Vom Router-Spezialisten zum Internetworking-Anbieter

Cisco: Marktführerschaft im Netz soll zementiert werden

12.09.1997

Die Zahlen sprechen für sich. Diese Auffassung vertrat jedenfalls Ciscos Senior Vice-President James Richardson bei der Erläuterung der Bilanz des am 26. Juli beendeten Geschäftsjahres 1997. Die Internetworking-Company verzeichnete bekanntlich Einnahmen von 6,44 Milliarden Dollar, was gegenüber dem Vorjahr (4,1 Milliarden Dollar) einer Steigerung von 57 Prozent entspricht. Der Nettogewinn belief sich - bereinigt um weitere Übernahmekosten - auf eine Milliarde (913,3 Millionen) Dollar oder 1,52 (1,37) Dollar je Aktie.

Ein solches Ergebnis, das nicht nur die Erwartungen vieler Analysten übertraf, sondern auch den Abstand zu bisherigen Wettbewerbern wie 3Com und Bay Networks vergrößerte, sei nur durch eine strategische Neuausrichtung möglich gewesen, meinte Richardson. Lag der Fokus von Cisco Systems noch vor fünf Jahren auf dem Bereich der Datenkommunikation, sei das heutige Unternehmensziel "die Integration von Sprache, Daten und Video".

Basis für den Erfolg der Kalifornier ist - neben ihrer Palette an Multiprotokoll-Routern, Switches und diversen Zugangstechniken - nach wie vor die in eigener Regie entwickelte Software Internetworking Operating System (IOS), mit der sich plattformübergreifend alle wichtigen Netzkomponenten sowohl in LANs als auch in WANs zentral steuern und verwalten lassen.

Damit verfüge man, so Richardson, über ein gewisses Alleinstellungsmerkmal im Markt. Dies um so mehr, da sich in letzter Zeit der Trend bei CIOs und Netzadministratoren verstärke, wieder auf Lösungen aus einer Hand zu setzen.

Darüber hinaus habe man, so der Cisco-Verantwortliche, eine mehr als starke Position in den Bereichen Internet und Electronic Commerce. Rund 88 Prozent der Technologie, auf der das World Wide Web basiert, stammt aus der Entwicklungabteilung beziehungsweise Fertigung der Kalifornier, hat die Yankee Group unlängst ermittelt. Und der im Unternehmen intern als "Global Networked Business" bezeich- nete digitale Marktplatz der Zukunft ist bei den Kaliforniern längst Realität. Immerhin generiert die Company schon mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes über Cisco Connection Online (CCO), einer speziell für Kunden beziehungsweise Wiederverkäufer eingerichteten Web-Site.

An der schon geraume Zeit gültigen Aufteilung der Geschäftsaktivitäten in die drei zentralen Business Units "Großunternehmen", "Internet Service-Provider" sowie "kleine und mittelständische Unternehmen", die die entsprechenden Distributoren und Wiederverkäufer unterstützen, wolle man, wie Richardson betonte, festhalten. Dies gewährleiste eine noch größere Nähe zum Anwender. Gleiches gelte für die in der Branche wohl beispiellos agressive Übernahmepolitik. "Wir achten sehr genau darauf, ob ein Unternehmen und vor allem die Menschen, die dort arbeiten, zu uns passen", hielt der Cisco-Manager Kritikern entgegen, die dem Unternehmen eine Art Kaufrausch unterstellen.

Künftig wolle man sich, so Richardsons Ausblick, stärker als bisher als sogenannter Dritter im Bunde mit den Server- und Desktop-Giganten Microsoft und Intel als Networking-Spezialist im Markt positionieren. Beide Firmen seien dabei für Cisco "keine Konkurrenten, sondern natürliche Partner", hieß es. Was indes die Geschäftszahlen angeht, möchte man im Cisco-Headquarter in San Jose durchaus in Microsoft-Dimensionen vorstoßen. Ziel: In jedem Marktsegment, das man bedient, will man bis zum Jahr 2000 die Nummer eins oder zumindest Nummer zwei sein. Der Manager wörtlich: "Cisco dürfte dann eher eine 20-Milliarden-Dollar- statt eine zehn-Milliarden-Dollar-Company sein.