Cloud Computing in der Praxis

"Cloud Broker helfen dem CIO"

23.11.2010
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.
Neue Liefermodelle werden die Bedenken in Sachen Cloud Computing verringern, erwartet Gartner-Analyst David Cearley.

CW: Welche wichtigen Trends erwarten Sie im Cloud-Sektor in den nächsten zwei bis drei Jahren?

Gartner-Fellow Cearley: "Wenn Unternehmen Cloud-Services von unterschiedlichen Providern nutzen, brauchen sie einen Vermittler."
Gartner-Fellow Cearley: "Wenn Unternehmen Cloud-Services von unterschiedlichen Providern nutzen, brauchen sie einen Vermittler."
Foto: Gartner

Cearley: Wir gehen davon aus, dass sich zunächst einmal die verschiedenen Cloud-Liefermodelle ausdifferenzieren werden (siehe auch CW-Umfrage: Anwender misstrauen Google und Amazon). Bisher gibt es im Wesentlichen die Public Cloud, von der Anwender Services beziehen können und Private Clouds, in denen Anwenderunternehmen nicht nur als Service-Konsumenten agieren, sondern als interne Service-Provider, weil sie sich auch um Implementierung und Infrastruktur kümmern müssen. Künftig werden diese Modelle ergänzt zum Beispiel durch Community Clouds, die nur bestimmten Gruppen den Zugang zu ihren Services erlauben, also eine Automobil-Cloud, eine Regierungs-Clou, eine Pharma-Clous und ähnliche. Solche Konzepte helfen, das Sicherheitsrisiko zu reduzieren - allerdings muss dafür die Community groß genug sein.

Sonst lohnt sich eine solche Cloud weder für den Provider noch für den Konsumenten. Die zweite Cloud-Art, die sich zurzeit entwickelt, ist die "Exklusive Ressource Cloud". Das Teilen von Ressourcen ist einer der größten Cloud-Vorteile, bereitet gleichzeitig aber Probleme, weil die Trennung von Inhalten auf verschiedenen virtuellen Maschinen nicht immer hundertprozentig funktioniert. Das führt zu Sicherheitsrisiken. Deshalb rechnen wir damit, dass Clouds entstehen, auf die Anwender ebenfalls im Pay-as-you-go-Verfahren zugreifen können, die ihre skalierbaren Kapazitäten aber auf physischen Servern anbieten und nicht auf virtuellen Maschinen. Das sind nur zwei Beispiele, aber es werden weitere Cloud-Varianten entstehen, die die Sicherheitsbedenken der Anwender besser adressieren als heute.

CW: Im vergangenen Jahr hat Gartner versucht, den Begriff Cloud Broker zu etablieren. Was hat es damit auf sich?

Cearley: Wenn sich Cloud Computing weiter entwickeln wird, und Unternehmen Services von unterschiedlichen Providern nutzen, benötigen sie höchstwahrscheinlich Vermittler oder Makler. 2009 begannen Unternehmen die Cloud zu entdecken, 2010 haben schon viele damit experimentiert. In den Jahren 2011 bis 2013 werden Anwender Cloud ernsthaft einsetzen. Dann werden die Broker wichtig. Ihre Rolle wird den heutigen Integrationsdienstleistern ähneln.