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Cisco legt Copyright-Streit mit Huawei auf Eis

02.10.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Cisco und der chinesische Konkurrent Huawei Technologies haben in ihrem Rechtsstreit um angeblich gestohlene Teile von Ciscos Routersoftware und anderem geistigen Eigentum eine vorübergehende Einigung erzielt: Wie die beiden Unternehmen mitteilten, soll das Verfahren für bis zu sechs Monate ausgesetzt werden. Bis dahin werden unabhängige Experten die bereits vorgenommenen Änderungen überprüfen. Gleichzeitig sei Huwawei bereit, sich dem Urteil des texanischen Bezirksgerichts zu beugen (Computerwoche online berichtete).

Cisco war im Januar gegen Huawei vor den Kadi gezogen. Der Netzwerkriese beschuldigt das chinesische Unternehmen, es habe unberechtigt Teile des Quellcodes von Ciscos Systemsoftware IOS in sein eigenes Betriebssystem für Router und Switches, "Quidway", integriert. Auch Auszüge aus den technischen Handbüchern seien wörtlich übernommen worden. Überdies verletze Huawei fünf Patente, die Cisco auf Routing-Protokolle hält. Als Konsequenz fordert Cisco ein Verkaufsverbot der betreffenden Geräte und Schadensersatz (Computerwoche online berichtete).

Auf Drängen von 3Com , das inzwischen ein Joint-Venture mit Huawei eingegangen war, hatten die Chinesen Ende März eingelenkt. Das Unternehmen gab zu, es habe einen kleinen Teil seiner Router-Software "VRP" von Cisco abgekupfert. Insgesamt handle es sich dabei jedoch um weniger als zwei Prozent der 1,5 Millionen Codezeilen. Mitarbeiter des Unternehmens hätten den Code im Jahre 1999 von einem Chinesen auf einer Diskette erhalten, der sich Hoffnung auf einen Job bei Huawei machte, so die Entschuldigung.

Die Streitparteien gehen nun davon aus, dass die Überprüfung zu einer Beilegung des Falls führen wird. Über die Einigung freut sich vor allem 3Com: Das gegründete Joint-Venture mit Huawei soll Netzgeräte für Unternehmen in China und Japan entwickeln sowie vermarkten. Der Cisco-Konkurrent wird die Produkte im Rest der Welt anbieten und kann mit dem Schritt sein Engagement bei Großkunden ausbauen, nachdem sich das Unternehmen vor drei Jahren zunächst fast vollständig aus diesem Segment zurückgezogen hatte. Eine Fortsetzung des Rechtsstreits zwischen Huawei und Cisco würde dabei auch 3Coms Reputation schaden. (mb)