Paul Hülsmann im Gespräch

Cloud-Security muss der Anwender fordern

29.06.2011
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Wie wirkt sich die Cloud auf die Sicherheitsstruktur des Kunden aus? Darüber diskutierte Paul Hülsmann, Vorsitzender der Geschäftsführung beim Security-Dienstleister Itenos, mit CW-Redakteur Jürgen Hill.

CW: Cloud-Provider behaupten gerne, dass die Datenverarbeitung in der Wolke sicherer sei als im Rechenzentrum des Anwenders. Wie sehen Sie das?

Paul Hülsmann, Vorsitzender der Geschäftsführung beim Security-Dienstleister Itenos.
Paul Hülsmann, Vorsitzender der Geschäftsführung beim Security-Dienstleister Itenos.
Foto: Itenos

HÜLSMANN: Tatsächlich konnten wir gerade im Mittelstand beobachten, dass die IT, egal als welchen Bestandteil in der Wertschöpfungskette man sie betrachtet, sicherer wurde, wenn sie in professionelle Hände gegeben wurde. Das sind zum einen sicher Skaleneffekte. Und in puncto Sicherheit, wo wir ja seit Jahren über Outsourcing sprechen und Kunden Teile ihrer IT auslagern oder gleich komplett in ein externes Rechenzentrum umziehen, erleben sie oft einen Sicherheits-Zugewinn, weil elementare Grundregeln zuvor nicht eingehalten wurden.

CW: Das heißt konkret?

HÜLSMANN: Nehmen Sie ein Beispiel aus der Praxis, das wir wirklich so erlebt haben. Bei einem Anwender fanden wir einen Server-Rack vor, der auf einer Euro-Palette stand. Warum? Nun, der Server musste öfter mit einem Hubwagen zur Seite geschoben werden, weil man sonst nicht an die Schränke dahinter kam. Das ist nur ein Beispiel, das Gros der Mittelständler geht sicher verantwortunsgbewusster mit seiner IT um. Aber es zeigt, dass Sicherheit vor Ort von den Mittelständlern nicht immer gewährleistet werden kann.

CW: Dass Server durch die Gegend gefahren werden, ist wohl eher die Ausnahme. Wie sieht es mit der technischen Infrastruktur aus?

HÜLSMANN: Viele Mittelständler, aber auch große Unternehmen sind nicht in der Lage, mit der technischen Innovationsgeschwindigkeit, die auch im Security-Umfeld anzutreffen ist, Schritt zu halten. Oft sind sie an Abschreibungsfristen gefesselt, oder es fehlt im Haus das Know-how, das nötig wäre, um neue Entwicklungen aufzugreifen. Die hauseigene IT ist immer so gut, wie es einem der eigene IT-Leiter weismachen will.

CW: Ist es nicht so, dass Provider auch viel höheren Risiken ausgesetzt sind? Für einen Cracker ist es doch interessanter, ein Telekom-RZ anzugreifen als einen Mittelständler.

HÜLSMANN: Der Gedanke liegt nahe. Auf der anderen Seite steht bei großen Unternehmen ein viel breiteres Arsenal an Abwehrwaffen zur Verfügung. Hier wird eine Managed Firewall effizienter und sicherer betrieben als bei einem Mittelständler. Deshalb wird die zusätzliche Bedrohung mehr als ausgeglichen.

CW-Webcast

Mit sicheren Schritten in die Cloud

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