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Cisco sorgt für gemischte Gefühle

04.02.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Aufgrund einer Bilanzierungsänderung hat Cisco Systems in seinem zweiten Geschäftsquartal 2003/2004 (Ende: 24. Januar) deutlich weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Pro-forma-Gewinn und Umsatz des Netzausrüsters legten jedoch kräftig zu und übertrafen die Erwartungen der Wall Street. Cisco-Chef John Chambers dämpfte allerdings die Freude der Investoren mit der Warnung, gemessen am Fortschreiten der wirtschaftlichen Erholung würden die Unternehmen überraschend vorsichtig in IT investieren. Chambers Aussage und der schwache Ausblick für das laufende Quartal ließen den Kurs der Cisco-Aktie am gestrigen Dienstag im nachbörslichen Handel um knapp fünf Prozent einbrechen.

Wie das im kalifornischen San José ansässige Unternehmen bekannt gab, sank der Nettoprofit im Berichtsquartal binnen Jahresfrist von 991 auf 724 Millionen Dollar oder zehn Cent je Aktie. Das Ergebnis wurde allerdings von einer Einmalabschreibung von 567 Millionen Dollar im Zusammenhang mit der Tochtergesellschaft Andiamo Systems belastet. So schreibt die seit Sommer vergangenen Jahres geltende Bilanzvorschrift FASB 46 vor, dass Cisco alle entstandenen Kosten in seine Bücher aufnimmt, also auch die Aufwendungen bei den Aktienoptionsprogrammen für die 270 Mitarbeiter des SAN-Spezialisten.

Ohne Einmalposten hätte der Branchenprimus einen Gewinn von 1,29 Milliarden Dollar oder 18 Cent je Anteilsschein erzielt; Analysten hatten laut Umfrage von Thomson First Call im Schnitt mit einem Pro-forma-Plus von 17 Cent je Aktie gerechnet. Die Einnahmen kletterten gegenüber dem Vorjahresquartal um 15 Prozent von 4,7 Milliarden auf 5,4 Milliarden Dollar - hier hatte die Wall Street im Durchschnitt nur einen Umsatz von 5,29 Milliarden Dollar prognostiziert.

Erstmals seit langer Zeit beurteile er die externen Faktoren überwiegend positiv, verkündete Cisco-CEO Chambers auf der Telefonkonferenz. Während das Geschäft mit TK-Dienstleistern bereits gut anlaufe, hätten die Investitionen von Unternehmen aber noch nicht die gewünschte Höhe erreicht. Nach wie vor seien nur wenige Firmen bereit, wieder Risiken einzugehen, so sein Fazit. Cisco erzielt etwa drei Viertel des Umsatzes mit Unternehmen und Behörden, der Rest kommt von Carriern.

Für das laufende dritte Fiskalquartal stellte der Cisco-CEO lediglich ein Umsatzwachstum von ein bis drei Prozent gegenüber dem aktuellen Berichtszeitraum in Aussicht. Damit sei zwar der erwartete Zuwachs zwar geringer als in den vorangegangenen beiden Quartalen, räumte Chambers ein. Saisonbedingt handle es sich dabei jedoch um Ciscos schwächstes Geschäftsquartal. (mb)