Arbeitsplatz der Zukunft

Client-as-a-Service - der Computer wird zur Dienstleistung

06.02.2016
Von 
Dr. Frank Lampe ist Marketing Director mit  über fünfzehn Jahren Erfahrung in der Vermarktung von IT-Lösungen und -Technologien. Neben der Leitung des internationalen Marketingteams für IGEL Technology ist er mit Vorträgen und in verschiedenen Gremien und Arbeitskreisen wie z.B. dem BITKOM aktiv und bei IGEL auch zuständig für Studien und Forschungsprojekte. Er ist Autor und Herausgeber mehrerer Fachbücher und promovierte im Bereich Internationales Management und Internationale Marktexpansion.
Cloud Computing prägt das moderne Arbeitsleben. Das Management der Zugriffgeräte spielt eine für Unternehmen nicht zu unterschätzende Rolle. Eine Bestandsaufnahme und Potentialanalyse.
Neue Clientstrategie für den Arbeitsplatz der Zukunft: Client-as-a-Service sorgt für Kostentransparenz und birgt ein hohes Standardisierungspotential.
Neue Clientstrategie für den Arbeitsplatz der Zukunft: Client-as-a-Service sorgt für Kostentransparenz und birgt ein hohes Standardisierungspotential.
Foto: MSI

Eigenes Rechenzentrum oder doch lieber hosten? Für ersteres spricht in erster Linie der Datenschutz, für letzteres die Effizienz und Flexibilität der Cloud-Services mit hochverfügbaren Datencentern und strickten Service Level Agreements (SLA). Geschäftskritische Anwendungen und Daten bleiben noch häufig im Unternehmen, doch Standardanwendungen kommen zunehmend aus der Wolke.

Mit aaS-Konzepten Kostensparen

Die Hauptmotivation zur Nutzung professioneller Cloud-Modelle wie SaaS und DaaS (Software beziehungsweise Desktop as a Service) liegt in dem Wunsch, die Kosten zu senken, so das Ergebnis der IDC-Studie "Hybrid Cloud in Deutschland 2014". Jedes vierte Unternehmen nutzt demnach schon Cloud-Services, weitere 18 Prozent führt sie ein. Lediglich ein Fünftel der Befragten haben sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt oder schließen es für sich aus. Von den aktuellen Cloud-Nutzern und -Interessierten setzen etwa zwei Drittel (66 Prozent) auf die Private Cloud, 35 Prozent wollen hosten lassen.

Weckruf zum Überdenken der Clientstrategie

Egal, woher die IT-Services letztlich kommen - ob aus dem eigenen Rechenzentrum oder von extern: im Sinne der Gesamtkosten haben IT-Leiter auch die Frage der Clientstrategie zu klären. Sprich: Wie können die Anwender möglichst effizient und performant auf interne und externe IT-Services zugreifen? Eines ist klar: Je mehr IT vom Schreibtisch in das eigene Rechenzentrum und/oder die Cloud verlagert wird, desto weniger budget-belastende Hardware ist erforderlich. In geschätzten 90 Prozent der Fälle ist dort kein wartungsintensiver Fat Client mehr nötig. Entfällt dieser Kostenblock zumindest teilweise, kann sich das operativ entlastete IT-Personal wichtigen Projekten wie Digitalisierung, Big Data oder Industrie 4.0 zuwenden.

Wie modern ist der Arbeitsplatz der Zukunft?

Um den Hardware-, Wartungs- und Supportaufwand am Arbeitsplatz nachhaltig zu minimieren, setzen die Unternehmen wie die Sparkassen, Versicherungen wie die Allianz und die DAK sowie ein Großteil der deutschen Krankenhäuser auf Thin Client-Lösungen. Laut einer Erhebung des Borderstep Instituts ist die Zahl der in Deutschland genutzten Arbeitsplatz-PCs im Jahr 2014 zurückgegangen, während Thin und Zero Clients um mehr als 25 Prozent auf insgesamt 2,9 Millionen Geräte zulegten. Zusätzlich finden ca. 300.000 Software Thin Clients Anwendung - das sind PCs, die per Software in einen fernadministrierbaren Thin Client umfunktioniert wurden. Ehemalige Hype-Themen wie Bring your own Device (ByoD) haben sich beim stationären Computing nicht durchgesetzt, wie die Studie "The global Evolving Force" beweist. Denn das Gros der Mitarbeiter arbeitet lieber mit Firmenhardware im Büro als im Home-Office, spricht lieber persönlich als am Telefon und nutzt Mobilgeräte vorwiegend privat.

In jedem PC schlummern Ersparnisse

Dass der traditionelle Arbeitsplatz-PC tendenziell unwirtschaftlich ist, bewies Anfang 2015 eine detaillierte Analyse des Fraunhofer Instituts UMSICHT. Demnach liegen die Gesamtkosten für 100 Thin Clients bereits über eine relativ kurze Einsatzdauer von drei Jahren um 35 Prozent unter den Vergleichskosten für 100 neue Windows-PCs (Fat Clients). Im Falle von Software-Thin Clients beträgt die Ersparnis 47 Prozent. Ein neues Windows-Notebook kommt gegenüber einem mobilen Software-Thin Client (Thin Client-Software auf vorhandener Notebook-Hardware) um 55 Prozent teurer. Bei wachsender Unternehmensgröße und längerer Betriebsdauer steigt die Ersparnis. In der Praxis laufen Hardware-Thin Clients fünf, sechs, vereinzelt sogar bis zu zehn Jahre.

Wirtschaftlichkeitsanalyse des Fraunhofer Instituts UMSICHT: Gesamtkosten pro Client bei 100 zu unterstützenden Arbeitsplätzen.
Wirtschaftlichkeitsanalyse des Fraunhofer Instituts UMSICHT: Gesamtkosten pro Client bei 100 zu unterstützenden Arbeitsplätzen.
Foto: Igel Technology

Schlüsselrolle Fernmanagement

Das Geheimnis hinter der beträchtlichen Kostendiskrepanz von Fat und Thin Client liegt in der Tiefe des Remote-Managements. Mithilfe einer besonders automatisierungsfähigen Thin Client-Lösung, die auch das Fraunhofer Institut für seine wissenschaftliche Betrachtung heranzog, gelang es beispielsweise dem Schweizer Flughafenlogistikspezialist Swissport, die monatlichen Betriebskosten je Arbeitsplatz gegenüber dem PC um 30 Euro zu senken. Vom personellen Aufwand her betrachtet erfordert das Remote-Management von 1.500 Thin Clients lediglich eine halbe Vollzeitstelle. Das langfristiges Ziel des Anwenders: die Betriebskosten auf unter 10 Euro zu drücken.

Compliance-Anforderungen

Cloud-Anbieter wie CanCom oder die Schweitzer Netkom machen sich dieses Potential zu Nutze, wenn Sie ihre Hosting-Angebote um einen optionalen Full-Service-Thin Client zum monatlichen Festpreis ergänzen. Weitere Anforderungen an die Remote-Managementlösung bilden ein integriertes Asset-Management und eine Hochverfügbarkeitsoption, um Compliance-Vorgaben erfüllen zu können. Eine Verschlüsselung und zertifikatsbasierte Kommunikation sind obligatorisch. Des Weiteren muss das Management für alle Zero Clients, Thin Clients und Software-Thin Clients einheitlich sein. Idealerweise lässt sich zudem der Roll-out so vorkonfigurieren, dass vor Ort nur noch der Geräteanschluss bzw. die Installation der Thin Clients-Software nötig ist.

Cloud Computing-Modell mit remote gemanagten Thin, Zero und Software-Thin Clients.
Cloud Computing-Modell mit remote gemanagten Thin, Zero und Software-Thin Clients.
Foto: Igel Technology

Workspace zum Festpreis mit Client-as-a-Service (ClaaS)

Ein für alle Branchen attraktives ClaaS-Angebot deckt ein breites Spektrum an Arbeitsplätzen inklusive High-Performance-Computing ab. Dank Grafikvirtualisierung und performanter Thin Client-Hardware lassen sich inzwischen selbst anspruchsvolle Arbeitsplätze bereitstellen, inklusive 3D CAD-Anwendungen. Neben dem damit verbundenen Standardisierungspotential schätzen größere Kunden auch die höhere Kostentransparenz. Bislang zu aktivierende Anschaffungskosten wandeln sich durch ClaaS in monatliche Kosten, was wiederum die Bilanz verkürzt. Konkrete Ersparnisse ergeben sich durch geringere Kosten für Hardware, Client-Betriebssysteme und -Lizenzen, Antiviren-Software, Updates oder Patches.

Nutzenbetrachtung nach Unternehmensgröße

Ein weiteres Argument für große Unternehmen besteht in einer besseren Skalierbarkeit ihrer IT-Infrastruktur hinsichtlich organisatorischer Veränderungen - sei es für spontane Anpassungen des Filialnetzes, für Umzüge oder Akquisitionen. Bei KMU, die mitunter nur eine kleine oder gar keine eigene IT-Abteilung haben, liegt der primäre Anreiz im vereinfachenden Effekt der "Computing-Pauschale". Unternehmensgrößen- und branchenübergreifend wünschen sich ClaaS-Interessenten weniger Komplexität in der IT sowie mehr Verfügbarkeit und Mobilität.

Fazit

Ob private oder Hybrid-Cloud, ob Standardarbeitsplatz oder individuell gehosteter virtueller Desktop - in Verbindung mit einheitlich und umfassend fernadministrierbaren Thin und Zero Client-Lösungen profitieren ClaaS-Nutzer wie auch IT-Abteilungen mit internem Client-Management von einer nachhaltigen Entlastung - budgetär, personell oder - im besten Fall - beides. (hal)