IBMs Speicher-Chef vermisst Mainframe-Techniken bei verteilten Storage-Systemen

Colby: "Die Verwaltungswerkzeuge sind veraltet"

11.06.2004
Mit Daniel Colby, General Manager Storage Systems der IBM Systems & Technology Group, sprach CW-Redakteurin Kriemhilde Klippstätter über die Entwicklungsschwerpunkte von Big Blue.

CW: Wo liegen IBMs Schwerpunkte im Speichergeschäft?

Colby: Die Anwender benötigen vor allem eine einfachere Verwaltung ihrer Infrastruktur. Die Erfahrungen, die wir bei Servern gemacht haben, wollen wir auch auf die Speicher anwenden.

CW: Worauf läuft das hinaus?

Colby: Das bedeutet in erster Linie die Einführung moderner On-Demand-Strukturen durch Konsolidierung und Automatisierung. Der zweite Bereich, den wir forcieren, dreht sich um Business Continuity und Robustheit. In den letzten drei Jahren wurde darüber zwar viel gesprochen, aber wenig darin investiert. Das hat sich in den letzten zehn bis zwölf Monaten geändert - auch bedingt durch die gesetzlichen Vorschriften in vielen Ländern. Allerdings speichern die Firmen jetzt alles, um das Geschäft in jedem Fall weiterlaufen lassen zu können. Wir wissen nicht, ob das so bleibt.

CW: Und Information Lifecycle Management ist nicht mehr so wichtig?

Colby: Doch, das ist unser dritter Schwerpunkt im Speicherbereich. Ich war vor 20 Jahren in IBMs Speicher-Business involviert, und damals hatten wir die Großrechnerumgebung ziemlich weitgehend automatisiert. Als ich nach 20 Jahren zurückkam, war ich überrascht, wie wenig Werkzeuge dafür in der Client-Server-Welt vorhanden sind. Das änderte sich erst, als die Anwender merkten, wie viel Information sie auf verteilten Systemen gespeichert hatten, die für das restliche Unternehmen nicht verfügbar war. Man erkannte den Wert dieser Informationen, wusste aber nicht recht, wie sie zu verwalten sind. Meiner Meinung nach sind die Verwaltungswerkzeuge für diese Datenmengen hoffnungslos veraltet.

CW: Wie wollen Sie das Problem lösen?

Colby: Mit dem "Productivity Center" versuchen wir Abhilfe zu schaffen. Die Industrie hat sich bis jetzt vor allem mit Reporting beschäftigt, für das sich die Kunden aber nur am Rande interessieren. Wir wollen Scripts liefern, die den Speicherprozess nach vorgegebenen Regeln automatisieren.

CW: Ihre Definition von Information Lifecycle Mangement (ILM)?

Colby: ILM ist die Fähigkeit zu wissen, wo die Daten nach Zugriffs- und Sicherheitsaspekten abzuspeichern sind und wann sie auf weniger zugängliche oder billigere Speicher zu migrieren sind. Für die meisten Informationen können dafür Regeln aufgestellt und der Prozess automatisiert werden.

CW: Ein Wort zu EMC und die Übernahme von Documentum.

Colby: Die Informationen über die Daten sind sicherlich wichtig, um zu entschieden, wo sie zu speichern sind. EMC und IBM mit dem Content-Manager von Tivoli werden auf diesem Gebiet noch länger konkurrieren.

CW: Was ist das Motiv für die Entwicklungskooperation mit HP im System-Management?

Colby: Die Standards für Speicher-Management sind noch nicht so weit gediehen, wie bei den Servern. Da wollen wir auch bei heterogenen Speicherumgebungen hin.