Massive Entlassungen werden durch goldene Handschläge versüßt

Compaq und DEC fusionieren schneller als gedacht

03.12.1998
MÜNCHEN (jm) - 713 Mitarbeitern der Digital Equipment GmbH überreicht die Compaq Computer GmbH ein unvergeßliches Weihnachtsgeschenk: Sie werden entlassen oder verkauft.

Die gute Nachricht für Geschäftspartner und Kunden von Compaq und DEC: Sehr viel schneller als ursprünglich vermutet, haben sich die Geschäftsführung der deutschen Compaq-Niederlassung und die Arbeitnehmervertreter von Digital um den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Christian Brunkhorst auf die Modalitäten zur Verschmelzung der beiden deutschen Niederlassungen geeinigt.

Das unzweifelhaft positive Signal an den Markt ist aber mit einem bitteren Beigeschmack versehen: Für 556 der insgesamt zur Disposition stehenden 713 DEC-Angestellten heißt es, sich nach einem neuen Arbeitsplatz umzusehen. Ursprünglich (siehe CW 40/98, Seite 9) hatte das Compaq-Management 799 Arbeitsplätze als entbehrlich bezeichnet. Beide Gesprächsparteien haben bereits eine Namensliste mit den Kandidaten erstellt, von denen man sich möglichst gütlich trennen will.

148 Mitarbeiter der Digital-Servicesparte Small and Medium Business (SME) werden - sofern sie wollen - zur Simac ICT GmbH, Hannover, wechseln. 17 Mitarbeiter von Digital haben gar ein vermeintlich großes Los gezogen: Sie gehörten bislang der CEC Karlsruhe an und sollen nun zum Vorzeigeunternehmen SAP wechseln.

556 Digital-Mitarbeitern soll dagegen ein goldener Handschlag den Abschied versüßen. Sowohl Brunkhorst als auch Gerrit Huy, die die Geschäfte von Compaq und Digital in Personalunion führt, zeigten sich verschlossen, was die Höhe der Abfindungen aus dem Sozialplan betrifft.

Sie mochten auch nicht sagen, wie viele der momentan mit Arbeitslosigkeit konfrontierten Mitarbeiter bereits ein auf dem Arbeitsmarkt kritisches Lebensalter jenseits 40 oder 50 Jahren erreicht haben. Die innerhalb von zehn Wochen vergleichsweise sehr schnell gefundene Lösung deutet aber darauf hin, daß sich beide Parteien auf ausgesprochen großzügige finanzielle Regelungen geeinigt haben. Alle zu Entlassenden sollen in einem Drei-Tage-Training für die Arbeitssuche und Bewerbungsgespräche fit gemacht werden. Außerdem habe Compaq bei Partnern prinzipielle Interessenerklärungen eingeholt, insgesamt 1700 Jobs zu vergeben.

Brunkhorst, Huy und Thomas Klebe vom IG-Metall-Vorstand konzedierten, daß die massiven Entlassungen "eine bittere Pille" darstellen. Sie betonten aber, daß nun sehr viel schneller als ursprünglich erwartet Klarheit darüber herrscht, wie es mit Compaq und Digital in Deutschland weitergeht.

Für die verbleibenden DEC-Mitarbeiter sowie die angestammte Compaq-Belegschaft der GmbH wurde allerdings ein neuer Tarifvertrag ausgehandelt, der ab Anfang Dezember 1998 Gültigkeit erlangt und für die dann vereinte Mitarbeiterschaft von Compaq/ DEC Bemerkenswertes zu bieten hat: So gilt bis Ende 2003 ein erweiterter Kündigungsschutz. Ebenfalls für fünf Jahre gewährt das Management Standortgarantien für Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und München. Als Übergangsregelung wird die Arbeitszeit der Compaq-"Classic"-Mitarbeiter zudem sukzessive bis zum Jahr 2002 von jetzt 38 auf dann 35 Stunden reduziert. Als besonders interessante Regelung darf ferner die Einführung von Bildungszeitkonten gelten. Damit sollen die Mitarbeiter zur regelmäßigen und systematischen Weiterbildung ermuntert werden.