Web

Colt schießt scharf auf Telekom

17.02.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Heftige Vorwürfe richtete Wolfgang Essig gegen die Deutsche Telekom. Der Vorsitzende der Colt Telecom GmbH und Mitglied im Konzernvorstand der Colt Telecom Group äußerte sich kritisch zum Jahresbericht 2004 der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP). Deren Präsident Matthias Kurth hatte bei der Vorstellung des Berichts gesagt, die Deutsche Telekom sehe sich einer zunehmenden Konkurrenz alternativer Anbieter von Breitband-Diensten gegenüber. Diese hätten zur erfolgreichen Aufholjagd geblasen.

Essig warf dem größten deutschen Telekomanbieter demgegenüber in einer Stellungnahme zum RegTP-Jahresbericht vor, die Deutsche Telekom sei Schuld daran, dass auf deutschen Datenautobahnen keine Innovationen stattfänden. Der Jahresbericht 2004 der Regulierungsbehörde lese sich in punkto Breitbandwettbewerb wie eine Erfolgsstory. Dem hielt der Colt-Chef entgegen, "von einem echten Wettbewerb sind wir im deutschen Breitbandmarkt noch weit entfernt."

Etwas verquer in der Logik und im bildhaften Vergleich fügte Essig hinzu, die meisten DSL-Kunden seien auf Deutschlands Datenautobahnen mit demselben Magentafarbenen Kleinwagen unterwegs, "auch wen er umlackiert ist". Grund hierfür sei, dass der Großteil der DSL-Dienstleistungen anbietenden Konkurrenten der Deutschen Telekom "derzeit für ein eigenes Angebot nur ein Vorprodukt des Ex-Monopolisten nutzen und unter eigenem Namen weiter verkaufen" könnten. Dieser Handelswettbewerb würde zwar unterschiedliche Preise am Markt ermöglichen, "aber er fördert keine Innovationen". Genau das aber müsste das Ziel der Regulierungsbehörde sein.

Dringend müssten deshalb in Deutschland Bitstrom-Zugänge eingeführt werden. Nur so würden Wettbewerber Zugang zum Datennetz des "Ex-Monopolisten" erhalten und könnten eigene, höherwertige Breitbanddienste entwickeln. So wären dann auch hierzulande Angebote wie etwa qualitativ hochwertige IP-Telefonie für Geschäftskunden oder bundesweite Videokonferenzen möglich. Die Situation in Deutschland auf dem Zukunftsmarkt Breitband mit seiner "derzeitigen Monostruktur" beschrieb Essig mit dem Bild, "statt des gleichen Kleinwagens für alle gäbe es qualitativ hochwertige Angebote à la Mercedes, BMW oder Porsche".

Während der Colt-Mann an der Deutschen Telekom kein gutes Haar ließ und damit indirekt auch die RegTP kritisierte, die es nicht geschafft habe, für einen echten Wettbewerb zu sorgen, sieht der Chef der Regulierungsbehörde die Situation am Breitbandmarkt völlig anders. Kurth sagte bei der Vorstellung des Jahresberichts 2004, binnen Jahresfrist habe sich der Marktanteil alternativer Anbieter im Breitbandgeschäft von elf auf 20 Prozent fast verdoppelt. Zwar bestehe die Dominanz der Telekom immer noch. Aber die Aufholjagd gewinne an Dynamik.

Kurth betonte, die Telekom-Konkurrenten würden schon jedes dritte Neukundengeschäft für sich verbuchen. Noch eindeutiger zugunsten der Wettbewerber des deutschen Groß-Carriers sehe es in einigen City-Netzen aus. Überall dort, wo Deutsche-Telekom-Konkurrenten auf eine eigene Infrastruktur zurückgreifen könnten, sei der einstige Monopolist oft nur noch zweite Wahl unter den Anbietern breitbandiger Internetanschlüsse. (jm)