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Consors-Kauf birgt hohe Risiken

07.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der geplante Verkauf des Nürnberger Online-Brokers Consors gestaltet sich aufgrund schwer abschätzbarer Risiken und Folgekosten schwieriger als erwartet. Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" sind derzeit nur noch die französischen Großbanken BNP Paribas und Société Générale (SocGen) ernsthaft an einem Erwerb interessiert. Consors schrieb nach Vorabschätzungen von Analysten im vergangenen Jahr einen Verlust von 70 bis 80 Millionen Euro. Außerdem gilt als sicher, dass der Online-Broker auf seine Auslandstöchter und die Beteiligung an der Berliner Effektengesellschaft insgesamt bis zu 200 Millionen Euro abschreiben muss. Weitere Kosten kommen auf den Käufer zu, da er einen Großteil der Angestellten entlassen und hohe Abfindungen zahlen muss, um das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen. Während die beiden französischen

Großbanken nach Milliardengewinnen im Vorjahr diese Verluste tragen könnten, ist ein derartiges Engagement für die ebenfalls interessierte Commerzbank laut "Financial Times Deutschland" nur schwer denkbar. Das Finanzinstitut hat zwar bereits beim zuständigen Bankhaus Metzler ein förmliches Gebot abgegeben (Computerwoche online berichtete) und sogar eine detaillierte Überprüfung (Due Diligence) des Unternehmens begonnen. Ein Sprecher der Commerzbank erklärte jedoch, dass im Haus niemand ernsthaft mit einem Zuschlag rechne, da man keinen sonderlich hohen Preis zahlen wolle. Das Institut sei vielmehr aus dem Umfeld der Schmidtbank an einer Teilnahme an dem bis Ende März laufenden Bietverfahren gebeten worden. Damit wollte die mit zwei Dritteln an Consors beteiligte Muttergesellschaft sicherstellen, dass wenigstens eine Inlandsbank ihr Kaufinteresse bekundet. Der

US-Online-Broker E-Trade, ursprünglich ebenfalls ein Kaufanwärter, hat angeblich derzeit genügend Probleme mit seinem eigenen Angebot in Deutschland, das im November 2001 ans Netz ging. (mb)