CW: Welche wichtigen Trends erwarten Sie im Cloud-Sektor in den nächsten zwei bis drei Jahren?
Cearley: Wir gehen davon aus, dass sich zunächst einmal die verschiedenen Cloud-Liefermodelle ausdifferenzieren werden (siehe auch CW-Umfrage: Anwender misstrauen Google und Amazon). Bisher gibt es im Wesentlichen die Public Cloud, von der Anwender Services beziehen können und Private Clouds, in denen Anwenderunternehmen nicht nur als Service-Konsumenten agieren, sondern als interne Service-Provider, weil sie sich auch um Implementierung und Infrastruktur kümmern müssen. Künftig werden diese Modelle ergänzt zum Beispiel durch Community Clouds, die nur bestimmten Gruppen den Zugang zu ihren Services erlauben, also eine Automobil-Cloud, eine Regierungs-Clou, eine Pharma-Clous und ähnliche. Solche Konzepte helfen, das Sicherheitsrisiko zu reduzieren - allerdings muss dafür die Community groß genug sein.
Sonst lohnt sich eine solche Cloud weder für den Provider noch für den Konsumenten. Die zweite Cloud-Art, die sich zurzeit entwickelt, ist die "Exklusive Ressource Cloud". Das Teilen von Ressourcen ist einer der größten Cloud-Vorteile, bereitet gleichzeitig aber Probleme, weil die Trennung von Inhalten auf verschiedenen virtuellen Maschinen nicht immer hundertprozentig funktioniert. Das führt zu Sicherheitsrisiken. Deshalb rechnen wir damit, dass Clouds entstehen, auf die Anwender ebenfalls im Pay-as-you-go-Verfahren zugreifen können, die ihre skalierbaren Kapazitäten aber auf physischen Servern anbieten und nicht auf virtuellen Maschinen. Das sind nur zwei Beispiele, aber es werden weitere Cloud-Varianten entstehen, die die Sicherheitsbedenken der Anwender besser adressieren als heute.
CW: Im vergangenen Jahr hat Gartner versucht, den Begriff Cloud Broker zu etablieren. Was hat es damit auf sich?
Cearley: Wenn sich Cloud Computing weiter entwickeln wird, und Unternehmen Services von unterschiedlichen Providern nutzen, benötigen sie höchstwahrscheinlich Vermittler oder Makler. 2009 begannen Unternehmen die Cloud zu entdecken, 2010 haben schon viele damit experimentiert. In den Jahren 2011 bis 2013 werden Anwender Cloud ernsthaft einsetzen. Dann werden die Broker wichtig. Ihre Rolle wird den heutigen Integrationsdienstleistern ähneln.
- CW-Umfrage im Überblick
Hier finden Sie die wichtigsten Ergebnisse der CW-Umfrage zum Cloud Computing im Überblick. - Die meisten beobachten die Cloud
Die Cloud beschäft nahezu jeden Anwender. Knapp 85 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich mit den Thema auseinandersetzen. - Viele beziehen bereits Services
Oft lassen die Anwender den Überlegungen auch Taten folgen. Knapp 30 Prozent beziehen bereits Dienste aus der Wolke. Ausdrücklich gegen eine Cloud-Nutzung haben sich weniger als 15 Prozent ausgesprochen. - Applikationen sind beliebt
Wenn sich Anwender für Cloud-Angebote interessieren, dann vor allem für Geschäftsanwendungen und Speicherkapazitäten. - Cloud-Dienste gegen Lastspitzen
Die Befragten schätzen die Flexibilität der Cloud-Services. Sie nutzen derartige Dienste beispielsweise, um Lastspitzen abzufedern. - Die Skepsis bleibt
Die Bedenken richten sich vor allem gegen Sicherheits- und Datenschutzproblemen. - Amazon und Google führen
Nach Einschätzung der Befragten führen Amazon und Google derzeit das Feld der Cloud-Provider an. - In fünf Jahren: Platzhirsch ist Google
Auch in fünf Jahren wird Google zu den führenden Anbietern zählen, doch die traditionellen IT-Anbieter haben aufgeholt. - Klassische Provider genießen Vertrauen
Google hat ein wesentliches Problem. Die Anwender vertrauen dem Konzern nicht. Sie wenden sich lieber an etablierte Anbieter wie IBM und T-Systems. - Sympathien für die Deutsche Cloud
Der Bitkom hat auf der CeBIT 2010 vorgeschlagen, eine deutsche Cloud zu installieren. Das trifft durchaus auf Zustimmung der Anwender. - Wichtige Daten bleiben inhouse
Dennoch speichern die Nutzer ihre kritischen Daten ungern in der Wolke. - Kein Einfluss auf die interne IT
Cloud wird die heutige IT um Services ergänzen, die Arbeit der internen IT aber nicht überflüssig machen.