Pornografie-Verdacht

Compuserve sperrt Zugang zu 200 Internet-Newsgroups

05.01.1996

Jede dieser Newsgroups verstoesst nach Ansicht der bayerischen Staatsanwaltschaft gegen bundesdeutsches Strafrecht. Compuserve selbst war an der Auswahl der beanstandeten Internet-Adressen nicht beteiligt. Man reagierte lediglich auf das Draengen der Behoerden, die dem Online-Dienst anheimgestellt hatten, Schritte zu unternehmen, damit sich die deutsche Geschaeftsfuehrung nicht strafbar mache. Bereits im November vergangenen Jahres war es zu einer Durchsuchung der deutschen Filiale in Muenchen gekommen, wobei die Verantwortlichen laut "dpa" freiwillig Material ausgehaendigt haben.

Die Staatsanwaltschaft untersucht nach Darstellung von Compuserve zur Zeit Internet-Inhalte auf Kinderpornografie und sonstiges illegales pornografisches Material. Der Online-Dienst hat auf diese Inhalte nach eigener Darstellung keinerlei Einfluss; man habe aber den Zugriff unterbunden und suche jetzt gemeinsam mit den Behoerden nach einer Loesung des Problems.

Die Massnahme der Muenchner hatte eine rege internationale Diskussion zum Thema Zensur im Internet zur Folge. Immerhin werden die beanstandeten Internet-Newsgroups auf Draengen der bayerischen Behoerden nicht nur fuer die deutsche, sondern fuer die internationale Compuserve-Kundschaft gesperrt. Kritische Online-Teilnehmer fragen beispielsweise, ob die Bundespost nun auch fuer den Transport pornografischen Materials oder fuer die UEbermittlung von Telefonsex aus dem Ausland verantwortlich gemacht werden koenne.

Unklar ist derzeit auch, ob den Online-Diensten AOL und T-Online, die ebenfalls einen Internet-Zugang bieten, aehnliche Konsequenzen drohen. Boese Zungen behaupten bereits, die Behoerden seien hier vorsichtiger, weil in beiden Faellen die Deutsche Telekom beteiligt sei.