spricht das wachsende Angebot für sich: von Schutzfolien und Hüllen über Zusatzakkus und drahtlose Ladestationen bis zu "Appcessories" wie Armbänder mit Schrittzähler. Die Prognosen für den Gesamtmarkt sind gigantisch, wie eine aktuelle Studie von mm1 Consulting & Management belegt: Bis 2017 werden sich die Umsätze voraussichtlich verdreifachen, auf etwa 45 Milliarden Euro. Dabei bleibt es spannend, wie sich dieses Wachstum in den unterschiedlichen Segmenten darstellt.

Dass Mass Customization aber noch viel mehr ist, zeigt ein Blick auf das Angebot von Nike. Kunden können sich online einen eigenen Laufschuh gestalten. Dieses Konzept hat Google in einen anderen Bereich transferiert und bei Motorola zur Anwendung gebracht. Mit dem Moto X stellte Motorola dann das erste, individualisierbare Smartphone vor. So etwas trifft den Zeitgeist.