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Computer als Auge für Blinde

31.03.2004

Ein blinder Mensch braucht keinen Betreuer, sondern ein anderes Ich, sagte einst Helen Keller, die 1904 als erste blinde Frau in den USA das College abschloss. Nach der späteren Schriftstellerin sind zahlreiche Stiftungen wie zum Beispiel die "Helen Keller Services for Blind" benannt.

Zu einem solchen anderen Ich könnte sich zum Beispiel "Tyflos" entwickeln. Das nach dem griechischen Wort für "blind" benannte Computersystem besteht aus einer kleinen Kamera, die in ein Brillengestell integriert ist, einem Laptop, das in einem Rucksack transportiert wird, sowie einem Ohrhörer und einem Mikrofon. Von der Kamera erfasste Bilder werden in eine Sprachausgabe umgerechnet, die der Anwender abhören kann. Es kann eingestellt werden, ob das System Informationen über die Umwelt kontinuierlich weitergeben, oder nur auf Sprachbefehle reagieren soll, wie zum Beispiel, "was befindet sich vor mir" oder "wer hat gerade den Raum betreten", sagte Nikolaos Bourbakis, an der Wright State University in Ohio Professor für Informatik.

Ergänzend dazu entwickelt die Arizona State University (ASU) "iCare". Das System gibt beliebige gedruckte Texte als Sprache aus. Laut David Paul, der iCare als einer von zwei blinden Informatik-Studenten an der ASU testet, liest der Rechner nahezu genauso schnell wie ein sehender Mensch. Zurzeit ist iCare allerdings nicht transportabel. Geplant ist, das System mit Tyflos zu integrieren, so dass Anwender zum Beispiel Speisekarten in Restaurants oder Busfahrpläne lesen können.

In einem weiteren Schritt könnte iCare um Funktionen zur sprachlichen Ausgabe von Websites erweitert werden, sagen die Entwickler. Außerdem gelte es, die Erkennung von Handschriften zu verbessern. (lex)