COM im Haus - doch teurer als im Service?

11.03.1977

NÜRNBERG (CW) - In dem Beitrag von Rolf-Dieter Steinmann, COM-Systemberater bei DatagraphiX, "Eigene COM-Anlage oder COM-Service" (CW Nr. 8 vom 18. Februar 1977), sind uns verschiedene Aussagen des Verfassers aufgefallen, bei denen der erfahrene Anwender sicherlich ebenso stutzen wird. Einmal vergleicht Steinmann nur die Hardware-Kosten seiner eigenen Angebotsalternativen und nicht, wie im Thema genannt, die Kosten zwischen Eigeninstallation und Service.

Der Autor wäre als COM-Systemberater gut beraten gewesen, sich von EDV-Anwendern, EDV-Dienstleistungsunternehmen oder COM-Dienstleistungsunternehmen den prozentualen Kostenanteil der Hardware von der Kostenstelle Organisation und DV nennen zu lassen. Der Durchschnitt dieser Angabe in Prozenten würde nicht weit von der Zahl 30 entfernt sein. Wenn aber die Hardware-Kosten im Durchschnitt nur 30 Prozent der Gesamtkosten sind, dann ist es nicht damit getan, zu den sogenannten Primärkosten noch einige Sekundärkosten hinzuzurechnen, sondern es ist absolut erforderlich, die Primärkosten mit drei zu multiplizieren, um keiner Selbsttäuschung zu unterliegen

Den nach der Multiplikation entstehenden Gesamtkosten wird dann, wie Verfasser ganz richtig sagt ,der Materialeinsatz hinzugerechnet. Dazu kommt ein Betrag "n". Dieser setzt sich zusammen aus Materialausschuß für Testarbeiten, Job-Vor- und -Nachlauf (Aufwand abhängig von Kamerasystem) oder Wiederholungsläufen wegen Maschinendefekt. Es wäre sehr interessant gewesen, wenn die prozentuale Ausfallquote der beschriebenen Systeme genannt worden wäre. Sicherlich wäre es eine Zahl gewesen, die jeden EDV-Praktiker, der Zahlen wie 0,1 Prozent aus seiner bisherigen Praxis mit EDV-Anlagen kennt, zu denken gegeben hätte. In diesem Zusammenhang sei noch bemerkt, daß Service-Unternehmen Ausfall an den Systemen nicht direkt an den Anwender weiterberechnen.

Bei unserer Kritik an der Vollzähligkeit der Kosten verzichten wir bewußt auf den Hinweis, daß auch Kosten für die COM-Bandproduktion auf den EDV-Anlagen entstehen Diese Kosten entstehen nicht bei Einsatz sogenannter "Intelligenter COM-Anlagen". Wären in der Angebotsdarstellung intelligente COM-Anlagen beschrieben worden, dann hätten sich die Kosten anders dargestellt. Bekannt ist zwar die komfortable Gestaltung von Fiche mit Titel, Index unter Inanspruchnahme von Tabellen. Die totale Integration in bestehende Datenbestände in Form von Adreßverknüpfungen oder Erstellung von Suchargumente -Fiche mit Hilfe von Sortierläufen als Ergänzung zu diversen Stammdateien zum Beispiel, ist trotzdem nicht ohne Hilfe der EDV möglich. Zum anderen hätte sich jeder Datenverarbeiter, der einmal Datenschutzbeauftragter werden wird, gefragt, wie sich die zusätzlich per Programm beeinflußbare Möglichkeit, auf maschinell zu verarbeitende Daten Einfluß zu nehmen, auswirken wird.

Wir unterstellen, daß es den Anwender interessiert, die Gesamtkosten bei Eigeninstallation aufgezeigt zu bekommen, beschränken uns bei der Darstellung aber auf die Gesamtkosten bei Kauf der Hardware (Grafik 1).

Der Preisunterschied pro Einheit zwischen den einzelnen Anschaffungsarten ist gering, so daß unter Berücksichtigung der jeweiligen Vor- und Nachteile aus unserer Sicht trotzdem Miete empfohlen wird.

Nachdem DatagraphiX' Steinmann nur am Rande auf die zeitliche Durchführung einging, versuchen wir mit der Tabelle (Grafik 2) auch dazu eine vollständige Antwort zu geben. Grundlage für diese Tabelle ist die durchschnittliche Stundenproduktion von 30 Fichte mit durchschnittlich 150 Datenseiten je Fichte und einer 42fachen Verkleinerung. Unter Einbeziehung von Rüstzeit, Maschinenausfall und Wartung halten wir diese Zahl bei den beschriebenen Systemen für angemessen. Mit 16 Produktionsstunden täglich ist mit einer Tagesleistung von 480 Fichte zu rechnen. Bei der Beurteilung nachstehender Tabelle muß der Anwender selbst entscheiden, ob sich die Fichezahl pro Monat gleichmäßig über diesen Zeitraum verteilt oder ob der Bedarf in einem kürzeren Zeitraum anfällt. Ist letzteres der Fall, so ist das nur mit mehreren Systemen möglich.

Wie sich die Konsequenzen aus Tabelle 2 auf die Gesamtkosten in Tabelle 1 auswirken, spricht für sich. Bei Tabelle 2 ist zusätzlich zu beachten, daß die Hardware - Absicherung eigentlich nur in der 3. Schicht beziehungsweise am Wochenende liegt. Außerdem sind in den Gesamtkosten mit einer nicht näher bestimmten Leistung, dargestellt in Tabelle 1, die Kosten für die Kapazität eines Duplizierers enthalten.

Rolf Gehrer ist Inhaber und Geschäftsführer der Microfilm Computer Service (MCS) GmbH im Nürnberg.