Experton-Studie:

Client Virtualisierung bleibt hinter den Erwartungen zurück

11.07.2011
Von 
Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

Thin Clients laufen Desktop-PCs den Rang ab

Bei den IT-Verantwortlichen höher im Ansehen stehen dagegen offenbar die Thin und Zero Clients. Die Zahl dieser praktisch ohne Administrationsaufwand auskommenden Geräte ist der Experton-Erhebung zufolge um 71 Prozent gestiegen. Fast jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) möchte zudem auch ihre bestehende Charge von Desktop-PCs mit Virtualisierungssoftware gegen Thin Clients austauschen. All das, so Experton, sei ein deutliches Indiz in Richtung Client Virtualisierung.

Darüber hinaus gibt es natürlich auch eine große Anzahl von Anwendern, die ein mobiles Endgerät wie einen Laptop oder einen PC mit entsprechender Rechen-Power für ihren täglichen Arbeitsablauf benötigen. Auch diese Anwendergruppen gilt es zu berücksichtigen, wenn eine ganzheitliche, unternehmensweite Client-Strategie konzipiert wird. Aber auch hier greifen die Konzepte der Client-Virtualisierung: so bieten Anbieter wie Citrix entsprechende Lösungen an, mit der sich virtualisierte Desktops für jede beliebige Benutzergruppe - mit den unterschiedlichen Präferenzen - bereitstellen lassen.

Der Einfluß auf die Client-Strategie geht aber eher von den Fachbereichen und vom Management aus, und nicht von der IT. Das enthüllt die Studie. "Unabhängig von den Einschätzungen der IT-Abteilungen werden die Fachabteilungen und das Management eine gewisse Client Virtualisierung zumindest für neue Endgeräte durchsetzen bzw. erzwingen", heißt es dazu unmissverständlich und trocken bei Experton. Reagiert die IT darauf nicht, wird das zu einer Ausbreitung der Schatten-IT führen. Mitarbeiter nutzen einfach die Geräte ihrer Wahl und umgehen so eine standardisierte IT-Vorgaben, indem sie die Privat-Devices mit ins Unternehmen bringen und damit E-Mails checken, Dokumente bearbeiten und auf Unternehmens-Ressourcen zugreifen. Hier allerdings beruhigt Experton: Tritt dieser Fall ein, werden auch die IT-Entscheider die Vorteile von Client Virtualisierung schnell zu schätzen wissen.

Insgesamt entwickelt sich der Markt für Client Virtualisierung positiv, resümiert Experton, wenn auch in einzelnen Marktsegmenten durchaus unterschiedlich. So gibt es mit durchschnittlich 20 Prozent ein deutliches Wachstum bei Presentation Virtualization, während die Entwicklung bei vollständig virtualisierter Virtual Desktop Infrastructure (VDI) mit sechs Prozent nur mäßig wächst. Das Application Streaming mit 33 und die Managed Desktop VM mit 32 Prozent liegen in der Rangfolge der einzelnen Konzepte deutlich vorne. Beim Streaming werden den Anwendern Applikationen, beim Managed Desktop VM komplette Desktop-Umgebungen paketiert und lokal und offline zur Verfügung gestellt.

Auch wenn die Aussichten für Client Virtualisierung gut sind: "Was bei den Unternehmen häufig fehlt, ist eine umfassende und zukunftsorientierte Client-Strategie", bemängelt Experton. Diese Strategie müsse einerseits diese Schwächen adressieren, andererseits offen mit den Herausforderungen neuer mobiler Endgeräte umgehen. Es sei sinnlos, diese Herausforderungen ignorieren zu wollen: "Früher oder später", so Experton, "sei das ohnehin nicht mehr haltbar."

Wer die Aufgaben der IT strategisch angehe, stehe der Desktop-Virtualisierung deutlich positiver gegenüber, meint Experton-Analyst Wolfgang Schwab. Lange habe aber auch die Budget-Situation der IT die langfristige Sicht vernebelt. "Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung kommt die strategische Sicht auf die IT aber langsam wieder zum Tragen", so Schwab.