IAB: Qualifizierte Tätigkeiten einschlägig vorgebildeten Frauen erschließen

Computer werden allmählich zum Allgemeingut

11.03.1983

NÜRNBERG (nw) - Moderne Arbeitsmittel wie Schreibautomaten, Textverarbeitungsgeräte, Composer und Kopiergeräte werden Allgemeingut. Auch Computer wandeln sich zu einfachen Geräten, an denen jeder arbeiten kann. Diese Entwicklung glaubt der Mitarbeiter des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Lothar Troll, aus seiner Studie "Arbeitsplatz Büro" vorhersagen zu können. Bislang jedenfalls arbeiten schon 7,5 Millionen Menschen in Büroberufen und davon immerhin eine Million regelmäßig mit neuen technischen Geräten.

Mehr als 27 Prozent der Erwerbstätigen - bei Frauen ein Drittel, bei Männern fast ein Viertel - sitzen heute im Büro. 1960 war es jeder fünfte Erwerbstätige in der Bundesrepublik. Insgesamt gesehen hat damit die Zahl aller in Büroberufen Tätigen seitdem um mehr als zwei Millionen zugenommen. Die Betrachtung der einzelnen Berufsbereiche ergibt folgendes Bild:

- Im "administrativen Bereich", also im mittleren, gehobenen und höheren Verwaltungsbereich, stieg die Zahl der Berufsangehörigen in den vergangener, 19 Jahren um 440 000 oder 50 Prozent ein.

- Zwischen 1961 und 1980 hat sich die Zahl der Erwerbstätigen in "Büroberufen mit überwiegend kaufmännischen Tätigkeiten" um mehr als 1,1 Millionen (36 Prozent) erhöht. Hier stieg vor allem auch die Zahl der weiblichen Berufsangehörigen sehr stark an, zwischen 1970 und 80 am 64 Prozent, während im gleichen Zeitraum die der Männer um gut fünf Prozent zurückging.

Dabei befinden sich rund zwei Drittel der Arbeitsplätze, an denen überwiegend Computer-/Datenverarbeitungsanlagen verwendet werden, in Betrieben mit 100 und mehr Beschäftigten. Umgekehrt, so stellt Troll weiter fest, dagegen bei "modernen Büromitteln": Knapp 60 Prozent der Arbeitsplätze, an denen sie am häufigsten benutzt werden, gehören zu Kleinbetrieben unter 50 Beschäftigten.

Qualifikationsniveau weiter steigend

Allerdings verändern sich aufgrund der zunehmenden Rationalisierung im Bürobereich traditionelle Abgrenzungen der Berufe und Aufgabengebiete. Ob dabei die vorhandene Tendenz zu einer immer weitergehenden Spezialisierung im Qualifikationsniveau, wie bislang zu beobachten sei, weiter einhergeht, wagt Troll nicht zu beantworten. Doch eins sei sicher: Immer mehr Erwerbstätige der Büroberufe werden ihre beruflichen Qualifikationen verbessern müssen. Dies insbesondere dadurch, daß sie das Angebot an Weiterbildung am Arbeitsplatz selbst oder über Kurse der Betriebe oder durch Teilnahme an außerbetrieblichen Maßnahmen verstärkt nutzen.

- Die Zahl der einen Büroberuf ausübenden Arbeitskräfte mit überwiegend technischen Tätigkeiten (Techniker, Ingenieure, technische Zeichner) nahm im Untersuchungszeitraum um rund 190 000 (um bis zu 33 Prozent) zu.

- Am stärksten hat sich die wesentlich geringer besetzte Gruppe der "Schreibtischberufe" mit überwiegend Dienstleistungstätigkeiten ausgedehnt. Sie nahm in den 19 Jahren um rund 300 000 Personen oder 174 Prozent zu.

- Lediglich die im Infrastrukturbereich der Büros und Verwaltung arbeitenden Personen wie Bürohilfskräfte und Stenotypistinnen sind nicht mehr geworden. Hier verringerte sich die Zahl leicht um zwei Prozent oder 8000 insgesamt. Dabei ist vor allem auch der Bestand an weiblichen Erwerbstätigen gesunken: seit 1961 um mehr als 80 000, was etwa 16 Prozent entspricht. Der Grund hierfür sei nicht zuletzt darin zu suchen, daß die weniger spezialisierten Tätigkeiten zunehmend mit einem höheren Arbeitsplatzrisiko behaftet wären.

Daß dieser Bereich jedoch nicht noch einen wesentlich höheren Rückgang verzeichnet, ist Troll zufolge nur den in diese Kategorie ebenfalls einzuordnenden DV-Berufen zu verdanken.

Allgemein sei aber bereits jetzt zu beobachten, daß die Anteile der auf mittlerem Niveau qualifizierten Kräfte insgesamt (plus vier Prozent) und besonders bei Infrastrukturtätigkeiten zugenommen haben. Bei Frauen liegen die Anteile noch höher (plus 14 Prozent beziehungsweise plus 15). Bei Erwerbstätigen mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluß steigen die Anteile der weiblichen Büroangehörigen dagegen weniger stark (plus zwei) an, während die Anteile der Männer mit entsprechenden Abschlüssen stark (um plus 13 Prozent) zugenommen haben.

DV-Berufe immer vielfältiger

Hier warnt Troll vor allem davor, daß die wachsende Zahl immer besser ausgebildeter Frauen "einfache Schreib-, Rechen- und Bildschirmtätigkeiten" nicht als niveauadäquate Arbeiten ansehen wird. Daher müßten qualifizierte Arbeiten (zum Beispiel auf Sachbearbeiterniveau und darüber) zunehmend einschlägig vorgebildeten Frauen erschlossen werden. Nur so könne gewährleistet werden, daß eine steigende Zahl weiblicher Kräfte mit solider Schul- und Berufsausbildung im Büro Tätigkeiten vorfindet, die ihren Interessen, Fähigkeiten und Aufstiegserwartungen entsprechen.

So ist gerade hier, wie die Studie zeigt, die Zahl der Beschäftigten sprunghaft gestiegen. Waren es 1960 noch rund 33 000, die angaben einen der 25 damals üblichen DV-Berufe auszuüben, so zählt das IAB 20 Jahre später immerhin 160 000 Personen in 126 verschiedenen DV-Berufen. Allerdings, so betont Troll, ist diese Zahl noch zu niedrig gegriffen. Auf eine gezielte Frage nach DV-Tätigkeiten geben nämlich 366 000 Erwerbstätige an, ständig mit DV zu arbeiten.

Insgesamt sei auch abzusehen, daß die Möglichkeiten, technische Einrichtungen (Terminals, Computer, Bildschirmgeräte, Textprogrammierung und -verarbeitung) einzusetzen, in allen Büroberufen wachsen. Heute arbeiten, so zeigt die Untersuchung, rund 15 Prozent der Erwerbstätigen im Bürobereich mit programmgesteuerten Maschinen oder Terminals.