Neuer Router kommt ohne IOS-Betriebssystem

Cisco zieht wieder mit Juniper gleich

28.05.2004
MÜNCHEN (CW) - Mit dem neuen "Carrier Routing System CRS-1" will Cisco im Geschäft mit Highend-Routern endlich wieder leistungsmäßig mit Juniper Networks gleichziehen. Der kleinere Rivale liefert bereits seit zwei Jahren Carriern und Internet-Service-Providern Router mit einer Switching-Kapazität von 640 Gigabit/s.

In der Oberliga des Router-Baus hinkt Cisco dem Rivalen Juniper seit rund zwei Jahren hinterher. Mit Routern, die eine Switching-Kapazität von 640 Gigabit/s besitzen, schlug Juniper Cisco in seiner ureigensten Disziplin, nämlich dem Markt für Core-Router. Mit diesen Produkten war die 1984 gegründete Networking-Company groß geworden und lange Zeit der unangefochtene Marktführer im Geschäft mit Telcos und Inter-net-Service-Providern. Allerdings bröckelte diese Dominanz in letzter Zeit. So sank Ciscos Anteil am weltweiten Geschäft von 63 Prozent im ersten Quartal 2003 auf 59 Prozent in diesem Jahr. Herausforderer Juniper konnte im Vergleichszeitraum, so die Marktforscher der Dell''Oro Group, seine Präsenz von 30 auf 34 Prozent ausbauen.

Dieser Entwicklung will Cisco nun mit dem CRS-1 entgegentreten, der auf der Netzmesse Supercomm im Juni offiziell vorgestellt wird. Mit dem neuen Router stößt Cisco nicht nur in eine bisher unerreichte Leistungsdimension vor, sondern verabschiedet sich auch vom bisherigen Betriebssystem-Konzept IOS (Internet Operating System). Dieses monolithisch aufgebaute System ist nämlich mittlerweile auf rund 15 Millionen Codezeilen angewachsen und bereitet bei Support und Pflege ähnliche Probleme wie Windows in der PC-Welt. Deshalb verwendet Cisco nun beim CRS-1 ein modulares Betriebssystem, wie es Juniper bereits seit seiner Unternehmensgründung 1996 praktiziert.

XR erfordert Umschulungen

Etliche Analysten bewerten Ciscos Schritt kritisch, da das Unternehmen damit seinem hauseigenen Betriebssystem IOS Konkurrenz mache, das in den anderen Networking-Produkten verwendet werde. Zudem erfordere das neue Betriebssystem "XR" teure Umschulungen für die Systemadministratoren.

Darüber hinaus dürfte Cisco mit dem CRS-1 dem Rivalen Juniper nur kurze Zeit das Wasser reichen können. Juniper hat nämlich bereits eine Lösung angekündigt, die es erlaubt, mehrere 640 Gigabit/s schnelle Router zu clustern. (hi)