Erfolg hauptsächlich zu Lasten der Wettbewerber

Cisco legt stabile Ergebnisse vor

16.08.2002
MÜNCHEN (CW) - Cisco Systems schloss auch sein viertes Quartal angesichts der Krise in der IT-Industrie mit einer ordentlichen Bilanz ab. Einmal mehr war vor der Bekanntgabe der Zahlen über die Ergebnisse spekuliert worden, gelten die Kalifornier doch als Gradmesser für die gesamte Branche. Doch für eine Erholung des Telco-Ausrüstermarkts spricht nach wie vor wenig.

Als der US-amerikanische Netzausrüster am Dienstag vergangener Woche nach Börsenschluss seine mit Spannung erwarteten Zahlen für das vierte Quartal vorlegte, reagierten Analysten und Anleger zumindest für kurze Zeit erleichtert: Der Umsatz fiel zwar niedriger aus als prognostiziert, aber das Unternehmen konnte seine Kosten senken und den Gewinn sowie die operative Marge steigern.

Insgesamt wiesen die Kalifornier einen Betriebsgewinn nach Steuern von 772 Millionen Dollar oder zehn Cent je Aktie aus, eine deutliche Steigerung gegenüber den sieben Millionen Dollar und null Cent je Anteilschein aus dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Die Einnahmen stiegen im Jahresvergleich um zwölf Prozent von 4,30 auf 4,83 Milliarden Dollar. Abzüglich Sonderbelastungen meldete Cisco für die Schlussperiode des Geschäftsjahres 2002 einen Pro-forma-Ertrag nach Steuern von einer Milliarde Dollar oder 14 Cent je Aktie nach 163 Millionen Dollar oder zwei Cent je Anteilschein im Vorjahr. Wallstreet-Analysten hatten zwölf Cent Gewinn je Aktie sowie einen Umsatz von 4,88 Milliarden Dollar erwartet.

CEO John Chambers kommentierte die Zahlen gewohnt zurückhaltend. Man habe in einem schwierigen Marktumfeld "abermals ein solides Quartal hingelegt". Gleichzeitig relativierte der Cisco-Chef jedoch die Bilanz mit den Worten: "In den Bereichen, die wir kontrollieren oder beeinflussen können, wächst meine Zuversicht. Es ist jedoch nicht klar, ob zunehmende Marktanteile für unser Wachstum sorgen oder ob das Wachstum ein Hinweis darauf ist, dass sich der Markt ingesamt wieder positiv entwickelt."

Chambers'' Äußerungen in einer Telefonkonferenz mit Analysten zielten auf das Problem ab, das eine Interpretation der Cisco-Ergebnisse seit mehreren Quartalen schwierig macht: Die Kalifornier verdanken ihre nach wie vor unangefochtene Dominanz neben dem straffen Kosten-Management vor allem der Tatsache, dass sie rund 80 Prozent ihrer Einnahmen im Geschäft mit Firmenkunden und Behörden erzielen, während Wettbewerber wie Lucent und Nortel in besonderem Maße von den krisengeschüttelten Netzbetreibern abhängig sind.

Der Marktanteil von Cisco sei im vergangenen Jahr um zwölf Prozent gewachsen, die zehn größten Konkurrenten hätten zusammen 44 Prozent verloren, rechnete Chambers vor. Eine Position, in der es sich offensichtlich gut (über)leben lässt, denn auch die im Markt überhand nehmenden Preiskämpfe scheinen dem Router- und Switch-Giganten derzeit nicht viel anhaben zu können: "Wenn wir einen Abschluss nicht mit Gewinn unter Dach und Fach bringen können, lassen wir ihn sausen", betonte der Cisco-Chef mit Hinweis auf die im vierten Quartal auf 67,7 Prozent gestiegene Bruttogewinnmarge seiner Company.

Trotzdem zeigte sich Chambers skeptisch, was die Situation der IT-Branche insgesamt angeht. Er rechne "nicht mehr mit einem starken Aufschwung der Technologiebranche in diesem Jahr" - eine Ansicht, die inzwischen auch die meisten Experten teilen. "Cisco gelingt derzeit im Netzbereich das, was Dell im PC-Geschäft immer wieder schafft", kommentiert etwa Barry Jaruzelski von Booz Allen Hamilton. "Sie holen das Maximum aus einem unerfreulichen Markt heraus."

Dass die Kalifornier aber auch haben zurückstecken müssen, macht deren Jahresbilanz deutlich: So fiel der Umsatz für das gesamte Fiskaljahr 2002 gegenüber der Vorjahresperiode um 15 Prozent von 22,3 auf 18,9 Milliarden Dollar, der Pro-forma-Nettogewinn von 3,1 auf 2,9 Milliarden Dollar. (gh/tc)