CMGI verweigert Zustimmung zur Fusion

CMGI verweigert Zustimmung zur Fusion Geschäft zwischen Lycos und USA Networks in Gefahr?

19.02.1999
MÜNCHEN (CW) - Der Vorstand der Firma CMGI, die mit 20 Prozent an Lycos beteiligt ist, verweigert bis auf weiteres seine Zustimmung zur Fusion zwischen dem Anbieter der Internet- Portalseite und dem Medienkonzern USA Networks.

Nach Bekanntgabe der Fusionspläne hatte CMGI zunächst seine Bereitschaft signalisiert, dem Deal zuzustimmen. Doch nach drastischen Kurseinbrüchen der Lycos-Aktie und der wachsenden Unzufriedenheit anderer Lycos-Aktionäre revidierte CMGI-Chairman und CEO David Wetherell seine Entscheidung. Zwar unterstütze seine Company nach wie vor grundsätzlich die Fusion, aber man werde so lange nicht zustimmen, bis sich der Aktienwert wieder stabilisiert habe.

Der Wert der Lycos-Aktie war nach der Bekanntgabe der Übernahme um fast ein Drittel eingebrochen. In den Wochen zuvor war der Kurs gerade wegen der Spekulationen um eine gewinnträchtige Übernahme kräftig gestiegen. Um so größer fiel dann die Enttäuschung der Anleger aus, als die Einzelheiten des Deals mit USA Networks bekanntgegeben wurden. Nur 30 Prozent Beteiligung am neuen E- Commerce-Unternehmen USA/Lycos Interactive Networks und eine magere zweiprozentige Prämie auf den Aktienwert ließen das Vertrauen der Lycos-Aktionäre in die neue Firma schwinden und damit den Kurs der Wertpapiere abstürzen.

Nach der Weigerung von CMGI, den Deal zu unterstützen, konnte sich die Lycos-Aktie wieder etwas erholen, jedoch nicht genug, um das Geschäft noch zu retten. Internet-Analysten zufolge wäre aber die Fusion für Lycos der richtige Schritt. Mit der Integration von Ticketmaster online und dem Home Shopping Network (HSN) - beide Dienste würde USA Networks in die neue Firma einbringen - hätte Lycos ein umfassendes E-Commerce-Angebot mit guten Marktchancen.

Auf Lycos-CEO Robert Davis kommt viel Überzeugungsarbeit zu. Um den Deal noch zu retten, will er seine Aktionäre dazu bewegen, der Fusion zuzustimmen. Eine endgültige Entscheidung erwarten Insider erst in drei oder vier Monaten.

Das mögliche Scheitern des Deals bringt die ehemaligen Mitstreiter um den Portalseiten-Anbieter wieder neu ins Spiel. Nach Ansicht verschiedener Analysten könnten NBC, Time Warner oder CBS, mit denen Lycos zuvor wegen einer Übernahme verhandelt hatte, neue Angebote vorlegen und damit den Wettstreit um die Company wieder offen gestalten.

Die deutsche Bertelsmann AG, die mit 25,5 Prozent in einem Joint- venture an Lycos Bertelsmann Europe beteiligt ist und Gerüchten zufolge ebenfalls an eine Übernahme gedacht haben soll, dementiert alle Spekulationen. Helmuth Runde, Leiter der Presse- und Wirtschaftsinformation bei der Bertelsmann AG, interpretiert die Gerüchte als von interessierter Seite in die Welt gesetzte Falschinformation. Laut Insidern sei das Ganze von Lycos gesteuert gewesen, "um die Braut etwas schöner zu machen vor der Übernahme". Auf den europäischen Markt werde sich die mögliche Fusion nicht auswirken. Wenn der Lycos-Eigentümer wechsle, habe das auf das Joint-venture keinen Einfluß.