Downsizing-Projekt bei der Krupp Mak Maschinenbau

Client-Server laesst die DV-Budgets schmelzen

27.08.1993

KIEL (ciw) - Outsourcing muss nicht immer der Anfang vom Ende der eigenen Datenverabeitung sein. Fuer die Krupp Mak Maschinenbau GmbH, Kiel, bedeutet dieser Schritt den Einstieg in die Client- Server-Welt.

Das fuer die DV der Kieler zustaendige hauseigene Profit-Center Mak Data Systems (MDS) uebergibt den Betrieb seines Rechenzentrums an ein zur Krupp Hoesch Gruppe gehoerendes Grossrechenzentrum in Dortmund. Gleichzeitig wird mit dem Aufbau dezentraler Loesungen fuer alle Unternehmensbereiche des Maschinenbauers begonnen.

Fuer die MDS steht fest, dass das 30 Jahre lang betriebene Rechenzentrum der Mak, in dem heute eine 55-MIPS-CPU von Hitachi Dienst tut, ab Mitte naechsten Jahres aufgegeben wird. "Inzwischen wissen wir, dass wir die wirtschaftlichste Loesung durch voelligen Verzicht auf den Grossrechner erreichen werden. Der Uebergang auf dezentrale Loesungen wird etwa zwei bis drei Jahre dauern", glaubt Hans-Ulrich Nelte, Abteilungsdirektor DV bei der Krupp Mak und Chef der MDS.

Als vor drei Jahren begonnen wurde, ueber eine wirtschaftlichere DV-Loesung nachzudenken, "war uns noch nicht klar, dass wir so stark in Richtung Client-Server gehen wuerden. Es war zunaechst an Outsourcing gedacht", erklaert Nelte.

Verhandelt wurde zwei Jahre lang mit den Outsourcing-Anbietern EDS, Debis und NIS Kiel, einer DV-Tochter der Preussag und der HDW.

Dann beschloss die Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp, die RZ- Aktivitaeten aller Unternehmen der Krupp Hoesch Gruppe in Dortmund zusammenzufassen.

Parallel dazu fiel jedoch schon Mitte 1992 die Entscheidung fuer den Aufbau einer Client-Server-Architektur, die sukzessive fuer die Mak-Bereiche Wertschoepfung - bei den Kielern definiert als Fertigung, Werkserhaltung, Materialwirtschaft und Qualitaetswesen - , Produktentwicklung, Vermarktung, Kundendienst sowie Verwaltungsfunktionen realisiert werden sollte. Zwar wurde nach wie vor die Zusammenarbeit mit einem Outsourcing-Anbieter angestrebt, dieser sollte jedoch, so der Plan der MDS, nur fuer die zwei- bis dreijaehrige Uebergangszeit den Rechenzentrumsbetrieb uebernehmen.

"Wenn wir das eigene RZ so lange weiterbetreiben wuerden, bis wir alle neuen Loesungen implementieren koennen, haetten wir neben den sich aufbauenden Kosten fuer die neue Welt die ganze Zeit ueber die gesamten RZ-Kosten mitschleppen muessen. Gibt man das Rechenzentrum aber komplett an einen Outsourcer, dann koennen die RZ-Kosten parallel zum Aufbau des neuen Systems stufenweise abgebaut werden", erklaert Nelte das Konzept. Der Outsourcer muesse dabei allerdings akzeptieren, dass sich das Leistungsvolumen waehrend der Vertragsdauer schrittweise verringert. Sobald naemlich dezentrale Teilloesungen realisiert seien, sollen die entsprechenden zentralen Leistungen gekuendigt werden koennen.

Diese Vorgehensweise entspricht nicht dem Angebot der grossen Outsourcer EDS und Debis. Sie favorisieren Vertragslaufzeiten von fuenf bis zehn Jahren. "Nur die NIS hat das gleiche Modell angeboten wie das Dortmunder Rechenzentrum", so Nelte.

Mitte naechsten Jahres wird die Uebergabe an Dortmund beginnen. Sie soll innerhalb von sechs bis acht Monaten abgeschlossen sein. Danach beziehen sowohl die Mak als auch die externen Kunden der MDS RZ-Dienstleistungen per Leitung. Gleichzeitig beginnt der Aufbau der neuen Architektur und die sukzessive Einfuehrung der Loesungen. Bei Abschluss des Vorhabens duerften zunaechst vier - noch nicht genau konfigurierte - RS/6000 unter AIX als Server Dienst tun. Als Clients sollen fast durchweg PCs unterschiedlichster Provenienz fungieren. Dabei soll die Zahl der Mikros jedoch nicht die der heute rund 500 eingesetzten PCs und 3270-Terminals ueberschreiten.

Softwareseitig setzt die MDS auf verschiedene Hersteller. Fuer Betriebswirtschaft und Personalwesen ist SAPs R3 als Standardsoftware vorgesehen. Allerdings stellt Nelte fest, "dass der Verwaltungsprozess nicht der Schwerpunkt ist, um den wir uns kuemmern muessen". Mit der R3-Implementierung loese man eine Aufgabe, die "eigentlich schon erledigt ist". Groessere Anpassungen seien nicht notwendig, weil eine "Buchhaltung ueberall gleich funktioniert".

Der eigentliche Wertschoepfungsprozess soll mit der in einer Unix- Version vorliegenden Fertigungssteuerung "Prodis" von der Software AG realisiert werden. "Darin sehen wir eine sehr gute Alternative zu R3. Prodis stellt eine Art Kernloesung dar, aus der heraus leicht spezifische Auspraegungen entwickelt werden koennen." Die Bereiche Produktentwicklung, Vermarktung und Kundendienst werden mit Mak-eigenen Loesungen bewaeltigt. Adabas soll die zentrale Datenbank bleiben.

Die Naehe zur Software AG ist - wie auch die zur IBM, fuer die die MDS als Vertriebspartner im RS/6000-Geschaeft fungiert - zum Teil historisch bedingt. 45 bis 50 Prozent ihres inzwischen zu grossen Teilen auch mit externen Kunden erzielten Umsatzes macht die MDS mit Loesungsangeboten im Adabas- und Natural-Umfeld.

Bis alle Teilleistungen als Client-Server-Loesungen realisiert sind, gehen, so schaetzt Nelte, ab der RZ-Auslagerung noch zwei bis drei Jahre ins Land. Nach Abschluss des Projekts rechnen die Verantwortlichen damit, dass die Mak-Datenverarbeitung rund 1,8 Millionen Mark beziehungsweise 30 Prozent pro Jahr weniger kostet als heute.

Der Betreuungsaufwand wird geringer

Allerdings kann Nelte noch keine genauen Angaben ueber die Hoehe der zu taetigenden Investitionen machen: "Wir haben die Kosten erst fuer zwei Teilbereiche exakt durchgerechnet, da auch die Server noch nicht genau konfiguriert sind, koennen wir noch keine Angaben ueber die Gesamtkosten machen."

Die Personaleinsparungen spielen fuer den DV-Chef zwar eine Rolle, "aber durch den hohen Automatisierungsgrad sind heute innerhalb der MDS nur 30 Mitarbeiter mit der Mak befasst. Das werden bei Projektende vielleicht zehn weniger sein." Schliesslich sei der Betreuungsaufwand fuer Client-Server-Loesungen geringer als der fuer ein gesamtes RZ. Zum anderen duerften auch etliche Aufgaben dezentral in den Fachabteilungen wahrgenommen werden, die vorher die DV-Abteilung erledigte.

Die frei werdenden Mitarbeiter verlieren allerdings aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ihren Job, sondern sollen fuer das externe Geschaeft der MDS eingesetzt werden, das weiter ausgebaut werden duerfte, zumal bei den auf dem Mak-Gelaende in Kiel angesiedelten Unternehmen der Mak System GmbH und der Krupp Verkehrstechnik zur Zeit aehnliche Konzepte erarbeitet werden. In Kiel geht man davon aus, dass Ansaetze dieser Art auch viele andere Unternehmen interessieren.