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Com.Win: Web.de startet "Internet-Telekommunikation"

01.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bereits Ende August kündigte die Karlsruher Portalfirma Web.de geheimnisvoll an, sie wolle die Kommunikation über das Internet revolutionieren (Computerwoche online berichtete). Heute erfolgte dann die offizielle Ankündigung der neuen Software "Com.Win 1.0" sowie der Gründung der neuen Tochterfirma "WEBTelekom GmbH", über die sich das Unternehmen neue Einnahmequellen erschließen will.

Wenn wir die Erklärungen auf der Web.de-Site richtig verstanden haben, dann ist Com.Win eine Art Steuerung für eine im Internet-Hintergund befindliche VoIP-Infrastruktur (Voice over IP): Der Anwender teilt der Software mit, wen er anrufen möchte (Konferenzen mit mehreren Teilnehmern sind ebenfalls möglich und werden separat abgerechnet). Die Anfrage wird ans System weitergeleitet, anschließend klingelt zuerst das ausgewählte beliebige Telefon des Anrufers, dann wird die Verbindung zum Angerufenen aufgebaut. Ein lokaler Client muss dafür nicht installiert werden, Com.Win läuft schlicht in einem Browser-Fenster.

Die Grundgebühr für die Nutzung des Systems beträgt knapp fünf Euro im Monat bei einem halben Jahr Mindestlaufzeit, in Verbindung mit dem "Web.de Club" gibt es Rabatte. Die eigentlichen Gesprächgebühren liegen laut Web.de tagsüber bis zu 68 Prozent unter denen von Telekom, T-Mobile und Vodafone. Das Unternehmen räumt aber ein, dass unter bestimmten Bedingungen - beispielsweise nachts, an Wochenenden oder Feiertagen - andere Anbieter durchaus auch billiger sein können als Com.Win. Hier lautet die Empfehlung schlicht, dann die günstigere Alternative zu nutzen.

Abgerechnet werden die Anrufgebühren über das Web.de-eigene Bezahlsystem "Web.Cent". Registrierte Nutzer können ihr Konto nach Bedarf online aufladen. Wermutstropfen: Der Name Com.Win verrät bereits, dass Web.de mit seinem Angebot (vorerst?) leider nur Windows-Nutzer anspricht - technisch basiert die neue Software nämlich auf Microsofts ActiveX. Mac-, Linux- und sonstige Unix-Anwender bleiben somit außen vor..

Web.de hat sich nach eigenen Angaben alle wichtigen technischen Konzepte von Com.Win patentieren lassen und will im Laufe der nächsten Jahre daraus eine "umfangreiche Produktfamilie" entwickeln. Diese soll "alle relevanten Kommunikationsformen über das Internet auf einfache Weise und zum großen Vorteil der Nutzer" verbinden - was dann aber hoffentlich unabhängig vom Betriebssystem funktioniert. (tc)