Computerlast-Reduzierung (Maßnahmenkatalog)

06.02.1976

Im letzten Scholz-Report wurden die Meßinstrumente zur Computerlast-Reduzierung vorgestellt. Das Thema soll nun durch einige Beispiele abgerundet werden, um dem einen oder anderen EDV-Leiter möglicherweise noch eine zusätzliche Idee mit auf den Weg zu geben, wie er seine eigene Konzeption der Computerlast-Reduzierung ergänzen oder aber auch nur überprüfen kann.

Systemtechnische Maßnahmen

Es gibt eine Fülle von systemtechnischen Maßnahmen, die darauf abzielen, den Durchsatz des Systems insgesamt zu verbessern. Einige seien stellvertretend für die Vielzahl der Maßnahmen genannt. Spoolingsysteme sind dabei wohl an erster Stelle zu nennen. In vielen Fällen ist es gelungen, durch den Einsatz derartiger Systeme (dies gilt besonders für mittlere Systeme) überhaupt erst einmal ein effizientes Multiprogramming einzuführen. Von den weiteren Vorteilen der Absicherung der Hardware und der besseren Ausnutzung der Peripheriegeräte einmal ganz abgesehen. Bei guter Systemauslegung lassen sich bei IBM-Systemen beispielsweise durch die VSAM-Technik beachtliche Performance-Gewinne erzielen. Allerdings muß man sich darüber im klaren sein, daß die meisten systemtechnischen Maßnahmen eine Erhöhung des Speicherbedarfs und eine Vermehrung der CPU-Belastung mit sich bringen. Auch eine Online-Plattenkonzeption kann große Laufzeitvorteile bringen, kostet dann andererseits wiederum etwas mehr an Speicherkapazität.

Administrative Maßnahmen

Die Einführung eines strengen Closed Shop-Betriebes kann dann beachtliche Vorteile bringen, wenn vorher viel Tests im Open Shop durchgeführt wurden. Man kann bei den Testzeiten mitunter Reduzierungen im Verhältnis 1:4 beobachten. Dies gilt besonders dann, wenn intensiv während der Nächte und an Wochenenden getestet wurde. Mitunter gelingt es, die Testzeiten durch Umgestaltung der Produktionsläufe in zeitlicher Hinsicht während des Tages verstärkt unterzubringen, um so die unbeliebten Nachtstunden zu beseitigen. Exakte Operatoranweisungen müssen natürlich bei jedem Closed Shop-Betrieb gegeben sein. Ebenso können Maßnahmen zur Job-Stabilisierung großer Anwendungen erheblich zur Last-Senkung dadurch beitragen, indem Wiederholzeiten entfallen.

Accounting-Systeme

Einen ganz entscheidenden Schritt kann man mit der sinnvollen Nutzung eines leistungsfähigen Accounting-Paketes weiterkommen. Wenn es gelingt, die entsprechenden Engpässe zu erkennen und man dort in der Rationalisierung ansetzt, können mitunter 50 und mehr Stunden pro Monat an Schichtstunden eingespart werden. Der Grad der Einsparungen hängt insbesondere davon ab, wie schlecht die Ausgangssituation des jeweiligen EDV-Chefs ist. Wenn man jedoch bedenkt, daß erst durch die Kenntnis der jeweiligen Laufzeiten eine exakte Terminierung aller Jobs ermöglicht wird, wird man den Nutzen von Accounting-Systemen schätzen lernen. Alle Maßnahmen, die einen genauen Terminplan aller EDV-Arbeiten zum Ziel haben, tragen ebenfalls zur Last- Reduzierung bei, weil sie Leerzeiten des Computers minimieren.

Optimierungen

Programmoptimierungen tragen wesentlich dazu bei, daß die Computerlast heruntergeht. So kann in der Praxis beobachtet werden, daß zum Beispiel durch die Optimierung aufgrund der Umstellung auf PL/I-Optimizer in einigen Fällen Laufzeitreduzierungen von bis zu 80% erreicht werden konnten. Dies heißt, daß die einzelnen Programme ohne Änderung der Hardware nur noch der ursprünglichen Zeit benötigten. Sicherlich sind dies Einzelfälle. Es zeigt aber großen Möglichkeiten auf. Je mehr in der Vergangenheit gesündigt worden ist, um so größer können die Effekte der Programmoptimierung sein.

Software-Pakete

Durch die Installation spezieller Software-Pakete können beträchtliche Laufzeit-Reduzierungen erreicht werden. Dies betrifft etwa schnellere Sortier-Programme, schnellere Programme zum Kopieren von Platten auf Magnetbänder oder auch die Verwendung einer automatischen Bandverwaltung durch das EDV-System. Hier haben sich die verschiedensten Software-Häuser viel einfallen lassen und stellen manchen EDV-Chef vor die Qual der Wahl.

Systemstabilisierung

Letztlich sollte man aber nicht alle diejenigen Maßnahmen vergessen, die darauf abzielen, die Ausfallquoten aus Hardware- oder Softwaregründen zu senken. Hierzu gehören vor allem die Verbesserung des technischen Service (sofern er nicht schon zufriedenstellend ist) und der Computer-Umwelt-Bedingungen.