NAS Executor und Storage-Array vorgestellt

Compaq läutet zweite Phase der Storage-Strategie ein

16.11.2001
MÜNCHEN (kk) - Compaq hat die Fortführung der Speicherarchitektur "Ensa" offengelegt, die aus sechs Schlüsseltechniken besteht. Zugleich wurden zwei neue Produkte dafür vorgestellt.

Die Hersteller von Speicherhard- und -software gehen zunehmend dazu über, nicht mehr nur mit einzelnen Produkten, sondern mit ausgewachsenen Speicherphilosophien zu werben. In der vergangenen Woche präsentierte beispielsweise EMC die Idee, Speicherfunktionen möglichst zu automatisieren.

Ensa: Stufe 2Compaq verfolgt das Ziel, gespeicherte Daten wie Strom aus der Steckdose, "für alle, zu jeder Zeit, an jedem Ort" verfügbar zu machen. Um das zu erreichen, wurde die "Enterprise Network Storage Architecture" (Ensa) geschaffen, die jetzt in Phase zwei eintritt und bis 2004 abgeschlossen sein soll. Ensa-2 beruht auf sechs Schlüsseltechnologien. Der Hersteller präsentiert mit "NAS Executor E7000" ein Gerät für die dritte Technik, die unter dem Titel "Universal Network Storage" steht. Für den fünften Kernbereich "Versastor", der sich mit Virtualisierungstechniken beschäftigt, ist das ebenfalls neue "Enterprise Virtual Array" gedacht.

Die Grundlage von Ensa-2 ist die einfache Migration von Direct Attached Storage (DAS) in eine SAN-Umgebung (SAN = Storage Area Network). Im Klartext bedeutet das, dass etwa die Festplatten eines "Proliant"-Servers ohne Restore-Prozedur in ein Speichernetz verlagert werden. Die zweite Technik befasst sich mit der Schaffung eines globalen Speichernetzwerks. Das soll sich modular skalieren lassen und offen für neue Speichertechniken wie iSCSI oder Geschwindigkeitszuwächse beim Datentransfer sein.

"Universal Network Storage" als dritte Technik soll die Integration von Network Attached Storage (NAS) und SAN vorantreiben, so dass für Block- und File-basierte Daten der Zugriff auf einen gemeinsamen Speicherpool möglich wird. Dafür hat Compaq jetzt den "NAS Executor E7000" vorgestellt, der auch als Cluster-Lösung verfügbar ist. Das Gerät soll unbegrenzt skalierbar sein, weil die Datenspeicherung nicht nur im NAS-System, sondern auch auf den in ein SAN eingebundenen Compaq-Arrays möglich ist. Dazu nutzt der NAS Executor Virtualisierungstechniken wie "Vsnaps", das die dynamische und virtuelle Plattenerweiterung oder das Zusammenschalten mehrerer Systeme erlaubt. Insbesondere bei Streaming-Anwendungen soll das Gerät seine Stärken ausspielen.

EVA als Teil von VersastorDie vierte Schlüsseltechnik im Ensa-Konzept betrifft das Speicher-Management, auf das über Web-Browser zugegriffen wird. Mit "Versastor" geht Compaq das Thema Virtualisierung als weitere wichtige Technik an, die die Schaffung von offenen SANs ermöglichen soll. Die Virtualisierung kann auf den drei Ebenen Server, Fabric oder Speicher-Array erfolgen. Für letzteren Bereich hat Compaq das "Enterprise Virtual Array" (EVA) vorgestellt. Der Plattenspeicher soll ab 2003 das "Enterprise Modular Array" ablösen. Es enthält einige von Compaqs Virtualisierungstechniken wie "Vsnaps" und ist bereits für 2-Gbit-Switches ausgelegt. Das Gerät kann derzeit bis zu 240 Fibre-Channel-Festplatten aufnehmen.

Das "Life Cycle Management" als sechste Schlüsseltechnik rundet Compaqs Speichervision ab. Der Hersteller versteht darunter "die Möglichkeit, Daten durch Verknüpfungen auf Attribute-Level zu verwalten". Im Idealfall ließen sich den einzelnen Applikationen dediziert Speicherservices zuordnen. Compaqs Bestrebungen unterscheiden sich in diesem Punkt nicht von den Bemühungen des Mitbewerbers EMC.

Ende einer FreundschaftNur zwölf Monate hielt die Vertriebskooperation zwischen IBM und Compaq im Speicherbereich. Vor genau einem Jahr traten beide Partner mit dem Plan an die Öffentlichkeit, wonach IBM die modularen Mittelklassespeicher von Compaq und die Texaner im Gegenzug Big Blues Highend-Gerät "Shark" verkaufen sollten. Der Deal warf schon damals Fragen auf, wie Compaq - ohne eigenes Mainframe-Angebot - Kunden für die großen IBM-Speicher gewinnen sollte. Offenbar interessierte sich IBM zwischenzeitlich auch für Compaqs Virtualisierungskonzept "Versastor", das nach dem Prinzip "Out-of-band" arbeitet, entschloss sich aber dann doch, einen anderen Weg zu gehen. Eine OEM-Vereinbarung kam nicht zustande. Vielmehr versucht sich Big Blue an einem "In-band"-Virtualisierungskonzept, wie es beispielsweise Datacore aus Florida vermarktet.

Der ausschlaggebende Faktor für die Beendigung der Vertriebskooperation dürfte allerdings in der geplanten Übernahme von Compaq durch Hewlett-Packard zu sehen sein. Carleton Fiorinas Company bietet für das Highend die "Lightning"-Speicher von Hitachi an, die mit IBMs Shark und EMCs "Symmetrix" konkurrieren. Zudem hat Big Blue im mittleren Leistungsbereich aufgeholt und bietet dort mit den "Fast T700" (siehe Bericht auf dieser Seite) eigene Produkte an, die allerdings von LSI Logic Storage Systems stammen sollen.