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Comdex: Corel Linux - das bessere Linux?

16.11.1999

LAS VEGAS (ba) - Die kanadische Corel Corp. hat wie angekündigt auf der Comdex offiziell ihre eigene Linux-Distribution vorgestellt. Einfache Handhabung und zusätzliche Applikationen sollen der stark an das Look and Feel von Windows angelehnten Linux-Variante auf dem Desktopmarkt zum Durchbruch verhelfen.

"DOS hatte zehn Jahre, Windows besaß während der letzten zehn Jahre die Oberhand und Linux werden die nächsten zehn Jahre gehören", erklärte Corel-Chef Michael Cowpland anläßlich der Produktvorstellung in Las Vegas zuversichtlich. Das Open-Source-Betriebssystem der Kanadier soll in drei Varianten auf den Markt kommen. Eine freie Version können sich interessierte Anwender von der Website des Herstellers herunterladen. Die "Standard"-Edition enthält zusätzlich eine abgespeckte Version der hauseigenen Textverarbeitung "Word Perfect" sowie 30 Tage E-Mail-Support. In der "Deluxe"-Ausführung ist eine Vollversion von "Word Perfect", eine Backup-Software sowie E-Mail- und Telefon-Support für 30 Tage enthalten. Außerdem bekommen die Käufer der Luxusklasse einen knapp zehn Zentimeter großen Linux-Pinguin als Maskottchen.

Laut Corel wird die Standard-Variante 49 Dollar, die Deluxe-Ausgabe zwischen 79 und 89 Dollar kosten. Beide Pakete sollen ab Ende November verfügbar sein. Ferner plant die Software-Company bereits internationale Versionen ihrer Linux-Distribution. Demnach wird Anfang nächsten Jahres das Betriebssystem in einer internationalen englischen Version vorliegen. Das deutsche und französische Corel-Linux sollen Ende Februar 2000 folgen. Über die Preise der internationalen Versionen gibt es noch keine Angaben.

Zusätzlich plant die Software-Company eine eigene Service-Abteilung namens Corel Professional Services (CPS). Anwender sollen hier bei Fragen zur Systemintegration und Softwareentwicklung Hilfe finden. Außerdem wird es laut Hersteller verschiedene Trainings-Angebote für Linux geben. Die Kosten für diese Dienstleistungen orientieren sich an der Art der Serviceleistung sowie der Anzahl der installierten Linux-Systeme. Mit diesen Service-Paketen will Corel seiner Linux-Version die Tür zum Unternehmensmarkt öffnen.

Corels Linux baut auf der Debian-Distribution Version 2.2 auf. Die KDE-Benutzeroberfläche hat das in Ottawa ansässige Softwareunternehmen um weitere Features erweitert. So haben die Entwickler eine einfachere Installationsroutine und einen Datei-Manager integriert. Von der Struktur und dem Äußeren erinnert die Betriebssystemoberfläche jedoch stark an Windows.

Die Verantwortlichen bei Corel rechnen sich vor allem durch die nach eigenen Angaben sehr einfache Handhabung gute Marktchancen aus. Vor allem die komplizierte Installation, bisher ein Schwachpunkt vieler Linux-Distributionen wurde stark vereinfacht. Corel Linux sei so einfach zu bedienen wie Windows, versprach Cowpland. Außerdem sollen zusätzliche Applikationen Corel-Linux beim Start in den Markt unterstützen. Während der offiziellen Vorstellung präsentierte der Hersteller Linux-Varianten der Tabellenkalkulation "Quattro Pro" und der Grafikapplikation "Corel Draw". Mitte nächsten Jahres soll ein Office-Paket unter anderem mit der Datenbank "Paradox" folgen.

Dan Kusnetzky, Analyst bei der International Data Corp. (IDC), räumt der Corel-Distribution gute Chancen auf dem Linux-Markt ein. Die zahlreichen Applikationen, an denen es vielen Distributionen bisher oft mangele, würden die Corel-Variante für einen breiteren Markt interessant machen. Allgemein erwarten die Analysten im Linux-Markt durchschnittliche Wachstumsraten von etwa 25 Prozent.