COMPUTERWOCHE-Dialog

CIOs und Kostentransparenz - wollen oder dürfen sie nicht?

06.07.2012
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Einspruch von CIO-Seite

Hans-Joachim Popp, CIO des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
Hans-Joachim Popp, CIO des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
Foto: DLR

Dass in IT-Projekten "unendlich" viel Geld versenkt wird, wissen wir alle. Aber das hat nichts mit dem Geltungsdrang der IT-Verantwortlichen zu tun. IT-Chefs stehen per se im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, leider nicht nur im positiven Sinne. Die Budgets wachsen ganz von allein, argwöhnisch beäugt von den anderen Ressorts. Wir sind der einzige Bereich mit ständig steigender Durchdringung und Bedeutung. Da muss sich der IT-Chef nicht auch noch durch aufgeblasene Budgets für sinnlose Systeme in den Vordergrund spielen.

Die Ursache für Geldverschwendung liegt vielmehr in den oft völlig falschen Vorstellungen darüber, welchen Rattenschwanz an Arbeit die von den Geschäftsbereichen ins Gespräch gebrachten "neuen Systeme mit Wettbewerbsrelevanz" auslösen können. Notorisch sind auch "organisatorische Anpassungen", die sich bis aufs letzte Bit in den IT-Systemen wiederfinden müssen.

Auf die Anmerkung, da werde es zeitlich aber ein paar Engpässe geben, kommt die Entgegnung: "Der Termin ist nicht variabel! Wie viel Geld brauchen Sie denn?" Dass die Analogie zum Schaufeln einer Baugrube (200 Leute schaffen doppelt so viel wie 100) auf IT-Projekte nicht anwendbar ist, wissen wir spätestens seit Fred Brooks‘ "The Mythical Man-Month" aus den 70er Jahren. Trotzdem werden immer die gleichen Fehler gemacht: Big Bangs, harte Deadlines ...

Der CIO hat kaum eine Wahl

Mag sein, dass sich der eine oder andere Kollege einmal verleiten lässt, eine angebliche "Wunderwaffe für das XY-Management" trotz fehlender Produktreife mit hohem Tempo einzuführen. Jeder träumt von der so seltenen Anerkennung im Unternehmen. Meist aber ist die Entscheidung längst gefallen, und der CIO hat nur die Wahl, entweder "nicht unser Mann" zu sein oder zu hoffen, dass das vorhersehbare Desaster beherrschbar und nicht an ihm selbst, sondern am Initiator hängen bleibt.

Entscheidend ist also nicht, möglichst viel Geld zu haben. Vielmehr muss ein vernünftiges Architektur- und Portfolio-Management erlaubt sein. Was für Laien wie Verwaltungs-Overhead aussieht, ist die einzige Möglichkeit, eine missionskritische Softwareumgebung lauffähig zu halten. Kleine Schritte statt Rundumschläge, "Politik der ruhigen Hand" statt aberwitzige Deadlines.

Außerdem funktionieren IT-Projekte nur mit entsprechenden fachlichen Ressourcen im Geschäftsbereich. Eine Abteilung, die meint, "out of the Box" ein System einführen zu können, ohne in die organisatorischen Veränderungen und die Abstimmung mit den eigenen Prozessen zu investieren, sollte ihr Geld besser gleich aus dem Fenster werfen.