Neu-Isenburger DV-Anbieter scheitert an verfehlter Produktpolitik:

CMC nach Konkurs unter Microdata-Vertriebsdach

05.11.1982

NEU-ISENBURG - Nach erfolgloser Produkt-Odyssee mußte jetzt die mit dem Vertrieb von Datensammelsystemen bekannt gewordene CMC GmbH (Computer Machinery Corp.) aus Neu-Isenburg Konkurs anmelden. Dem Vernehmen nach wurde das etwa 80 Mitarbeiter starke Unternehmen Inzwischen von der Kölner Mc Donnell-Douglas-Tochter Microdata übernommen.

Zum letzten Mal machte die CMC GmbH von sich reden, als sie sich auf der Hannover-Messe im April dieses Jahres als PCM-Lieferant präsentierte: Mit steckerkompatiblen Systemen des US-Anbieters Cambex wollten die Neu-Isenburger ins IBM 4300-Geschäft einsteigen. Nach den Worten von Ex-CMC-Geschäftsführer-Diethelm K. Büttner "ein letzter Versuch, das Unternehmen über Wasser zu halten".

Büttner, der momentan als Berater der neuen Microdata/CMC fungiert, erklärt den Konkurs seines Unternehmens vorrangig mit der Entwicklung anderer europäischer CMC-Gesellschaften. Demnach hätten nach der französischen CMC-Tochter im Juli auch andere Schwestern das Handtuch geworfen. Konstatiert Büttner: "Da haben uns die Banken dann in Deutschland den Geldhahn zugedreht."

Einen weiteren Grund für den Konkurs seiner GmbH sieht der Ex-CMC-Chef im "Aktien-Hickhack" der englischen Muttergesellschaft. Diese habe allein innerhalb der letzten drei Jahre insgesamt dreizehnmal den Hauptaktionär gewechselt. Durch diese Firmenpolitik seien Büttner nach eigenen Aussagen für Entscheidungen innerhalb der GmbH stets die Hände gebunden gewesen.

CMC-Insider wollen jedoch wissen, daß die Neu-Isenburger vielmehr an einer konfusen Produktpolitik gescheitert seien. Als das Unternehmen Anfang der siebziger Jahre mit Datensammelsystemen in den deutschen Markt eintrat, sei man noch "einigermaßen erfolgreich" gewesen, sagen altgediente CMC-Mitarbeiter. Aber schon bald habe man feststellen müssen, daß die großen Anbieter - allen voran die Paderborner Nixdorf AG - das kleine Computer-Machinery-Team im Markt "an die Wand spielten".

Als das Geschäft immer mehr stagnierte, sei man schließlich gezwungen gewesen, Produkte anderer Hersteller, wie Northern Telecom oder Data 100 zu vertreiben. Insbesondere deswegen, bestätigt auch Büttner, weil die eigenen Geräte nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik gewesen seien und die Muttergesellschaft keine Anstalten machte, neues Equipment zu entwickeln.

Ein zusätzliches Problem der Neu-Isenburger habe nach Ansicht von CMC-Kennern in der Marketing-Politik gelegen. So sei die GmbH im Markt nur als reiner Hardware-Anbieter aufgetreten und habe den zunehmend wichtiger werdenden Software-Bereich permanent vernachlässigt.

Unter Microdata-Fahne will das Unternehmen en nun laut Büttner einen Re-Start in das Datensammelgeschäft wagen. Zusätzliche Produkte stünden kurz vor der Ankündigung: ein Small-Business-System, ein DDP-Rechner und ein 32-Bit-Mini. Mit der, dem Vernehmen nach finanzstarken, McDonell-Douglas-Mutter im Rücken erhofft sich das alte CMC-Team einen erfolgreichen Neubeginn.

Dieser Optimismus könnte in Anbetracht der Situation der von CMC angestrebten Märkte schnell gedämpft werden, heißt es in der Neu-Isenburger DV-Szene. Die Konkurrenz sei hier allzu übermächtig, und die Verkäufer stünden sich beim Anwender bereits "auf den Füßen".