COM - Software gewinnt an Bedeutung:Intelligente Recorder eröffnen neue Chancen

30.07.1982

*Karlheinz W. Huber ist bei der Datagraphix General Manager Zentraleuropa.

Der Anteil von COM in Europa und Deutschland ist zwar - gemessen am Gesamtbestand an Groß - EDV - Systemen - immer noch vergleichsweise gering mit zirka drei Prozent im Vergleich zu fünf bis sechs Prozent in den USA. Aber COM befindet sich auf einem kontinuierlichen Vormarsch. Die Entwicklung in Deutschland ist charakteristisch für den Entwicklungsprozeß von COM in anderen europäischen Ländern und wichtigen Industrienationen wie Kanada und Japan. An der Rangfolge USA, Deutschland, Japan, Frankreich, England hat sich seit Jahren nicht viel geändert. Sie folgt in etwa auch der allgemeinen EDV - Entwicklung. Derzeit sind in Europa etwa 1500 COM -Systeme installiert, davon zirka 700 von Datagraphix. Die jährliche Zuwachsrate des COM - Marktes weltweit liegt bei etwa 15 bis 20 Prozent.

In den 60er und frühen 70er Jahren hat sich COM vorzugsweise als hardwareorientierte Ausgabetechnik zur Langzeitspeicherung profiliert. Software spielte eine relativ untergeordnete Rolle. Qualität und Flexibilität der Software waren nicht unbedingt entscheidend bei der Systemauswahl, sondern andere Faktoren wie Geschwindigkeit und Aufzeichnungsqualität. Diese Entwicklung ist durchaus den Anfangsjahren der EDV vergleichbar.

Wie in der EDV ist auch bei COM nun deutlich eine Tendenz zu erhöhten Softwareanforderungen erkennbar. Dies gilt sowohl für Off - wie auch für Online - COM - Systeme; dort insbesondere im Hinblick auf die Entlastung des Zentralrechners, der vielfach an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit gefahren wird. Der Trend zu COM - Online - Systemen ist deutlich - in manchen Ländern sind bis zu 50 Prozent der Neuauslieferungen COM - Online - Anlagen. Große, teure Host -Computer - Systeme sollen durch Verlagerung der Ausgabe an dezentrale / "remote" Stellen leistungsfähig erhalten und entlastet werden.

Für die dezentrale Ausgabe werden "Intelligenz" und flexible Software benötigt. Magnetplatten, mehrere Bandeinheiten, Terminal mit Steuerungsfunktionen, Job - Accounting - Dateien ergänzen die Konfiguration. Auch die für die Aufbereitung der Daten und die Steuerung der einzelnen Funktionen eingesetzten Mini - und Mikrocomputer werden immer "mächtiger", denn komplizierte Kolonnen - Titel - und Indexgestaltung, Paßwort - und Datenschutzanforderungen, statistische Auswertungen und Folgeverarbeitungen verlangen EDV - Hardware und Softwarestandard.

Software wird auch zunehmend wichtig bei der Koppelung mit anderen Systemkomponenten wie Duplizierautomaten und Sortier - beziehungsweise Ablageeinrichtungen. Dies gilt beispielsweise im Hinblick auf die Zeichencodierung für die automatische Duplikaterstellung oder der Kopien in computergestützten Retrieval - Systeme zur raschen Wiederauffindung der gespeicherten Daten.

In der Bundesrepublik sind heute bereits mehr als 30 Online -COM - Recorder installiert, also rund zehn Prozent des Gesamtbestandes, so auch bei IBM. Dabei spielt es offenbar für den Anwender weniger eine Rolle, ob "Naß - oder Trockenverfahren" bei der Silberfilmentwicklung eingesetzt wird. Die Installation eines COM - Recorders mit Naßfilmentwicklung im Computerzentrum ist heute kein Problem mehr.

Maßgebend für den Einsatz von Online - Systemen ist die Erschließung neuer Anwendungsmöglichkeiten, vor allem im Bereich des Rechenzentrums. Das Online - COM - System, das wie ein 3211 - Drucker konfiguriert ist, "d r u c k t" Systemnachrichten, Sysout, Syslog, Dumps auf Mikrofilm und macht sie dem Benutzer problemlos und rasch zugänglich. Die Ausgabegeschwindigkeit kann durchaus im Bereich von 10 000 Zeichen / Minute und mehr liegen, wobei Zeichenzahl pro Zeile und Anzahl der Zeilen pro Datenseite für die Ausgabegeschwindigkeit nahezu ohne Einfluß bleiben, da jeweils eine ganze Datenseite auf einmal ausgegeben wird. Online - COM - Anlagen sind in der Regel an alle Systeme IBM 360, 370, 30XX und 43XX sowie vergleichbare PCM - Hardware anschließbar. Sie arbeiten im Druckermode unter DOS / VS(E), OS / VS1(2) / MVS und JES1, 2, 3 wobei durch Minicomputerunterstützung extern am COM - Rechner gespeicherte Parameterdaten zur Vorgabe von Fiche - Format oder Titel - Index -Gestaltung zugesteuert werden. Auch die softwaregesteuerte Einblendung von Formular - Dia - Voranlagen ist heute problemlos möglich. Da mittlerweile Online - COM - Systeme bei führenden Herstellern 50 Prozent und mehr der Gesamtauslieferungen ausmachen, steigt der prozentuale Anteil dieser Systeme an den Gesamtinstallationen rasch an.

Trotz Kostensenkung - nach wie vor teuer

In den zurückliegenden Monaten ist wieder einmal die Diskussion aufgeflammt, wie lange COM und der Mirkofilm anderen Speichertechnologien noch standhalten könnten, oder ob sie Ende des Jahrzehnts etwa schon ausgestorben seien.

Da ist zunächst der Halbleiterspeicher, primär für Kurzzeitspeicherung. Er hat eine vergleichsweise niedrige Kapazität, gewährleistet dafür sehr raschen Zugriff, nahezu im Nano - Sekunden -Bereich. Trotz enormer Kostensenkungen, nach wie vor teuer.

Um Magnetblasenspeicher ist es sehr ruhig geworden, damit bleibt der Löwenanteil der Massenspeicherung derzeit für die konventionellen Speicher Magnetband / - Magnetplatten / - Stapel. Dabei sollte man aber nicht den hohen Kostenaufwand für Band / Plattenarchive außer acht lassen. Die optische Speicherplatte wurde als das Speichermedium der Zukunft viel gepriesen - aber offensichtlich mit einer Reihe von Vorschußlorbeeren bedacht. Technisch ist sie sicherlich funktionsfähig - aber sie dürfte von der Serienreife noch etwas entfernt sein. Diese Anfangsprobleme werden sicher eines Tages überwunden, aber einige Fragezeichen hinsichtlich der raschen Lösung der technischen Probleme und der Haltbarkeit seien doch angebracht.

Die Standard - Job - Größe im COM - Bereich liegt unter 100 Originalfiche, dies entspricht etwa 200 Megabyte, das heißt einiges unter der Kapazität von optischen Speicherplatten. Die Kosten pro Megabyte gespeicherter Informationen sind über die Jahre hin bei dem Mikrofilmverfahren ziemlich unverändert geblieben. Ein Megabyte entspricht etwa dem Datenvolumen, das bei dieser Verkleinerungsrate auf einem halben Mikrofiche Platz finden würde.

Voraussetzung für die Preiskonstanz bei Filmen ist, daß sich Rohstoffverteuerungen für die Polyester - oder Azetatbasis und verbesserte Produktionsmethoden etwa die Waage halten und sogar zu einer gewissen Preisreduktion führen, wie sie auch in den letzten Jahren ziemlich deutlich im Markt zu beobachten war. Die Zugriffszeiten auf COM - Fiche mit eins bis zehn Sekunden sind ausreichend für die gewählten Anwendungen.

Eine "gewisse" Konkurrenz vor allem gegen Ende dieses Jahrzehnts kann für COM und den Mikrofiche allgemein zwar sicher nicht geleugnet werden, wird aber aus vielen Gründen für den COM - Sektor keineswegs existenzbedrohend sein.

Da COM ein Bestandteil des EDV - Marktes ist, kann die künftige Entwicklung nur im Zusammenhang mit der künftigen Entwicklung des EDV - Gesamtmarktes - gesehen werden, wie: Trend zur Vernetzung (lokale, nationale, internationale Netze und Kommunikation mit Datenbanken); Trend zu verteilten (=DDP-)Systemen und Dezentralisierung; verhaltenes Wachstum bei großen EDV - Systemen und angeschlossenen Großspeichern beziehungsweise Laserdruckern; Verbindung verschiedener Technologien und Ein - / Ausgabeeinheiten im Büro der Zukunft.

Wenn wir heute die Projektionen für Breitbandübertragungssysteme mit dezentralen Knoten und Anschlüssen für lokale Netze sehen und der vielfach propagierten Losung "mehr Computerpower am Arbeitsplatz" folgen, dann ergibt sich daraus auch die verstärkte Notwendigkeit zur dezentralen Datenausgabe. Dies wird besonders deutlich, wenn wir uns einmal die Zahlen vor Augen führen -zumindest was die Größenordnung anlangt - die beispielsweise die IDC für den Druckermarkt in Westeuropa voraussieht, dann wird klar, wo der Schwerpunkt in der künftigen Datenausgabe liegen wird:

- Zahlenmäßig im Personal Computer und Desk - Top - Drucker - Bereich.

- Wertmäßig im Terminal - und Groß - EDV - Drucker - Bereich

A) Das Wachstum soll von rund 532 000 Druckern im Jahr 1980 auf etwa 1,76 Millionen im Jahre 1986 erfolgen.

B) Die Wachstumsanteile sind unterschiedlich groß. Minicomputer, SBS (Small - Business - Computer - Systeme) und WP (Word Processing) kommen trotz interessanter Steigerungsraten für eine COM - Ausgabe nicht direkt in Betracht, wohl aber GPC (General Purpose - Computer 15 000) und Terminaldrucker mit einer zahlenmäßigen Verdoppelung auf 489 000 Einheiten und damit insgesamt über 500 000 leistungsfähige Drucker als Marktpotential.

Hier liegt zweifellos ein Teil des künftigen Marktes von COM!

Dabei wird vor allem an kleinere COM - Einheiten als bisher gedacht die an die Stelle von "langsameren" Seiten - und Zeilendruckern treten können.

Datagraphix hat kürzlich angekündigt, konsequent diesen Weg zu beschreiten und in nicht allzu ferner Zukunft weitere Modelle der ARIS - Reihe vorzustellen. Darunter wird auch ein System sein, das im Geschwindigkeitsbereich unter 5000 Zeilen / Minute liegen wird. Dieses System soll dort vor allem eingesetzt werden - wo Anwendungen bisher auch Servicebüros verschlossen bleiben - aus Gründen der schnellen Verfügbarkeit, der Sicherheitsbestimmungen oder anderen Kriterien.

1. COM muß noch stärker als bisher in die allgemeine EDV und deren Peripheriebereich integriert werden, und zwar im Wege von Gesamtlösungen. Das gilt sowohl für die alphanumerische und grafische COM - Ausgabe als auch für den gesamten Bereich der Wiederauffindung (Retrieval).

2. Es müssen kleinere, kostengünstigere Systeme entwickelt werden, die im Zuge der Ausweitung von lokalen, nationalen und internationalen Netzwerken als Remote - Stationen bei DDP - Systemen, sowohl bei der Druck - als auch der COM - Ausgabe eingesetzt werden können. Ähnliches gilt für den Bereich der Dokumentation und Speicherung bei textverarbeitenden Systemen bis hin zu "EIectronic Mail", sofern die Kompatibilität der Datenträger hergestellt ist. Damit entfallen langwierige Konvertierungsarbeiten.

3. Es müssen neue Anwendungen erschlossen werden. Durch die Kombination von Text und Bild bei der Erstellung von Ersatzteilkatalogen, Verwendung von Halbtonbildern für Versandhaus - oder Reisekatalog werden neue Wege gewiesen. Ähnliches gilt für das Einschließen der Dokumentation von CAD / CAM - Anwendungen im grafischen Bereich oder beim Einsatz für Ausbildungszwecke (kunsthistorische Daten, Baudenkmäler, Malerei etc.). Auf diesen und ähnlichen Gebieten, vor allem des Mikro - Publishing, sind noch eine Fülle von Anwendungen denkbar!

4. COM muß noch bedienungsfreundlicher werden. Der Weg hierzu wird durch unverschlüsselte Bedienerführung, "intelligente" und "COM - Online - Systeme" gewiesen sowie durch direkt an den COM - Recorder angeschlossene Duplizierautomaten, die als "COM - Produktionsstraße" vom Host - Computer - System bis zum versandfertigen Duplikatpaket nahezu ohne Bedienereingriff arbeiten.

5. Die Retrieval - Situation bedarf der Weiterentwicklung und Verbesserung. Sie erfordert die stärkere Einbeziehung der EDV bei der Aufbereitung der Suchbegriffe, der Indexgestaltung und beim Zugriff durch Kombination der Vorteile der jeweiligen Medien.

Wenn diese Voraussetzungen erfüllt werden - und die Neuankündigungen der führenden Hersteller weisen eindeutig in diese Richtung - dann wird der COM - Markt in den nächsten Jahren seine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung fortsetzen.