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Consors erwartet auch 2002 Verluste

27.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die zum Verkauf stehende Consors AG rechnet auch im laufenden Geschäftsjahr nicht damit, auf Konzernebene schwarze Zahlen zu schreiben. So geht der Finanzvorstand Uwe Schroeder-Wildberg zwar davon aus, dass das Inlandsgeschäft 2002 profitabel wird, wenn das Börsenumfeld mitspielt. Aber die Auslandstöchter des Nürnberger Unternehmens werden wohl auch 2002 defizitär bleiben und vermutlich erst ein Jahr später die Gewinnschwelle überschreiten.

In einer statt der abgesagten Bilanzpressekonferenz anberaumten Telefonkonferenz kündigte Schroeder-Wildberg daher rigorose Sparmaßnahmen bei den Auslandsgesellschaften an: In Frankreich und Spanien will Consors Arbeitsplätze abbauen, in Italien und der Schweiz keine neuen Mitarbeiter einstellen. Außerdem plant der defizitäre Online-Broker, die Marketingaufwendungen der Auslandstöchter in diesem Jahr zu halbieren und alle großen IT-Investitionen auf Eis zu legen.

Dass Vorstandschef Karl Matthäus Schmidt mit den Geschäftsjahr 2001 nicht zufrieden sein kann, dokumentieren die termingerecht vorgelegten Zahlen: So weist Consors für das vergangene Geschäftsjahr einen Nettoverlust von 125,5 Millionen Euro aus, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn in Höhe von 17 Millionen Euro erwirtschaftet worden war. Das Ergebnis belasteten insbesondere Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Firmenwerte in Höhe von 66,6 Millionen Euro (Vorjahr: 9,5 Millionen Euro). Aufgrund des im Frühjahr 2001 gestarteten Sanierungsprogramms "Fit for Future" stiegen außerdem die Personalkosten im Vergleich zum Vorjahr um fast 25 Millionen auf 89,8 Millionen Euro. Die Marketingkosten sanken von 69,2 Millionen auf 34,9 Millionen Euro.

An den schlechten Rahmenbedingungen konnten die Nürnberger aber wenig ändern: Obwohl das Unternehmen im vergangenen Jahr rund 40 000 Neukunden werben konnte, ging der Provisionsüberschuss von 229 Millionen auf 125,5 Millionen Euro zurück. Die Anzahl der Trades fiel aufgrund der schwachen Börsen von 12,3 Milliarden auf 7,4 Milliarden Euro. So wurde nach Unternehmensangaben im Durchschnitt je Kunde monatlich nur knapp mehr als eine Aktientransaktion getätigt. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Online-Broker damit, konzernweit 58.000 neue Kunden gewinnen zu können. (mb)