Experton-Studie:

Client Virtualisierung bleibt hinter den Erwartungen zurück

11.07.2011
Von 
Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

Die Unternehmen sind noch nicht so weit

"Die Unternehmen sind noch nicht so weit", kommentiert Experton-Analyst Wolfgang Schwab gegenüber Computerwoche.de die Ergebnisse der Umfrage. Es sei den Firmen in den vergangenen Jahren ganz gut gelungen, ihre Fat Client-Infrastruktur zu optimieren. Diese gut laufenden Systeme nun zugunsten virtualisierter Umgebungen aufzugeben, damit zögerten die IT-Abteilungen. "Unternehmen, die von einer optimierten Fat Client-Infrastruktur auf eine virtuelle Umgebung wechseln, werden im ersten und vielleicht zweiten Jahr zunächst höhere Kosten haben", so Schwab. Die Spareffekte von Virtualisierung werden sich erst über einen längeren Zeitraum einstellen. Da viele IT-Budgets aber kurzfristig auf Kostensenkungen ausgerichtet sind, würden viele Unternehmen dann eben zögern, Virtualisierungskonzepte zu realisieren.

Zudem ist offenbar ein in der Öffentlichkeit viel diskutierter Treiber für Virtualisierung, die Arbeit mit eigenen Endgeräten, in den Unternehmen in Deutschland noch nicht so richtig angekommen. Gerade einmal fünf Prozent der von Experton befragten IT-Manager setzt bereits auf "Bring your own Device" - ein deutlicher Kontrast zur öffentlichen Wahrnehmung dieses Themas oder in Nordamerika.

Allerdings gibt es hier signifikante Unterschiede zwischen IT und Management. Die Business-Entscheider würden sehr wohl dieses Modell in ihren Unternehmen einführen, weil es "entscheidende Vorteile" bringt: Eigene Geräte werden seltener gestohlen und erhöhen die Motivation der Mitarbeiter. Sogar die IT-Seite würde profitieren: Die Beschwerden über schlechte Performance oder veraltete Hardware werden bei der Benutzung eigener Geräte gar nicht erst aufkommen. Dass dennoch nicht alle Unternehmen ihren Mitarbeitern dieses Modell anbieten, liegt an den offenen Fragen etwa zu Sicherheitsaspekten, zu Lizenzen oder zu steuerlichen Implikationen.

Überhaupt enthüllt die Experton-Umfrage an vielen einzelnen Punkten unterschiedliche Beurteilungen derselben Fragen bei IT und Business. So nimmt zwar die Zahl von Notebooks, Tablets und Smartphones deutlich zu, dennoch erwarten die IT-Verantwortlichen im Unterschied zu ihren Business-Kollegen keine Zunahme bei der Zahl mobiler Mitarbeiter. Ungeachtet dieser Differenzen gehen die Unternehmen aber von einer weiteren Zunahme bei iPhone und iPad aus. Allerdings rechnet Experton in Übereinstimmung mit anderen Analysten, dass Android in Zukunft bei den Marktanteilen sowohl im Smartphone- als auch im Tablet-Markt kräftig aufholen wird.

"Insgesamt wird das Wachstum dieses Marktsegmentes aber dramatisch sein und damit auch den Bedarf nach Client Virtualisierungslösungen massiv anheizen", schätzt Experton. Und das liegt vor allem daran, dass Mitarbeiter ihre Endgeräte oftmals eben nicht nur privat, sondern auch produktiv im Unternehmen nutzen möchten. Ob nun ein ByoD-Modell angeboten wird, oder nicht. Gleichzeitig sei den meisten Befragten aber bewusst, dass die mobilen Endgeräte kein gleichwertiger Ersatz für herkömmliche Desktop-PCs sind, sondern eine beliebte Ergänzung um immer und überall online zu sein ("always on").