Geringe Kompatibilität zu anderen IP-Systemen

Cisco drängt mit WLAN-Telefon in den Markt

09.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Cisco Systems hat sein erstes IP-Mobiltelefon für den Einsatz im Wireless LAN (WLAN) angekündigt. Das Gerät mit der Typenbezeichnung "7920" ist für Funknetze gemäß dem Standard 802.11b konzipiert, die eine Transferrate von 11 Mbit/s haben. Der Nachteil: Das Telefon ist nur begrenzt kompatibel.

Das IP-Telefon ist laut Cisco speziell für mobile Mitarbeiter zum Beispiel in Krankenhäusern, Warenlagern, Einzelhandelsgeschäften oder Universitäten konzipiert, die damit Zugang zum IP-Netz des Unternehmens haben. Es kommuniziert dabei über WLAN Access Points, die mit dem Standard 802.11b arbeiten und das Bindeglied zum IP-Netz bilden. Dem Hersteller zufolge funktioniert das 7920 zwar in jedem 802.11b-Funknetz, ist aber auf die Kommunikation mit den Access Points der "Aironet"-Serie von Cisco optimiert.

Es sei nicht das Ziel gewesen, mit dem 7920 ein Telefon zu bauen, das in Netzen vieler unterschiedlicher Hersteller einsetzbar ist, gab Troy Trenchard, Director Product Marketing der IP Communications Business Unit bei Cisco, offen zu. "Unsere Intention ist, ein Gerät zu entwickeln, das besser als jedes andere Wireless Phone in einem Cisco-Netz arbeitet", sagte der Manager anlässlich der Produktvorstellung. Der Schlüssel zur guten Sprachqualität des Telefons liege in der Intelligenz, die Cisco in sein WLAN-Equipment eingebaut habe. Die Kalifornier begründen ihren proprietären Ansatz außerdem mit dem Fehlen von Spezifikationen für ein Sprach-Roaming in WLANs und unvollständige Standards für VoIP-Telefonie. Irgendwann, so deutete Trenchard an, werde das Session Initiation Protocol (SIP) für Interoperabilität unter den IP-Telefonsystemen sorgen.

Kritik am proprietären Ansatz

Alan Reiter, Analyst bei Wireless Internet & Mobile Computing, will das Warten auf SIP nicht als Argument gelten lassen und kritisiert den Kompatibilitätsmangel als Rückschritt, mit dem Cisco modernen, heterogenen Netzumgebungen nicht gerecht werde. Unternehmen bevorzugten interoperable Standards und wollten nicht an einen einzigen Hersteller gebunden sein, moniert Reiter.

Unmöglich scheint ein kompatibles Produktangebot jedenfalls nicht zu sein. Cisco-Konkurrent Spectralink hat mit den WLAN-Telefonen "Netlink 340" und "Netlink i640" zwei Geräte im Programm, die zu allen verfügbaren Access Points und VoIP-Systemen einschließlich Ciscos "Call-Manager" interoperabel sein sollen.

Schwache Leistungswerte

Die Strategie Ciscos scheint jedoch zu sein, mit dem 7920 die Kunden in der eigenen IP-Systemumgebung zu halten. Das Produkt unterstützt den Kaliforniern zufolge alle Nutzungsmerkmale einer klassischen TK-Anlage. Mit einer Sprechzeit von zwei Stunden sowie 24 Stunden Standby-Leistung weist das Gerät im Vergleich zu Handys aber noch schwache Werte auf. Sein Aktionsradius ist auf die Reichweite des WLAN beschränkt. Cisco ist eigenen Angaben zufolge derzeit mit Herstellern von Mobilfunktelefonen in Gesprächen, ob und wie sich deren Funkzellentechnik in das Cisco-Phone integrieren lässt. Das IP-Telefon 7920 ist ab Juni zum Listenpreis von 595 Dollar in Deutschland erhältlich. (pg)