Cisco entlässt 8500 Mitarbeiter

18.04.2001
Der Netzausrüster Cisco geht für die zweite Hälfte des laufenden Geschäftsjahres von dramatischen Gewinn- und Umsatzeinbußen aus. Als Sofortmaßnahme will das Unternehmen 500 Stellen mehr streichen als ursprünglich geplant.

Schlechter als mit der Gewinnwarnung von Cisco Systems hätte die neue Ergebnissaison kaum losgehen können: Der kalifornische Netzausrüster rechnet für das dritte Fiskalquartal, das am 30. April endet, mit einem Gewinn pro Aktie "im sehr niedrigen, einstelligen Bereich". Auch die Umsätze wurden drastisch nach unten korrigiert: Cisco schätzt die Einnahmen in diesem Quartal auf 4,75 Milliarden Dollar - im zweiten Quartal hatte das Unternehmen noch 6,7 Milliarden Dollar ausgewiesen.

Nun heißt es Kosten senken: Für das dritte Quartal wollen die Kalifornier 2,5 Milliarden Dollar an überschüssigen Lagerbeständen abschreiben. Die Komponentenlager waren eingerichtet worden, um die Lieferzeiten zu verkürzen und besser auf Kundenwünsche reagieren zu können. „Im letzten Jahr konnten wir die enorme Nachfrage nicht mehr befriedigen, deshalb haben wir unsere Lagerkapazitäten weiter ausgebaut“, erklärte Finanzchef Larry Carter. In den vergangenen Monaten seien die Aufträge jedoch rapide zurückgegangen – mit fatalen Folgen: Bei einigen Komponenten blieb Cisco plötzlich auf der gesamten Jahreslieferung sitzen.

Im Rahmen der Sparmaßnahmen sollen 8500 Mitarbeiter ihren Job verlieren – das sind 19 Prozent der Belegschaft und rund 500 mehr als vor einem Monat angekündigt. Betroffen sind 6000 der 44 000 fest angestellten Mitarbeiter sowie 2500 Zeit- und Vertragskräfte. Zudem sollen unprofitable Bereiche geschlossen und weitere Aktiva abgeschrieben werden. Cisco schätzt, dass die einmaligen Aktionen sowie die Abfindungen für die entlassenen Mitarbeiter die Bilanz mit 800 Millionen bis 1,2 Milliarden Dollar belasten werden.

Für das vierte Quartal rechnet Cisco mit einem weiteren Umsatzrückgang. Es sei wahrscheinlich, dass die Einnahmen um bis zu zehn Prozent niedriger als im dritten Quartal ausfallen, hieß es. Chief Executive Officer (CEO) John Chambers macht vor allem die unsichere Wirtschaftslage und die daraus resultierende Zurückhaltung der Kunden für die Misere verantwortlich. "Kaum ein Industriezweig unserer Größenordnung ist jemals so schnell abgestürzt“, so Chambers. Die rückläufigen IT-Ausgaben hätten die Branche wie eine Naturkatastrophe überrascht, die extremer sei und länger anhalte, als man jemals für möglich gehalten habe. „Und offen gestanden sind unsere Geschäftsmodelle nicht geeignet, um einer solchen Flaute vorzubeugen.“