Drittes Quartal war ein "Home Run"

Cisco verstärkt Hoffnungen auf eine Trendwende

17.05.2002
MÜNCHEN (CW) - Mit den Ergebnissen für das dritte Quartal hat Cisco Systems vergangene Woche an der Wallstreet kurzfristig eine Euphorie ausgelöst. Der Netzausrüster konnte die Gewinn- und Umsatzprognosen leicht übertreffen und zog damit die Aktien der gesamten Branche nach oben. Doch für eine grundsätzliche Entwarnung dürfte es noch zu früh sein.

Angesichts dessen, was seit Monaten im Netzwerk- und Telco-Ausrüstergeschäft abläuft, waren die jüngsten Cisco-Zahlen Balsam für Marktbeobachter und Anleger gleichermaßen. Denn mit einem Umsatz von 4,82 Milliarden Dollar und einem Nettogewinn von 838 Millionen Dollar gelang es den Kaliforniern, die Prognosen der Wallstreet leicht zu übertreffen. Noch entscheidender dürfte aber etwas anderes gewesen sein: Erstmals seit einem Jahr konnte Cisco den Abwärtstrend beim Umsatz - bezogen auf den Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal - wieder stoppen, auch wenn der Zuwachs mit zwei Prozent noch verhältnismäßig gering ausfiel. Auch gegenüber dem zweiten Quartal, in dem Einnahmen von 4,80 Milliarden Dollar ausgewiesen wurden, gab es keinen Einbruch.

Die Wallstreet reagierte geradezu euphorisch auf die Zahlen der Kalifornier. Der Kurs der Cisco-Aktie kletterte um 24 Prozent, verlor dann in Laufe der vergangenen Woche jedoch wieder geringfügig. Allgemein wurde das Cisco-Ergebnis als ernstzunehmendes Signal für eine sich anbahnende Konjunkturwende bei den Telco-Ausrüstern gewertet.

Allerdings gab es auch warnende Stimmen, in erster Linie von Cisco selbst. CEO John Chambers äußerte sich in einer Telefonkonferenz mit Analysten sehr bedeckt zu den weiteren Aussichten seiner Company und der Netzwerkindustrie insgesamt. Zwar sei das am 27. April beendete dritte Quartal dank zuvor eingeleiteter Kostensenkungsmaßnahmen "im operativen Geschäft ein Home-Run" gewesen, doch für die laufenden Dreimonatsperiode erwarte man kein oder nur ein geringes Umsatzwachstum. Man habe es in der IT-Industrie nicht mit einer Rezession, sondern "mit einer Depression" zu tun gehabt. Jetzt allerdings gebe es "erste positive Signale".

Mit einem Vergleich zum Wettbewerb machte Chambers zudem deutlich, was Branchenkenner seit Monaten vermuten: Ciscos Stärke resultiert derzeit vor allem aus der Schwäche der Konkurrenz. "Wir haben im Vergleich zum Vorjahr zwei Prozent mehr umgesetzt, während die Einnahmen unsere zehn größten Konkurrenten zusammen um 42 Prozent gefallen sind", freute sich der Cisco-Chef. Auch viele Experten bleiben in Sachen Lucent, Nortel, Ericsson & Co. skeptisch, da diese Firmen ausschließlich auf die ebenfalls krisengeschüttelten Netzbetreiber fokussiert sind, während Cisco nach wie vor den größeren Teil seines Umsatzes im Geschäft mit Anwenderunternehmen erwirtschaftet. (gh)

Abb: Stabiler Trend

Erstmals seit einem Jahr stiegen die Umsätze von Cisco wieder. Quelle: CW