Netzwerkinfrastruktur

Cloud Computing ist kein Plug & Play

12.12.2011
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Cloud-Services brauchen eine flexible Netzinfrastruktur. Doch Netzwerke sind meistens noch auf Anforderungen traditioneller RZ-Infrastrukturen ausgerichtet.
Easynet-Geschäftsführer Diethelm Siebuhr: Unternehmen kümmern sich zu wenig um den Ausbau ihrer Netzwerkinfrastruktur.
Easynet-Geschäftsführer Diethelm Siebuhr: Unternehmen kümmern sich zu wenig um den Ausbau ihrer Netzwerkinfrastruktur.

Die Anforderungen sind für alle Formen des Cloud Computing – Public-, Enterprise-(Private-) oder hybriden Cloud-Lösungen – höher und andersartig als in traditionellen IT-Landschaften, die auf lokalen RZ-Architekturen basieren. „Unternehmen müssen ihre Netzinfrastruktur explizit auf das Cloud Computing ausrichten. Nur wenn das Zusammenspiel zwischen Netzwerk und Cloud-Plattform richtig abgestimmt ist, lassen sich auch die Vorteile des Cloud Computing optimal nutzen“, sagt Diethelm Siebuhr, Geschäftsführer Central Europe von Easynet Global Services

Kaum Problembewusstsein

Sein Arbeitgeber, der Hamburger Anbieter für Hosting-, Netzwerk- oder Videokonferenz-Lösungen, hat eine Studie zum Thema Cloud Computing und Netzwerke beim englischen Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne in Auftrag gegeben. Befragt wurden 800 CIOs und IT-Verantwortliche aus Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern. Die Teilnehmer kamen aus sieben europäischen Ländern, darunter 200 aus Deutschland und 50 aus der Schweiz.

Über die Vorteile des Cloud Computing herrscht weitgehend Klarheit. Dass dafür auf der anderen Seite Investitionen in die Netze nötig werden, ist bisher nur bei einer Minderheit angekommen.
Über die Vorteile des Cloud Computing herrscht weitgehend Klarheit. Dass dafür auf der anderen Seite Investitionen in die Netze nötig werden, ist bisher nur bei einer Minderheit angekommen.
Foto: Easynet/Vanson Bourne

Ergebnis: Bei den meisten Unternehmen ist das Problembewusstsein wenig ausgeprägt. Nur 20 Prozent der Befragten machen sich im Zusammenhang mit der Cloud hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der eigenen Netze Gedanken. Weniger als die Hälfte (38 Prozent, in Deutschland) sieht Bedarf beim Ausbau der eigenen Netze – 57 Prozent sind der Ansicht, dass für den Einstieg ins Cloud Computing auf Seiten des Netzwerks keine weiteren Investitionen erforderlich seien.

Folgerichtig hatte hatten denn auch fast dreißig Prozent keine Bedenken im Hinblick auf die Verfügbarkeit ihrer Systeme in Cloud-Umgebungen. Immerhin räumte gut ein Drittel ein, dass Cloud Computing zu einem Risiko werden könnte, weil Antwortzeiten und Verfügbarkeit für die Nutzer nicht garantiert werden könnten. Die restlichen 35 Prozent wollten sich in dieser Frage nicht festlegen.

Manager Siebuhr weist hier auf einen Widerspruch hin: Während IT-Verantwortliche auf der einen Seite die Vorteile des Cloud Computing im Hinblick auf Kosteneinsparungen, Agilität und Skalierbarkeit ihrer Anwendungen klar erkannt hätten, fehle es auf der anderen Seite vielerorts noch an dem Bewusstsein, welche Anstrengungen und Investitionen für eine funktionierende Cloud-Infrastruktur nötig sind. „Auch wenn es viele Anbieter suggerieren: Cloud Computing ist keine Plug-and-Play-Lösung, die man einfach vorhandenen Systemen überstülpen kann", sagt Easynet-Manager Siebuhr."

Konzept für Netzwerkinfrastruktur machen

Weniger als der Hälfte der Unternehmen ist klar, dass sie für Cloud Computing in ihre Netzwerkinfrastruktur investieren müssen.
Weniger als der Hälfte der Unternehmen ist klar, dass sie für Cloud Computing in ihre Netzwerkinfrastruktur investieren müssen.
Foto: Easynet/Vanson Bourne

Gerade nachdem Cloud Computing sich gegen viele anfängliche Hindernisse durchgesetzt hat und dabei ist, sich in den Unternehmen langsam zu etablieren, sei es wichtig, dass es nicht gleich am nächsten Engpass stecken bliebe. Er rät den Unternehmen deshalb, mit der Einführung von Cloud Computing ein Konzept entwickeln, wie die eigene Netzwerkinfrastruktur an die speziellen Anforderungen in Cloud-Umgebungen angepasst werden kann. „Nur so können Einschränkungen bei der Verfügbarkeit, aber auch zusätzliche Kosten vermieden werden“, sagt Siebuhr.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)