Cisco knackt die Mainframe-Architektur Mit neuen Modulen greifen LANs kuenftig auf die Escon-Kanaele zu

28.10.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Cisco liefert demnaechst die ersten Router- Module fuer die Anbindung von LANs an Mainframes. Die durch IBM an Cisco lizenzierte Router-Technik fuer den Grossrechnerzugriff sorgt fuer Streit im Hause Big Blue: Der Netzwerkspezialist dringt mit dem Produkt in den von IBM beherrschten Markt fuer Interconnection- Controller vor.

Der "Channel Interfaces Processor" (CIP) von Cisco wird in einen Slot der 7000-Router gesteckt. Dadurch verbindet die Neuentwicklung TCP/IP-Netze mit den Bus-and-tag-Systemen aelterer Host-Modelle oder mit den 17-MB/s schnellen Escon-Kanaelen (Enterprise System Connection), die in den neueren ES/9000- Mainframes zum Einsatz kommen. Jeder der Cisco-CIPs baut maximal zwei Verbindungen zu Grossrechnerkanaelen auf. Bis zu vier CIPs mit insgesamt acht Host-Zugaengen lassen sich in einem Cisco-Router unterbringen. Um die eingehende Datenflut zu bewaeltigen, arbeitet der Adapter mit dem RISC-Chip R4600 und einer Taktfrequenz von 100 Megahertz.

Das Cisco-Produkt stellt sich fuer den Mainframe als 3172- Controller dar. Es arbeitet im Zusammenspiel mit den IBM-Loesungen TCP/IP for VM und TCP/IP for MVS sowie mit der gleichnamigen Software der Interlink Computer Sciences Inc. Die Proginet Corp., die zusammen mit Novell versucht, Netware auf Mainframes zu portieren, kuendigte an, die CIP-Technik von Cisco zu unterstuetzen.

Mit CIP dringt Cisco in eine Marktnische von IBM vor

CIP ist laut Cisco SNMP-konform, laesst sich also von Netzmanagement-Loesungen wie IBMs Netview oder Hewlett-Packards Openview verwalten. Ab Dezember ist der Adapter in den USA verfuegbar. Als Zwei-Port-Ausfuehrung kostet er rund 35 000 Dollar, in der Escon-Version schlaegt das Produkt mit knapp 50 000 Dollar zu Buche.

Der Router-Spezialist positioniert CIP gegen den Interconnect- Controller 3172 von IBM. Gegenueber der Big-Blue-Loesung hat die Neuentwicklung laut Cisco den dreifachen Durchsatz und beseitigt somit den Flaschenhals bei der TCP/IP-Datenuebertragung zum Mainframe. Zudem eruebrigt sich der Einsatz von Gateways in Front- end-Prozessor-(FEP-)Installationen.

CIP verwendet eine Technik, die Cisco in diesem Jahr von IBMs Large Scale Computing Division lizenziert hat. Die Abmachung der einen IBM-Division erzuernt einem Bericht der CW- Schwesterpublikation "Network World" zufolge andere IBM- Geschaeftsbereiche, zum Beispiel die fuer die Vermarktung und den Vertrieb des Interconnection-Controllers 3172 zustaendige Network Systems Division.

Zur Zeit beschraenkt sich Cisco noch darauf, den Markt der 3172- Anwendungen anzugehen. Erst im naechsten Maerz, wenn dem Adapter SNA-Features hinzugefuegt werden, soll CIP auch FEP-Usern angeboten werden. Im gleichen Zeitraum erweitert Cisco den Adapter um TCP/IP-Off-Load-Features sowie um Moeglichkeiten, den TCP/IP- Verkehr ohne den Mainframe zu verwalten. Advanced-Peer-to-Peer- Funktionen kuendigte das Unternehmen fuer einen spaeteren Zeitpunkt an.