Compaq meldet bemerkenswertes Quartalsergebnis US-Hersteller leiden besonders unter schwachem Europageschaeft

29.10.1993

MUENCHEN (CW) - Die Leistungen der amerikanischen DV-Hersteller fielen im dritten Quartal des laufenden Kalenderjahres sehr unterschiedlich aus. Waehrend Compaq und Hewlett-Packard (HP) fuer die Zeit von Juli bis September Positives melden koennen, muessen Digital und aller Wahrscheinlichkeit nach auch die IBM weiterhin gegen enorme Verluste kaempfen.

Bei Big Blue erwarten Wall-Street-Analysten am Ende des dritten Quartals einen Verlust von 174 Millionen Dollar oder 30 Cent pro Aktie, berichtet das "Wall Street Journal". Im vergleichbaren Vorjahresquartal hatte IBM aufgrund hoher Aufwendungen fuer Restrukturierungsmassnahmen noch ein Minus von 2,78 Milliarden Dollar ausweisen muessen. Der Umsatz des einstigen DV-Kroesus, schreibt das Blatt weiter, sei gegenueber dem dritten Quartal 1992 um 1,7 Prozent auf 14,45 Milliarden Dollar gefallen.

Digital muss Einbussen beim Umsatz hinnehmen

Von der Hewlett-Packard Corp., die ihr viertes Quartal und damit das laufende Geschaeftsjahr am 31. Oktober beendet, erwarten Analysten hohe Gewinne und einen explosionsartig gewachsenen Produktumsatz. Dem "Wall Street Journal" zufolge rechnet Steven Milunovich von Morgan Stanley & Co. mit einem Gewinn von 297 Millionen Dollar beziehungsweise 1,17 Dollar pro Aktie und einem zwanzigprozentigen Umsatzsprung auf 5,2 Milliarden Dollar. Im vierten Quartal 1992 wies HP pro Aktie einen Gewinn von 28 Cent und Erloese in Hoehe von 4,32 Milliarden Dollar aus. In der Alten Welt musste der Workstation-Hersteller im dritten Quartal allerdings weniger Auftragseingaenge melden als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. "Das Risiko liegt in Europa. Dort koennten die Bruttomargen weiter fallen. Es wird nicht einfach fuer HP, aber sie werden es schaffen", prophezeit Milunovich.

Anders als Mother Blue und Hewlett-Packard hat die Digital Equipment Corp. (DEC) bereits die Ergebnisse des gerade abgelaufenen Berichtszeitraums vorgelegt. Demnach musste DEC Umsatzeinbussen von neun Prozent gegenueber 1992 hinnehmen, der Hersteller erzielte Erloese in Hoehe von 3,01 (Vorjahr: 3,31) Milliarden Dollar. 50 Prozent davon generierte DEC in Europa. Deshalb duerften nach Meinung von US-Analysten nicht die negativen Auswirkungen der Waehrungsschwankungen, sondern die Rezession in der Alten Welt das Hauptproblem fuer die Company darstellen.

Der Verlust von Digital belief sich auf 83,2 Millionen Dollar beziehungsweise 62 Cent pro Aktie. Ohne ausserordentliche Einnahmen in Hoehe von 20 Millionen Dollar waere das ausgewiesene Minus entsprechend hoeher ausgefallen. Dem "Wall Street Journal" zufolge macht dieses Resultat eventuell einen weiteren Abbau von Arbeitskraeften notwendig. Das wurde allerdings von Finanzchef William Steul bestritten: "Obwohl wir enttaeuscht sind, besonders ueber den Umsatzrueckgang, liegen wir im Plan."

Trotz der Umsatzeinbussen, bedeutet das jetzt vorgelegte Ergebnis eine deutliche Verbesserung gegenueber dem vergangenen Jahr. Damals hatte DEC einen Verlust von 260,5 Millionen Dollar ausgewiesen.

Besorgt zeigten sich Beobachter vor allem ueber den sechsprozentigen Umsatzrueckgang im Servicebereich. Frueher habe Digital mit den Einnahmen aus dieser Sparte schwache Produkterloese zumindest teilweise ausgleichen koennen. Der Produktabsatz nahm im Berichtszeitraum um zwoelf Prozent ab.

Nach Angaben des Unternehmens positiv entwickelt hat sich dagegen der Verkauf von PCs und Festplatten, ausserdem habe man den Verlust von Marktanteilen im Workstation-Sektor stoppen koennen. Der Absatz von Alpha-basierten Rechnern habe zugenommen und mittlerweile einen Anteil von zehn Prozent beziehungsweise 150 Millionen Dollar am gesamten Produktumsatz erreicht.

Keine Absatzprobleme hat dagegen die Compaq Computer Corp. Nach Angaben des PC-Pioniers konnte der Gewinn im dritten Quartal des laufenden Geschaeftsjahres gegenueber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres mehr als verdoppelt werden. Bei einem um 64 Prozent auf 1,75 Milliarden Dollar gestiegenen Umsatz wies die Company einen Nettoverdienst von 107 Millionen Dollar aus.

Compaq legte in allen Regionen zu: In den USA um 75 Prozent, und sogar in Europa, wo fast alle Mitbewerber Federn lassen mussten, wuchs der Produktabsatz um 37 Prozent. In den uebrigen Regionen Lateinamerika, Pazifik und Japan hat sich nach Angaben des Unternehmens der Absatz mehr als verdoppelt.

Nach den ersten neun Monaten des Jahres weist der PC-Hersteller einen Nettogewinn von 311,4 (im Vorjahr: 123,7) Millionen Dollar aus und einen um 86 Prozent auf 4,99 Milliarden Dollar gestiegenen Umsatz.