Compuware rückt Requirement ins Zentrum seiner ALM-Strategie

05.06.2007
Das Thema Application-Lifecycle-Management will Compuware in der Produktfamilie "Optimal" künftig über das Anforderungs-Management aufrollen.

Unter den Tool-Anbietern für den Entwicklungsprozess hat sich Compuware zwar schon früh zum Thema Application-Lifecycle-Management (ALM) bekannt, eine diesbezüglich klare und durchgängige Produktstrategie wurde bislang jedoch kaum geäußert. Jetzt geht der Hersteller laut Branchendienst "Computergram" das ALM-Thema im Rahmen seiner Werkzeugfamilie Optimal an. Unter diesem Namen gruppieren sich "OptimalTrace" für das Requirements-Management, "DevPartner" und "OptimalJ" als Entwicklungsumgebungen sowie "QACenter" für das Testing. Compuware spricht in diesem Zusammenhang von "IT-Delivery-Management", um zum Ausdruck zu bringen, dass sämtliche im Entwicklungsprozess anfallenden Aktivitäten von einem Requirement angestoßen werden.

Optimal soll künftig die Disziplinen Projekt-Management, Entwicklung und Design sowie Qualitätssicherung über das Requirement-Management verbinden. Insofern unterscheidet sich der Compuware-Ansatz von dem der Firmen Serena oder MKS, die ALM-Lösungen im Rahmen von Prozess-Engines und Repositories anbieten. Vergleichbar ist er dagegen eher mit dem Vorgehen von Borland, das in seinen Produkten den Requirement-Part eng mit den Werkzeugen für Source-Code-Kontrolle und Change-Management verknüpft. Doch Compuware will noch weiter gehen: Im Prinzip sollen die Auswirkungen einer neuen Anforderung oder einer Anforderungsänderung auch auf andere ALM-Bereiche wie das Projekt-Management oder die Definition von Testfällen sehr schnell erkannt werden. Dazu plant der Hersteller unter der Bezeichnung "Optimal Delivery Manager" mehrere Dashborads, die ausgehend vom Requirement einen Überblick über den Projektstatus geben.

Somit avanciert das eigentliche Requirement-Tool OptimalTrace zum Herzstück der neuen Produktfamilie. Dennoch setzt Compuware dieses Werkzeug nicht zwingend voraus und bietet Adapter zu Konkurrenzlösungen wie "RequisitePro" von IBM/Rational oder Borlands "CaliberRM" an. Außerdem will man Drittanbietern die Möglichkeit geben, sich über APIs und den aufgabenspezifischen Enterprise Service Bus "Corona" mit Optimal zu verbinden. Corona ist als Messaging-Framework ausgelegt und beruht auf dem Application Lifecycle Framework (ALF) von Eclipse, das Mechanismen zur Interoperabilität von ALM-Produkten bereitstellt. Auffällig ist, dass ein Adapter zu "Doors" von Telelogic, das wohl nach RequisitePro populärste Requirement-Management-Tool, nicht auf der To-do-Liste von Compuware steht. (ue)

Fazit

Die Hersteller von ALM-Tools stehen vor zwei großen Problemen. Um die Aspekte von Application-Lifecycle-Management abzudecken, haben sie oft Spezialisten und deren Werkzeuge übernommen, so dass nicht selten immense Integrationsaufgaben anfallen. Die zweite Herausforderung besteht darin, den vielen unterschiedlichen, am Entwicklungsprozess beteiligten Personen einen Blick auf konsistente und die jeweils von ihnen benötigten Daten zu gewährleisten. Indem es das Requirements-Management in den Mittelpunkt rückt, wählt Compuware einen vergleichsweise neuen, interessanten Ansatz. Das Argument, dass ein Requirement beziehungsweise dessen Änderung der Auslöser jedweder Aktivität im Software-Entwicklungsprozess ist, liegt auf der Hand und mag deshalb ein geeigneter Ausgangspunkt für eine ALM-Strategie sein.