Stellenstreichungen und Management-Konflikte

Compaq droht Betriebsrat mit Entlassung

27.07.2001
MÜNCHEN (CW) - Langsam wird die Stimmung bei Compaq ungemütlich. Nach wiederholten Ankündigungen, massenhaft Mitarbeiter zu entlassen, hat jetzt die europäische Unternehmensführung die Arbeitnehmervertreter aufs Korn genommen und droht mit Kündigungen.

Das europäische Compaq-Management hat eine Stellungnahme des europäischen Betriebsrats (EBR) an die europäische Belegschaft von Compaq zum Anlass genommen, die Unterzeichner der E-Mail abzumahnen, und für den Wiederholungsfall mit Kündigung gedroht. Hintergrund des Schreibens ist die geplante Entlassung von 1750 Mitarbeitern allein in Europa (siehe CW 29/01, Seite 8), die Personalchef Hugo Bague und Executive Chairman Werner Köpf angekündigt hatten. Pikante Note: Der Vorstoß aus der europäischen Firmenzentrale sorgt laut Informationen aus unternehmensnahen Kreisen für erheblichen Unmut auf der Management-Ebene in den einzelnen Ländern: Die nationalen Chefs sind danach überhaupt nicht froh über die Direktiven der europäischen Führungsebene gegen die Arbeitnehmervertreter.

In ihrer E-Mail hatten die Betriebsräte Kritik an der mangelnden "Rationalität" der Entlassungspläne geübt und außerdem ihre Besorgnis geäußert, dass die vorgesehene Streichung "in eine Abwärtsspirale münden könnte".

Das Management begründet die Abmahnungen damit, dass in dem Schreiben vertrauliche Informationen weitergegeben worden seien. Außerdem sei es den Mitgliedern des EBR nicht gestattet, das firmeninterne E-Mail-System zu nutzen, um Mitteilungen an die gesamte europäische Belegschaft zu senden. Christian Brunkhorst, Vorsitzender des EBR von Compaq, sagte gegenüber der COMPUTERWOCHE, weder Köpf noch Bague hätten nachvollziehbar dargelegt, welches die vertraulichen Informationen gewesen seien, die nun zu den Entlassungsdrohungen führten. Bei den inkriminierten Stellungnahmen habe es sich lediglich um Meinungsäußerungen gehandelt.