Gewinn und Umsatz hinken deutlich hinter den Prognosen her

Compaq schwächelt und entlässt 5000 Mitarbeiter

23.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Die schlechten Nachrichten am Technologiemarkt reißen nicht ab: Jetzt gab Compaq bekannt, dass der Gewinn pro Aktie im ersten Quartal 2001 mit nur noch zwölf bis 14 Cent pro Aktie deutlich hinter den erwarteten 19 Cent zurückbleiben wird. Auch der Umsatz wird um vier Prozent fallen. Prompt kündigte Firmenchef Michael Capellas die weltweite Entlassung von 5000 Mitarbeitern an.

In Deutschland wird es aller Voraussicht nach nicht zu Entlassungen kommen. Es könne lediglich im Zuge der natürlichen Fluktuation einen Personalabbau geben, sagte Firmensprecherin Simone Viethen.

Deutsche Filiale bleibt verschontIn einer offiziellen Stellungnahme für die Compaq Computer GmbH erläuterte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Peter Droste, die Ankündigung der US-Mutter: "Das Management-Team der Compaq Computer GmbH geht davon aus, dass die deutsche Organisation ihren Beitrag zur Optimierung der Kostenstruktur ohne einschneidende Personalmaßnahmen leisten kann." Ziel sei, dies durch die fortlaufende Optimierung der Prozesse und Abläufe der Compaq Computer GmbH zu erreichen. "Wir können dafür die natürliche Fluktuation nutzen und beschränken uns auf Neueinstellungen, die unsere Wachstumsziele unterstützen."

Christian Brunkhorst, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der deutschen Compaq-Niederlassung und seit neuestem auch europäischer Compaq-Betriebsratsvorsitzender, sagte, in den europäischen Länderorganisationen sei nicht mit Entlassungen zu rechnen, hierzu seien die Geschäftszahlen der jüngeren Vergangenheit einfach zu gut. Wenn überhaupt, müsse man einen Personalabbau eher im europäischen Headquarter oder bei von Compaq beauftragten Outsourcing-Organisationen befürchten. Prinzipiell habe es diesbezüglich aber noch keine Informationen gegeben.

Compaqs Vorstandsvorsitzender Capellas kündigte an, der Umsatz werde im ersten Quartal 2001 um vier Prozent auf 9,2 Milliarden Dollar fallen. Das Unternehmen hatte ursprünglich 9,6 Milliarden Dollar Einnahmen eingeplant. Schon dieses Ergebnis hätte keine Steigerung gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres bedeutet.

Die Kosten für die Entlassungen, beschönigend als Restrukturierungskosten bezeichnet, beziffert Compaq für das erste Quartal auf 125 bis 150 Millionen Dollar. Diese werden als Rückstellungen verbucht.

Schwächen im PC-GeschäftDie größten Einbußen hatte Compaq bei Desktop-PCs hinnehmen müssen, gefolgt vom Notebook-Segment. Während allerdings die harte Wettbewerbssituation im PC-Bereich samt dessen minimalen Margen hinlänglich bekannt ist, dürfte Compaq das abflauende Geschäft mit Servern alarmieren. Vor allem bei den Industrie-Standard-Produkten, also Maschinen mit Intel-Prozessoren im unteren und mittleren Leistungsbereich, lief es für die Texaner aus Houston schlechter als erwartet. Insbesondere die Geschäfte in vertikalen Märkten wie der Telekommunikationsbranche, bei Finanzdienstleistern sowie bei Produktionsbetrieben verlangsamten sich.

Nachdem schon die Privatanwender sich mit PC-Käufen merklich zurückgehalten hätten, so Capellas, zeigten sich nun auch die Unternehmen zugeknöpft. Die Folge seien "aggressive Preiskämpfe" zwischen den Wettbewerbern.

Wohl aus diesem Grund führt Compaq die Geschäftstätigkeiten der Unternehmensbereiche Commercial Personal Computing Group und Consumer Products Group in der neu geschaffenen Access Business Group zusammen.

Offensichtlich will der Konzern bislang als Consumer-Produkte ausgewiesene Rechner in Zukunft auch an kleine und mittelständische Unternehmen verkaufen. Zudem soll durch die Zusammenlegung Personal eingespart werden. Chef der neu formierten Access Business Group wird Mike Larsen.