Die Wirtschaft erholt sich allmählich, und die Unternehmen schielen wieder in Richtung Wachstum. Die IT-Budgets werden im laufenden Jahr aber erst einmal sehr bescheiden wachsen. Zu diesen Erkenntnissen kommt das Marktforschungsunternehmen Gartner in seiner jüngsten Jahresumfrage, für die es die Antworten von 956 CIOs ausgewertet hat.
"In den vergangenen Jahren wurden die CIOs ganz schön in die Mangel genommen", erläutert Marcus Blosch, als Vice President und Forschungsdirektor für die Gartner Executive Programs (EXP) verantwortlich, "unsere diesjährige CIO-Studie spiegelt eine immer noch bestehende Zurückhaltung wider." Nachdem die IT-Chefs den abnehmenden Budgets und steigenden Erwartungen der Vorstände getrotzt hätten, könnten sie sich jetzt auf einen verbesserten IT-Beitrag zum Unternehmenswachstum konzentrieren; dabei hätten sie jedoch immer noch ein waches Auge auf die Kosten.
Die Bahnbrecher
Jedes Unternehmen gewinnt dadurch, dass Geschäft und IT aufeinander abgestimmt sind, so die Gartner-Studie weiter. Voraussetzung dafür sei ein CIO, der sich durch eine "Bahnbrecher"-Mentalität und dazu passende Verhaltensweisen auszeichne. Diese Spezies der "Breakaways" stelle etwa 16 Prozent der befragten IT-Chefs. Die Top-CIOs behalten vor allem das Thema Effektivität im Auge. Sie haben das in den vergangenen Jahren häufig zitierte Schlagwort "Do more with less" in vorbildlicher Weise verinnerlicht. Dadurch, dass sie beeindruckende Resultate liefern, sichern sie sich die Wertschätzung des Managements und können sich über einen Zuwachs an Ressourcen freuen.
Beste Aussichten
Folglich sind die Äußerungen von Vertretern dieser Gruppe auch von einer positiven Grundstimmung geprägt:
- 40 Prozent der Top-CIOs - im Gegensatz zu zwölf Prozent der Gesamtheit - erwarten für das laufende Jahr eine Budgetsteigerung um mehr als zehn Prozent.
- 38 Prozent berichten direkt an den Chief Executive Officer.
- 54 Prozent - gegenüber 38 Prozent der Kontrollgruppe - sind der Überzeugung, dass die IT dem Unternehmen hilft zu wachsen.
Diesen IT-Chefs kann Gartner eigentlich nur einen Rat geben: "Weiter in dieselbe Richtung!"
Mangel an strategischer Klarheit
Die große Mehrheit der Befragten, genauer gesagt: rund 69 Prozent, versucht beständig, Effektivität und Effizienz in Einklang zu bringen. Ein gewisser Mangel an strategischer Klarheit wirkt sich aber hemmend auf die Leistungsfähigkeit der IT-Abteilung aus.
Stark verbreitet ist innerhalb dieser Gruppe - Gartner nennt sie "Competitors" - eine Tendenz, das Investitionsvolumen über zu viele Vorhaben zu strecken. Zu den Business-Managern pflegen diese CIOs ein von Sachlichkeit geprägtes Verhältnis, das sie durchaus als verbesserungsfähig erkannt haben. Ihre Budgets steigen - wenn überhaupt - nur in geringem Umfang.
Divergierende Rollenverständisse
Dieses Bild ergibt sich aus folgenden Umfrageergebnissen:
- 48 Prozent der Durchschnitts-CIOs erwarten, dass ihre Budgets im nächsten Jahr auf demselben Stand bleiben wie im laufenden. 18 Prozent rechnen sogar mit einer Verringerung.
- 29 Prozent von ihnen sind unmittelbar der Unternehmensführung unterstellt. Ihr Rollenverständnis schwankt zwischen dem technischen Innovator, dem internen Dienstleister und dem Geschäftsprozess-Manager.
- Ihre Management-Prioritäten konzentrieren sich darauf, den Geschäftsbeitrag der IT nachzuweisen und deren Verbindung zum Geschäft zu stärken.
Diesen CIOs legt Gartner ans Herz, klarer Stellung zu beziehen - im Hinblick auf ihre Rolle sowie die daraus erwachsenden Aktivitäten und Investitionen.
Stark auf die Technik konzentriert
Bleiben 15 Prozent der CIOs, die im Teufelskreis von Effizienz und Kosten-Management gefangen sind. Sie kämpfen oft vergeblich um die Anerkennung des Topmanagements. Ihre Budgets nehmen eher ab als zu. Diese von Gartner als "Fighters" bezeichnete Gruppe ist stärker als ihre Kollegen auf die Technik und die Effizienz des IT-Betriebs fixiert, während sie die Effektivität des Geschäfts oft aus den Augen verliert. Infolgedessen tauschen sie sich auch relativ selten mit den Kollegen in den Geschäftsbereichen aus.
Die Kostendiskussion bestimmt den Arbeitsalltag dieser CIOs:
- 57 Prozent der "Überlebenskämpfer" müssen Budgetkürzungen hinnehmen; das gilt lediglich für 22 Prozent ihrer Kollegen.
- 59 Prozent erwarten auch in Zukunft einen hohen Druck auf die Betriebskosten.
- Für 32 Prozent (insgesamt nur elf Prozent) ist Kostenreduzierung die Priorität Nummer eins.
- Ganze zwölf Prozent sind direkt unter dem CEO angesiedelt.
- Und 28 Prozent können sich keineswegs sicher sein, dass sie von der Unternehmensführung ernst genommen werden.
Folglich rät Gartner diesen CIOs, künftig mehr Zeit mit dem Business-Management zu verbringen und sich häufiger mit geschäftlichen als mit technischen Fragen zu beschäftigen. Der wirtschaftliche Aufschwung sollte ihnen die Möglichkeit dazu einräumen. (qua)
Was CIOs den Schlaf raubt
In seiner CIO-Umfrage ermittelte Gartner auch die Themen, die den IT-Chefs derzeit am heftigsten unter den Nägeln brennen. Dabei unterschieden die Marktforscher zwischen "IT-Business" und "Technik".
IT-Business
1. Sicherheitsverletzungen und Beinträchtigung des Betriebs
2. Betriebskosten/Budgets
3. Datenschutz und Privacy
4. Zwang zum Umsatzwachstum
5. Produktimmanente Informationen
6. Wirtschaftliche Erholung
7. Höhere Innovationsgeschwindigkeit
8. Eine einheitliche Sicht auf den Kunden
9. Mehr Transparenz im Reporting
10. Unternehmensweites Risiko-Management
Technik
1. Eine effiziente und flexible Infrastruktur entwickeln
2. Dieselbe managen
3. Tools für mehr Sicherheit
4. Einen verbindlichen Standard-Desktop schaffen
5. IT-Performance-Management
6. Total Cost of Ownership der Assets
7. Anwendungsintegration
8. IT-Unterstützung für unternehmensübergreifende Prozesse
9. Netz-Management
10. Business-Intelligence-Applikationen
Abb: Drei Gruppen von CIOs
Die Mehrheit der CIOs hat sich mit den schwierigen Bedingungen arrangiert. Quelle: Gartner