Consol

Consol Software: Jeder weiß, was der andere macht

04.03.2005
Von Helga Ballauf
Praktikum oder Diplomarbeit sind ideale Türöffner, um bei der Consol Software GmbH eine feste Stelle zu finden. Das Beratungs- und Entwicklungsunternehmen in München fängt schon früh mit der Kandidatenauslese an.

Wissbegierig und findig sollen sie sein, Interesse zeigen, von sich aus die Initiative ergreifen und neue Wege gehen: Jede Menge Soft Skills zählt Andrea Stellwag auf, wenn die Geschäftsführerin von Consol die Auswahlkriterien für neue Mitarbeiter beschreibt. Zugleich ist das Unternehmen in der Branche für fachlich harte Einstellungsgespräche bekannt. Diplomin-genieurin Stellwag, die in der Consol-Leitung für Finanzen zuständig ist, bestätigt dieses Image: "Nicht alles, was an der Uni zu guten Noten führt, wird bei uns zwingend gebraucht. Wichtig aber ist, sich selbst gut einschätzen zu können."

Alexander Hauswald musste sein IT-Wissen bereits auf den Consol-Prüfstand stellen, bevor er für ein Praxissemester aufgenommen wurde: "Das technische Niveau ist hier sehr hoch. Jeder Bewerber muss beweisen, dass er über das Know-how wirklich verfügt, von dem in den Unterlagen die Rede ist." Der FH-Student nahm damals die Hürde, schrieb danach seine Diplomarbeit in der Firma und ist seit drei Jahren als Software-Consultant angestellt.

Java-Programmierer gesucht

Kathrin Baumgartner dagegen erlebte einen glatten Einstieg: Der Technologievergleich, den die angehende Informatikerin in ihrer Diplomarbeit anstellen wollte, traf genau die Interessenlage der Firma: "Es verlief alles ganz problemlos", berichtet sie - auch die Festanstellung als Softwareentwicklerin vor einem halben Jahr.

Das IT-Beratungs- und Softwarehaus entwickelt, integriert und betreibt komplexe Systeme, bietet Komplettlösungen für Betriebssysteme, Netzwerke, Datenbanken oder Webservices und hat für Prozessoptimierung, Helpdesk und Reklamations-Management eigene Produkte entwickelt. Die meisten der 130 Mitarbeiter absolvierten ein naturwissenschaftlich-technisches Studium hinter sich. Berufseinsteiger haben derzeit in allen drei Geschäftsbereichen - Development, Services und Products - gute Chancen. Gesucht sind Java-Programmierer ebenso wie technische Consultants.

"Eine gesunde Grundintelligenz, logisches Verständnis und Interesse an IT sind uns wichtig", sagt Geschäftsführerin Stellwag. Ein Chemieabsolvent beispielsweise habe dann gute Chancen, wenn er bereits das Rechnernetz an der Uni betreut hat. Das Spektrum der Auftraggeber ist breit, es reicht von der Autoindustrie über Banken und Reiseunternehmen bis zur öffentlichen Verwaltung. "Kunden in allen Sparten zu haben ist eine Überlebensgarantie", betont Stellwag.

Die mittelständische Firma sorgt auf ihre Art für öffentliche Resonanz: Firmengründer Ulrich Schwanengel holte sich 2004 den Titel "Entrepreneur des Jahres". Gleichzeitig kam das Unternehmen in die Top-100-Liste der besten Arbeitgeber in Europa. Bereits 2003 gehörte Consol (der Namen ist von "Consulting & Solutions" abgeleitet) zu den 50 erfolgreichsten Technologieunternehmen Deutschlands.

Senat statt Betriebsrat

Ein Ziel des Firmengründers ist es, "Mitunternehmertum" zu fördern. So gibt es ein Mitarbeiterbeteiligungsmodell, das alle Beschäftigten, je nach Position und Dauer der Firmenzugehörigkeit, am Geschäftserfolg partizipieren lässt. Einmal im Monat informiert die Geschäftsführung die gesamte Belegschaft über die Entwicklung aktueller Vorhaben. In den "Senat", der langfristige Perspektiven diskutiert, werden Mitarbeiter nach dem Rotationsprinzip berufen. Einen Betriebsrat gibt es bei Consol nicht.

Die Hierarchien sind flach, betont Andrea Stellwag: Jeder der vier Geschäftsführer beteiligt sich auch an der aktuellen Projektarbeit: "Bei uns wäre es schwierig für Leute, die Titel auf der Visitenkarte und Streifen auf den Schulterklappen haben wollen", sagt sie. Die Reaktion der Young Professionals ist prompt: "Das ist super, wenn die Führungsebenen nicht weit entfernt sind, wenn jeder weiß, was der andere macht und kann", findet Kathrin Baumgartner. Und Alexander Hauswald ergänzt: "So lernt auch ein Entwickler das Projektgeschäft von allen Seiten kennen. Das bringt Abwechslung und Ausgleich." Und neue Herausforderungen: "Ich muss gerade beim Kunden eine von mir entwickelte Applikation betreiben und am Leben erhalten."

Hauswald und Baumgartner erlebten den Übergang vom Studium zur Arbeit als turbulente Zeit. Jetzt setzen sie auf Stabilisierung. Beide sind froh, erste betriebliche Praxiserfahrungen bereits parallel zur Hochschule gesammelt zu haben - weil sich fachlich knifflige Probleme in Hochschulprojekten nicht simulieren lassen, weil man die eigenen Vorlieben nur im Arbeitsprozess voll erkennt, weil man auch lernen muss, sich und seine Interessen bemerkbar zu machen. Baumgartner: "Kein Kollege und kein Vorgesetzter kann wissen, was ich machen möchte. Ich selbst muss konkret sagen: Diese Auf-gabe reizt mich, die will ich übernehmen."