Client-Server-Studie der IBM Geschaeftsstrategie bestimmt Technikeinsatz bei Anwendern

26.05.1995

MUENCHEN (CW) - In vielen Unternehmen ist die Einfuehrung von Client-Server-Techniken Teil eines Business-Re-Engineering- Projekts. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der IBM in Auftrag gegebene Studie, in der ueber 2700 Anwender in den USA und Europa befragt wurden, von denen mehr als die Haelfte diesseits des grossen Teichs ansaessig sind.

Ziel der IBM-Erhebung war es, Profile von Unternehmen mit Client- Server-Erfahrung zu gewinnen. Diese Informationen sollen vor allem der kuerzlich gegruendeten Client-Server-Group helfen, Kunden fuer ihre Projekte zu finden, die sie zur Not auch ganz ohne IBM- Produkte durchzufuehren bereit ist. Dennoch vermitteln die Resultate einen gu-ten Einblick in die Motive der Anwender fuer den Einstieg in verteilte Umgebungen. Auch die dabei entstehenden Probleme werden angesprochen.

Als zentrale Erkenntnis stellte sich heraus, dass fast alle (99 Pro-zent) der befragten Unternehmen dabei sind, ihre Geschaeftsprozesse zu optimieren. Dabei gehen die Amerikaner besonders radikal vor. Fast vierzig Prozent der dortigen Client- Server-Anwender gaben an, dass sie dabei seien, ihr Unternehmen grundlegend neu zu gestalten oder zumin-dest tiefgreifende organisatorische Aenderungen vorzunehmen.

Probleme beim System-Management

Die Europaeer kommen hier nur auf einen Wert von insgesamt 28 Prozent. Das Gros von 46 Prozent ist mit Integrationsaufgaben beschaeftigt, weitere 25 Prozent begnuegen sich mit der Automation von Arbeitsab-laeufen.

Das Ziel dieser Bemuehungen ist laut Studie nicht, zum Stand der Technik aufzuschliessen, sondern die Konkurrenzfaehigkeit vor allem durch eine Verbesserung der Kundenbeziehung (32 Prozent) zu erhoehen. Die Qualitaetssteigerung rangiert mit 20 Prozent an zweiter Stelle. Weitere 13 Prozent der Befragten wollen vor allem die Produktivitaet ihrer Mitarbeiter erhoehen.

Entsprechend diesen Ergebnissen verteilen sich die Investitionen. Mit annaehernd gleicher Prioritaet werden hier die Gelder in die Bereiche Decision Support, Produktivitaet am Arbeitsplatz, Einfuehrung von E-Mail-Systemen, klassische Finanz- und Buchhaltungsanwendungen sowie in den Kundenservice gesteckt.

Die meisten europaeischen Anwender setzen Client-Server-Loesungen mit dem Ziel ein, schneller auf veraenderte Geschaeftsanwendungen reagieren zu koennen. Diesen Grund nannten bei den Amerikanern nur noch 13 Pro-zent. IBM-Mann Steven Solazzo, General Manager der Client Server Group in Europa, erklaerte diese Abweichung mit einer Ernuechterung in den USA. Viele Anwender haetten sich dort enthusiastisch auf die Client-Server-Technik gestuerzt und dabei deren Komplexitaet und man-gelnde Reife unterschaetzt. Europaeer wuerden hier weit vorsichtiger zu Werke gehen.

Netz- und System-Management sowie Performance-Maengel stellen immer noch die groesste Huerde dar, wenn es darum geht, Client-Server- Loesungen nutzbringend einzusetzen. Fast ebenso viele Schwierigkeiten ergeben sich aus der fehlenden Koordination der unterschiedlichen Anbieter, deren Produkte in einem Projekt zusammenarbeiten muessen. Hausgemacht ist die Nummer drei auf der Problemliste: fehlende Schulung der Mit-arbeiter.

Interessiert hat die IBM auch, inwieweit Client-Server-Technik in Europa tatsaechlich genutzt wird. Wie sich herausstellte, ist sie bei 30 Prozent der Befragten bereits voll im Einsatz, 17 Prozent haben sie schon implementiert, waehrend 52 Prozent noch in der Planungs-, Entwicklungs- oder Pilotphase stecken.

Aufschluss darueber, was die Anwender unter Client-Server verstehen, gibt eine Aufstellung der verwendeten Plattformen. Ein Drittel der Anwender setzt eine Kombination aus Grossrechner und Midrange- Systemen ein. Fast gleich gross ist mit 32 Prozent der Anteil an vernetzten PCs und Workstations. Der Rest verwendet ausschliesslich Midrange-Server. Dass die IBM-Untersuchung nicht zwischen proprietaeren und Unix-basier-ten Minis unterscheidet, liegt daran, dass der Hersteller in dieser Kategorie sowohl mit der AS/400 als auch mit der RS/6000 Geld verdient.

Schliesslich wollten die IBM-Dienstleister noch wissen, wen sie ansprechen muessen, um ihre Projekte an den Kunden zu bringen. Dabei zeigte sich, dass in 73 Prozent der befragten Firmen Teams aus Mana-gern und DV-Spezialisten den Entschluss fuer oder gegen Client-Server-Technik faellen. Bei 23 Prozent der Firmen ist es noch immer der DV-Leiter, waehrend in fuenf Prozent der befragten Unternehmen die Manager die Entscheidung an sich gezogen haben.