Premiere für Datenbank-Informationssystem:

Compass beschleunigt Bremische Häfen

28.03.1978

BREMEN - Mit der einmaligen Eingabe einer Hafenauftragsnummer in die Bildschirmgeräte haben Seehafenspediteure der Hansestadt Bremen das Informationssystem "Datenbank Bremische Häfen" ohne viel Aufhebens vom Stapel gelassen.

Die für den Kaiumschlag relevanten Informationen sind per Knopfdruck dem jeweiligen Schuppen in Bremen beziehungsweise in Bremerhaven zur Verfügung gestellt worden. Doch damit nicht genug: Gleichzeitig hat der Zoll einen Computerauszug der zur Ausfuhr bestimmten Waren erhalten, und die beiden Hafenämter in den Unterweserhäfen sind darüber unterrichtet worden, welche gefährlichen Güter an welcher Stelle umgeschlagen werden sollen.

Mit der Schaffung dieser einmaligen Informationsbrücke ist im Ablauf des dreiteiligen Export-Stufen-Konzepts bereits die zweite Stufe erreicht worden. Nach einer Vorphase im Jahre 1975 und einer Testphase ab Juni 77 konnte mit Beginn dieses Jahres die sogenannte Speditionsanwendung in Betrieb genommen werden. 26 Seehafenspeditionen nutzen schon jetzt die Rationalisierungsvorteile des Systems, während weitere rund 30 Unternehmen auf den Anschluß, der sukzessive erfolgen soll, warten müssen.

Die angeschlossenen Betriebe geben über Bildschirm sämtliche Daten in das System ein, die für die Abwicklung der Verschiffungsaufträge benötigt werden. Dabei handelt es sich beispielsweise um Verlader- und Empfängernamen sowie deren Anschriften, die genauen Einzelheiten der zu verschiffenden Partie, alle Konnossementsangaben etc. Aber auch stets wiederkehrende Sendungsbezeichnungen sind speicherbar, so daß bei der Aufmachung der Papiere nur noch das entsprechende Gewicht der jeweiligen Partie hinzugefügt werden muß.

Durch den Rückgriff auf die Stammdatei sowie auf zusätzlich gespeicherte Informationen und der einmaligen Eingabe der jeweiligen Verschiffungsdaten können sich die Speditionen eine Vielzahl unterschiedlicher Formulare auf den in ihren Kontoren installierten Terminal-Druckern ausdrucken lassen: Matrizen für unterschiedliche Speditionsformulare, Borderomatrizen, Container-Packanweisungen, Container-Packlisten.

Allein durch die Eingabe der siebenstelligen Schiffsabfahrtsreferenzen erhält der Anwender insgesamt Schiffsname, Rufcode des Schiffes, Name der Reederei, Reedereiagentur, Empfangshafen, voraussichtliches Abfahrts- und Ankunftsdatum, Ladeschuppen, Annahmeschlußzeiten, Formularnummer des zu verwendenden Konnossementsformulars und die Anzahl der vom Schiffsmakler benötigten Kopienkonnossemente.

Und so ist die Fehlerkorrektur gelöst: Der jeweilige Bediener der Datensichtstation wird durch Plausibilitätskontrollen, die jede Eingabe durchläuft, sofort vom System auf Fehler aufmerksam gemacht. Die Fehler können durch einfaches Überschreiben, Ändern oder Löschen einzelner Zeichen, einzelner Felder oder der gesamten Bildschirmeingabe beseitigt werden.

Auch extrem kurzfristige Dispositionen der Verladerschaft sind möglich. Während früher erst durch zeitaufwendiges Telefonieren mit diversen Schiffsmaklern ermittelt werden konnte, wer die günstigste Abfahrt bietet, zeigt der Bildschirm heute die fortwährend aktualisierten Ankunfts- und Abfahrtsdaten der Schiffe an, die die Bremischen Häfen anlaufen.

Die Anwendungsvorteile für die Speditionen liegen auf der Hand: Als unlängst der Versandleiter eines namhaften westdeutschen Industrieunternehmens über die Anwendungsvorteile von Compass informiert wurde, meinte er, der Begriff "dbh" werde nun wohl zum Synonym für "die beschleunigten Häfen".

*Erich Brodmerkel ist Verkehrsfachjournalist in Bremen