Leise Kritik am Akquisitionsmodell

Cisco kauft optisches Know-how

26.05.2000
MÜNCHEN (CW) - Für 800 Millionen Dollar in Aktien hat Cisco Systems den nur 52 Mitarbeiter starken schwedischen Netzwerkausrüster Qeyton Systems gekauft. Der Anbieter aus Stockholm produziert Equipment für optische Netze, mit dem sich die Kapazitäten von städtischen Glasfasernetzen ausbauen lassen.

Über Akquisitionen versucht Cisco, im boomenden Markt für optische Netze gegen Wettbewerber wie Lucent und Nortel Boden gutzumachen. Vor diesem Hintergrund interessiert sich der Netzgigant für Qeytons Know-how im Bereich "Metropolitan Dense Wave Division Multiplexing" (MDWDM). Die Schweden haben eine Technik für die Mehrkanalübertragung von Telefon-, Internet- und Videosignalen in großen Metropolitan Networks entwickelt.

Mit Qeyton kauft Cisco bereits das elfte Unternehmen in diesem Jahr. Ende letzten Jahres hatte sich das kalifornischen Unternehmen schon einmal in Europa bedient: Für 2,15 Milliarden Dollar übernahm Cisco die Mailänder Technologieschmiede Pirelli Optical Systems, die ebenfalls ein WDM-Experte ist - allerdings mit einem Schwerpunkt auf Langstreckenverbindungen.

Cisco steht gegenwärtig vor dem Problem, vom allmählich nachlassenden Kerngeschäft mit Routers und Switches in neue Märkte, vor allem in das Segment optische Netze und Breitbandtechnologien, vorzustoßen. Zu diesem Zweck sollen in diesem Jahr bis zu 25 Firmen gekauft werden. Geld spielt dabei keine Rolle, denn der hochkapitalisierte Konzern zahlt mit Aktien. So wurde erst vor wenigen Wochen für fast sechs Milliarden Dollar die Arrowpoint Communications Inc. übernommen, ein Anbieter von Switches und Software.

Die Politik der Netzwerkschmiede, sich durch Zukäufe den Anschluss an Zukunftsmärkte zu sichern, findet unterdessen keine ungeteilte Zustimmung mehr. Das amerikanische Investorenmagazin "Barron''s" sieht Cisco aufgrund seiner Übernahmepolitik in einem Teufelskreis gefangen: "Cisco hat sein Akquisitionsbudget und die -geschwindigkeit jedes Jahr erhöht. Gleichzeitig stiegen Umsatz und Aktienkurs rasant. Diese drei Faktoren sind sehr stark miteinander verflochten. Wenn in diesem System - wie jetzt mit dem deutlich gefallenen Aktienkurs geschehen - irgendwo eine Störung auftritt, ist es sehr wahrscheinlich, dass die anderen Faktoren ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden."