Bei Dornier durch Computerausgabe auf Mikrofilm 200 000 Mark Papierkosten gespart:

COM-Recorder als Laserdrucker-Alternative

30.04.1982

Die Dornier GmbH hat ein DV-Konzept realisiert, bei dem im Netzverbund Verarbeitungergebnisse und Dateiinhalte standortgebunden ausgegeben werden können. So läßt sich auch ein zentral in Friedrichshafen installierter COM-Recorder von jeder Remote-Job-Entry-Station und von jedem Bildschirm aus aktivieren. Dornier nutzt das Gerät intensiv. Rund ein Drittel des Outputs wird bereits mikroverfilmt.

Die Dornier GmbH beschäftigt rund 8000 Mitarbeiter und setzte 1981 über 1,2 Milliarden Mark um. Geschäftszweck ist Forschung, Planung, Entwicklung, Fertigung, Wartung und Betreuung in den Bereichen Luftfahrt, Flugkörper, Raumfahrt, Elektronik, neue Technologien (Medizin, Energie, Umwelt, Transport), Sondermaschinen und Logistik. Die größten Dornier-Standorte sind Friedrichshafen, München und Lindau.

Das zentrale Rechenzentrum in Friedrichshafen ist mit vier IBM-Hosts (2 x 3031 und 2 x 4341) bestückt. An verschiedenen anderen Standorten arbeiten Subhosts. Alle Rechner sind über ein Netzwerk miteinander verbunden. Von jedem wichtigen Punkt im Konzern können über Bildschirmstationen Jobs gestartet werden, wobei ein Durchgriff sowohl zur zentralen Datenbank als auch zu den Dateien der dezentral installierten Computer möglich ist. Tagsüber liegt der Anteil der TP-Anwendungen bei 70 bis 75 Prozent.

Bibliothek mit tausenden von Programmen

Die Fachabteilungen programmieren selbst. Sie sind auch für die Produktion verantwortlich. Primäre Aufgabe des DV-Bereichs - er beschäftigt rund 130 Mitarbeiter - ist die Bereitstellung und der Betrieb der DV-Einrichtungen. In seine Zuständigkeit fallen auch die fünf auf allen Rechnern laufenden Basis-Applikationen: Timesharing, Datenbank, interaktives System, grafisches System und Textsystem.

Die Programmbibliothek umfaßt bereits mehrere tausend Programme. Eine Spezialität und Stärke des Dornier-Rechenzentrums sind aerodynamische Berechnungen.

Obwohl Dornier schon 15 RJE-Drucker kundennah installiert hat, steigt der zentrale Output weiterhin stark an.

Als Dornier weitere zentrale DV-Ausgabekapazität schaffen mußte, zog es das COM-Verfahren als grundsätzliche Alternative zu einem Laserdrucker in seine Überlegungen ein. Die Prüfung ergab für den "Computer Output on Microfilm" sowohl wirtschaftliche als auch funktionelle Vorteile:

Erich F. Sock, Leiter der Zentralen Datenverarbeitung von Dornier, ein langjähriger DV-Profi, eruierte als wesentliche Pluspunkte:

- Den Wegfall des Papiervolumens bei Erzeugung, Bearbeitung und Archivierung.

- Die einfache Vervielfältigung und den bequemen Versand.

- Die wesentlich geringeren Herstellkosten, die bei einem vollen Fiche - man wählte Planfilm - etwa nur ein Achtel der Druckkosten auf Papier betragen.

Die Wirtschaftlichkeitsrechnung war einfach aufzumachen. Die monatlichen Kosten für die Computerausgabe auf Mikrofilm ließen sich exakt berechnen und liegen bei rund 18 000 Mark. Die jährliche Papierersparnis wurde vorsichtig auf 200 000 Mark geschätzt. Hinzu kommen noch Kostenreduktionen für Drucker-Peripherie und Personal.

Dornier installierte im zentralen Rechenzentrum in Friedrichshafen einen COM-Recorder von Kodak (Komstar 200), der mit einem Laserstrahl auf einem fotothermisch zu entwickelnden Film aufzeichnet. Dadurch wäre es möglich, das Gerät im Rechenzentrum aufzustellen. Es arbeitet mit einer Verfügbarkeit von über 99 Prozent.

Der COM-Rekorder ist im Rechenzentrum an den gemeinsamen Spool für alle Rechner angeschlossen. Um die Umstellung von der Listausgabe auf Mikrofiche für den Anwender zu erleichtern, wurde in der zentralen EDV-Abteilung ein von Walter Wollmann konzipierte Programm geschaffen, das den File-Control-Bloc erstellt, der für den Laser-Mikrofilmdrucker benötigt wird. Der Anwender muß deshalb im Datensatz lediglich die Sysout-Klasse ändern und die Generierungsprozedur mit wenigen Parametern aufrufen. Mit Hilfe eines weiteren dorniereigenen Programms werden die COM-Leistungen automatisch abgerechnet.

Für den Benutzer brachte die Einführung des COM-Verfahrens daher wenig Probleme. Die vorhandenen Druckprogramme mußten nicht geändert, die Eingaben konnten sogar reduziert werden. Nach anfänglichen Widerständen ist die Benutzerakzeptanz gut und die Nachfrage steigend.

Buchhaltung in der Schublade

Für die Verteilung von COM-Fiches gibt es derzeit im Dornier-Konzern bereits zwischen 200 und 300 Anlaufstellen, die mit den erforderlichen Lesegeräten versehen sind. Es können jederzeit Rückvergrößerungen auf Papier erstellt werden. Die Fachabteilungen schätzen den einfachen und schnellen Rückgriff auf mikroverfilmten DV-Output. So paßt die komplette Buchhaltung auf COM-Fiches in eine einzige Schublade.

COM-Ausgaben erfolgen bisher in den Bereichen Finanzbuchhaltung, Rechnungswesen, Ersatzteilwesen und für technische Dokumentationen. Ein intensiver Benutzer ist das Rechenzentrum selbst. Auf COM-Fiches ausgegeben werden unter anderem die Job-Protokolle (früher hatte man den ganzen Keller voll gedruckter Listen), die Maschinendokumentationen und die Programm-Dokumentationen. Ein neues Programm wird erst freigegeben, wenn es auf Mikrofilm dokumentiert ist.

Dornier verwendet Planfilm, der nach dem Entwickeln automatisch zu Mikrofiches geschnitten wird, die leicht verteil- und archivierbar sind. Als Verkleinerungsfaktor wurde eins zu 42 gewählt. Es passen bis zu 207 Druckseiten auf ein Fiche. Über einen Steuerparameter kann auf den Faktor eins zu 48 umgeschaltet werden, wie vom Arbeitskreis Mikrofilm der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie empfohlen.

Durchsatz des RZ erhöht

Die erste Reihe eines COM-Fiche enthält den Fichetitel. Er dient zum schnellen Unterscheiden der einzelnen Fiches mit bloßem Auge. Bei Ablage in Schuppentafeln ist das in vier Zeilen unterteilte Titelfeld eines jeden Mikrofiche sichtbar, während der untere Teil verdeckt ist.

Dornier hat bestimmte Titelfelder fest vergeben, so für die Werksnummer, die Fachnummer, den Jobnamen, das Abteilungskurzzeichen des Empfängers und das Datum der Erzeugung. Die erforderlichen Parameter müssen zwangsweise generiert werden, wobei keine bestimmte Reihenfolge einzuhalten ist. Eine Anzahl von Feldern kann der Anwender frei belegen, auch für den Index.

Der COM-Rekorder hat den Gesamtdurchsatz des Rechenzentrums erhöht. Da er wesentlich schneller ist als ein herkömmlicher Drucker und mit seiner eigenen Mikroprozessor-Intelligenz die COM-gerechte Aufbereitung des Outputs selbst vornimmt, beansprucht er weniger Systemzeit als ein Drucker.