Wettbewerb EISA-Mikrokanal Runde

Compaq und HP führen EISA-Neunerbande an

28.07.1989

LONDON (IDG) - Mit der Vorstellung des ersten funktionsfähigen EISA-Chip-Satzes kündigte Intel an, daß erste Systeme mit dem "alternativen" 32-Bit-Bus bis zum Jahresende lieferbar sein werden.

Bis zur Herbst-Comdex würden mehrere Mitglieder des EISA-Konsortiums PCs mit dem neuen Bus präsentieren. US-Hersteller von Mikrokanal-Zusatzboards erklärten indes, daß sie mit ihren Produkten den EISA-Bus nicht unterstützen Der Grund: Loyalität zu IBM.

Mit der Intel-Ankündigung sind jetzt alle Komponenten, die zum Aufbau von EISA-PCs nötig sind, in Stückzahlen lieferbar. Im einzelnen besteht der Chipsatz für die "Erweiterte Industrie Standard Architektur" aus dem Controllerchip (EBC) 82358, dem "Integrierten System-Peripherie-Chip" (ISP) 82357, dem Bus-Buffer (EBB) 82352 und dem "Bus Master Interface Controller" (BMIC) 82355. Compaq und Hewlett-Packard (HP), beide Mitglieder der "EISA-Neunerbande", führen nach eigenen Worten das Rennen um die ersten EISA-PCs an. So, erklärte Bob Puette, General Manager der HP Personal Computer Group, daß man bei HP bereits über genügend EISA-Chips verfüge und auch schon mehrere Prototypen hergestellt habe. HP will auf jeden Fall noch im vierten Quartal die ersten EISA-PCs auf Basis der Prozessoren 80386 und 80486 vorstellen. Ähnliche Ankündigungen hatte Compaq bereits vor einigen Wochen gemacht. Mit der gleichen Euphorie legten sich auch AST-Research und Zenith für EISA ins Zeug: Wie HP wollen sie so bald wie möglich ihre High-end-PCs mit dem EISA-Bus ausstatten.

Die übrigen fünf Mitglieder des Konsortiums waren in ihren Ankündigungen weniger aggressiv: NEC legt keinen Wert darauf , der erste EISA-Anbieter zu sein, Wyse will sich der Technologie eher vorsichtig nähern, Epson will erste Systeme Anfang 1990 anbieten. Als "doppelzüngig" bewerten Branchenkenner die Aussagen von Tandy und Olivetti zum Thema EISA. Beide Unternehmen wollen die technische Entwicklung abwarten, bieten aber schon seit einiger Zeit PCs mit dem Mikrokanalbus an.

Auf der Mikrokanalseite haben die wenigen Hersteller, die Peripherie für den IBM-Bus anbieten erklärt, daß sie ihre Produkte nicht auf EISA portieren werden. Für Geschäftspartner von IBM gelte nämlich das umgeschriebene Gesetz, daß man keine Produkte für eine Konkurrenztechnologie entwickele, erklärte dazu ein Sprecher des kalifornischen Herstellers Pacific Image Communications.

Obwohl Big Blue den Mikrokanal vor mehr als zwei Jahren angekündigt hat, sind bis jetzt kaum mehr als eine Handvoll Mikrokanalprodukte auf dem Markt. Schließlich war IBM erst im vergangenen November zwei Monate, nachdem sich das EISA-Konsortium gebildet hatte - in der Lage, funktionierende Mikrokanalapplikationen vorzufahren. Mit großangelegten Werbekampagnen, zunächst in den USA, will der Marktführer jetzt die Anwender vom "zukunftsträchtigen Leistungspotential" des Mikrokanals überzeugen. Branchenkenner bleiben jedoch skeptisch, schließlich wollen die Anwender nicht dauernd warten, bis IBM-Ankündigungen endlich durch Lieferungen bestätigt werden.