Gewinnwarnung erstes Anzeichen einer Krise?

Citrix auf Schlingerkurs mit Windows-Terminals

16.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Mit einer Gewinnwarnung hat Citrix seine Anleger überrascht. Der Hersteller von Multiuser-Lösungen für Windows-Umgebungen gab an, dass statt der angepeilten Einnahmen von 137 Millionen Dollar im zweiten Quartal lediglich 105 bis 110 Millionen zu erwarten seien.

Die Unternehmensführung hat die erwarteten Gewinne pro Aktie von zuvor angekündigten 21 Cents auf neun bis elf Cents nach unten korrigiert. Die Probleme des Herstellers dürften verschiedene Ursachen haben. Vor allem die Abhängigkeit von Microsoft könnte sich nun bemerkbar machen. Citrix-Software kann nur in Verbindung mit dem Windows Terminal Server eingesetzt werden, der mit dem "Windows 2000 Server" serienmäßig geliefert wird. Die schleppenden Verkäufe von Windows 2000 verderben nun auch das Geschäft von Citrix.

Das Unternehmen selbst gibt offiziell andere Ursachen für den Rückgang an. Einerseits sollen die neuen "Papier-Lizenzen" schuld sein. Kunden können seit kurzem eine einzige Kopie der Software kaufen und erhalten am Ende des Quartals eine Rechnung für die Zahl der tatsächlich installierten und gemeldeten Kopien. Distributoren hätten nun wegen des Erfolgs dieses Modells deutlich weniger Bestellungen für Softwarepakete aufgegeben. Die Einnahmen hingegen würden erst mit Verspätung eintreffen. Auch das Asiengeschäft soll schlechter als erwartet anlaufen.

Hier macht sich offenbar der wachsende Erfolg von Erzrivalen SCO bemerkbar. Dessen Produkt "Tarantella" kann als Terminallösung für alle gängigen Client-Server-Umgebungen eingesetzt werden und ist somit deutlich flexibler als Citrix'' Kombination aus "Metaframe" und "Winframe". Nach Angaben des Branchendienstes "Computergram" ist Tarantella in Asien besonders erfolgreich. Außerdem sollen sich SCOs Einnahmen bei Tarantella seit April verdoppelt haben.